Paderborn. Fadi Nazha, Leitender Oberarzt der Klinik für Urologie am Brüderkrankenhaus St. Josef Paderborn, operiert seit rund eineinhalb Jahren mit dem robotergestützten Da-Vinci-System. Laut Register des Robotic-Anbieters gehört er mit einer Konsolenzeit von unter hundert Minuten bei bestimmten Prostataeingriffen zu den Top zehn Prozent der Operateure in Europa. Inzwischen wird Nazha von Oberärztin Eva Kunzmann unterstützt. Beide führen vor allem Entfernungen der Prostata im Zuge einer Krebstherapie durch.
Die sogenannte radikale Prostatektomie wird inzwischen am Brüderkrankenhaus regelhaft mit dem da Vinci durchgeführt und nur noch in wenigen Fällen, wenn es medizinisch angezeigt ist, als offene Operation. Auch Nierentumore, Eingriffe an der Nebenniere oder Inkontinenz-Behandlungen operieren die Urologen robotergestützt. „Präzisere Schnitte, geringerer Blutverlust und schnellere Genesung“, zählt Nazha die Vorteile auf, die das System für den Patienten bietet.
Das Da-Vinci-Operationssystem besteht aus drei Komponenten: aus einer Arztkonsole, von der aus der Operateur das System steuert, einem Patientenwagen mit vier interaktiven Armen und einem Videosystemwagen. Der Videosystemwagen ist ausgestattet mit Bildgebungs- und Energietechnologie, die die Kommunikation zwischen den Da-Vinci-Systemkomponenten gewährleistet. Über die Roboterarme des Patientenwagens werden die Bewegungen des Chirurgen in präzise Aktionen umgesetzt. Zu jedem Zeitpunkt des Eingriffs haben er und der assistierende Chirurg, der am Operationstisch beim Patienten steht, den Blick auf die gestochen scharfen Bilder der Monitore gerichtet, um den Eingriff zu überwachen.
Planungs- und Vorbereitungszeit kürzer
Wegen der langen Planungs- und Vorbereitungszeiten dauerte früher eine robotergestützte OP deutlich länger als herkömmliche offene Verfahren. Inzwischen hat sich das geändert. Nahza gehört mit einer Konsolenzeit von unter hundert Minuten bei problemlosen radikalen Prostatektomien inzwischen zu den schnellsten Operateuren Europas am da Vinci.
Ab Januar steht den Urologen der da Vinci an zweieinhalb Tagen zur Verfügung. Für die Patienten bedeutet dies, dass sie weniger lange auf einen OP-Termin warten müssen. „Eine wichtige Nachricht, gerade für Tumorpatienten“, so Nazha. Seit es den da-Vinci am Brüderkrankenhaus gibt, haben sich die Fallzahlen in der Urologie auf 4.000 stationäre Fälle pro Jahr erhöht. Damit gehört die Klinik für Urologie, die auch als Prostatakrebszentrum von der Deutschen Krebsgesellschaft zertifiziert ist, zu den Top Fünf in Nordrhein-Westfalen (NRW) und zu den zwanzig größten Urologien deutschlandweit. „Die Geschwindigkeit ist natürlich kein Selbstzweck. Die Qualität der Behandlung und die Sicherheit der Patienten haben bei uns höchste Priorität“, betont Chefarzt Andreas Kutta. Neben den Urologen nutzen auch Viszeral- und Thoraxchirurgen die robotergestützte Technik des da Vinci.
In der Klinik für Urologie des Brüderkrankenhauses werden jährlich 175 Eingriffe am da Vinci durchgeführt. Auch die Wirbelsäulenchirurgen nutzen ein robotergestütztes System. Dies macht das Brüderkrankenhaus St. Josef zu einem der führenden Referenzzentren in Sachen Robotics.