Technik in der Medizin

Zweiter OP-Roboter: Klinikum Paderborn baut robotische Chirurgie aus

Im Brüderkrankenhaus St. Josef ist seit Kurzem ein zweites Da-Vinci-Operationssystem im Einsatz. Der Roboter unterstützt Operateure bei filigranen Eingriffen in der Viszeralchirurgie und Urologie.

Die Viszeralchirurgen Ricarda Diller (v.l.) und Sameer Dhayat, Urologin Eva Kunzmann, Thoraxchirurg Guido Scholz sowie Urologe Fadi Nazha (re.) arbeiten mit dem neuen OP-System. Sie werden von speziell ausgebildeten Operationsassistentinnen unterstützt: Vanessa Wünsche (v.l.), Emma Sawatzki und Karina Becker. | © Christliches Klinikum Paderborn/Besim Mazhiqi

14.08.2025 | 14.08.2025, 12:00

Paderborn. Den Operateuren aus den Kliniken für Urologie, Viszeralchirurgie und Thoraxchirurgie steht seit Kurzem ein zweites Da-Vinci-Operationssystem zur Verfügung. Beide Roboter werden nun parallel in zwei Operationssälen des Christlichen Klinikums Paderborn (CKP) im Brüderkrankenhaus St. Josef eingesetzt. Täglich könnten so bis zu sechs roboter-assistierte Eingriffe stattfinden, wie das CKP in einer Pressemitteilung informiert.

Das spezialisierte OP-Pflegeteam habe sich seit dem Aufbau der robotischen Chirurgie vor gut zwei Jahren personell verdoppelt. Mittlerweile seien 15 Mitarbeiterinnen für das Setting rund um den Roboter mit dem Namen Da-Vinci ausgebildet.

„Mit dem Modell Xi haben wir uns für das modernste Gerät am Markt entschieden“, so Geschäftsführer Siegfried Rörig. Das Operationssystem der vierten Generation sei das Flaggschiff des Herstellers und biete viele Vorteile für die Operateure.

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Arme des OP-Roboters sind beweglicher als Hand des Operateurs

So sei etwa die Flexibilität der vier interaktiven Arme am Patientenwagen erhöht worden. „Wir kommen mit den Armen des OP-Systems in sonst schwer zugängliche Regionen des Körpers. Das ist besonders bei Operationen an der Bauchspeicheldrüse und des Mastdarms ein großer Vorteil“, bestätigt Operateurin Ricarda Diller, Chefärztin der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie.

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Das Da-Vinci-Operationssystem besteht aus drei Komponenten: aus einer Arztkonsole, von der aus der Operateur das System steuert, einem Patientenwagen mit vier interaktiven Armen und einem Videosystemwagen. Der neue „da-Vinci Xi“ verfüge über Arme mit unterschiedlich positionierbarenGelenken. Die Fähigkeiten der Instrumentenarme gingen weit über die Fähigkeiten der menschlichenHand hinaus. Sie können abwinkeln und rotieren, wo die Anatomie der Hand Grenzen hat, schreibt das Klinikum.

Ein weiterer Vorteil sei die ausgezeichnete Qualität des Videowagens, der mit Bildgebungs- und Energietechnologie die Kommunikation zwischen der Operationskonsole und den Roboter-Armen gewährleiste. Auch die passgenaue Lagerung des Patienten für jede Aktivität des Operateurs sei auf der dazugehörigen Liege gewährleistet. „Weil Umlagerungen mit dem neuen Patientenwagen überflüssigwerden, verkürzen sich die OP-Zeiten. Das kommt den Patienten zugute“, so Diller.

Kamera am Roboterarm liefert Bilder aus dem Inneren

Zu jedem Zeitpunkt des Eingriffs haben der Operateur, der an der OP-Konsole sitzt, und der assistierende Chirurg am Patiententisch den Blick auf die Monitore. Viszeralchirurg Prof. Dr. Sameer Dhayat, leitender Oberarzt, beschreibt das Operieren mit dem neuen System: „Navigiert wird das System mit zwei Steuerelementen für die Hände und mit drei Fußpedalen. Mithilfe der hochauflösenden Mini-Kamera am Roboterarm erreiche ich Organe, die tief im Inneren des Körpers liegen, sicher und präzise.“ Das Operieren von Tumoren beispielsweise am Enddarm, der Speiseröhre und der Bauchspeicheldrüse habe durch diesen technischen Fortschritt an Qualität und Sicherheit gewonnen.

Bei allen Eingriffen an Magen, Speiseröhre, Bauchspeicheldrüse, Leber, Milz, Galle, Dickdarm, Enddarm und bei Hernien (Brüchen) ersetze die Technik mit dem Da-Vinci-Operationssystem zunehmend die bislang gängigen endoskopischen oder offenen Operationsmethoden. Das treffe auch für die Operationen der Urologen und der Thoraxchirurgen zu.

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Die Urologen Dr. Eva Kunzmann und Dr. Fadi Nazha operieren täglich zwei bis drei Patienten, zum Beispiel aufgrund von Tumorerkrankungen an der Prostata oder an der Niere. „Das neue 3D-HD-System liefert gestochen scharfe Bilder vom Operationsfeld“, das helfe, empfindliche Gefäße und Gewebestrukturen zu schützen. Eine schnellere Genesung der Patienten und geringerer Blutverlust bei Operationen seien signifikante Vorteile gegenüber bisherigen OP-Methoden.

INFORMATION


Der „Da Vinci“ in Zahlen

Das roboterassistierte Operieren ist die Weiterentwicklung der minimalinvasiven Chirurgie, die auch als Schlüsselloch-Technik bezeichnet wird. Das System wird nach Angaben des Herstellers in über 70 Ländern weltweit genutzt, auf der ganzen Welt stehen bislang rund 11.000 dieser Operationssysteme, knapp 2.000 davon in Europa.

Seit der Einführung des ersten Operationssystems im März 2023 wurden laut CKP im Brüderkrankenhaus bislang 806 Eingriffe mit dem „Da Vinci“ durchgeführt (Stand: August 2025). Darunter 276 Eingriffe der Bauchchirurgen, 404 Eingriffe der Urologen und 126 Eingriffe der Thoraxchirurgen. Der überwiegende Teil der Operationen finde aufgrund von Tumoren oder Metastasen am Magen-Darm-Trakt, der Prostata, der Bauchspeicheldrüse, der Leber und der Lunge statt.