Kreis Paderborn

Gewerkschaft: Große Einkommensunterschiede in Paderborner Gastro-Branche

Nach Tarif verdienen Beschäftigte im Schnitt 5,39 Euro mehr pro Stunde. Für die Gewerkschaft NGG mildern Tarifverträge die Folgen der Corona-Krise ab.

Hotelangestellte verdienen im Durchschnitt 21 Prozent mehr, wennsie nach Tarif bezahlt werden. Das ergab eine Umfrage der Plattform lohnspiegel.de. Die Gewerkschaft NGG fordert die Unternehmen dazu auf, sich gerade in Krisenzeiten zu Tarifverträgen zu bekennen. | © NGG

05.11.2020 | 05.11.2020, 07:30

Kreis Paderborn. 5,39 Euro Verdienstunterschied für jede Arbeitsstunde: Beschäftigten, die im Kreis Paderborn nicht nach Tarif bezahlt werden, entgehen je nach Beruf und Betrieb monatlich mehrere hundert Euro. Darauf weist die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) mit Blick auf neue Zahlen des Statistischen Bundesamtes hin.

In NRW verdienten danach Beschäftigte in tarifgebundenen Unternehmen im Schnitt 19,89 Euro pro Stunde. In Betrieben ohne Tarifvertrag seien es 14,50 Euro.

"Kluft wird teils noch größer"

„In der Corona-Krise wird diese Einkommenskluft teils noch größer. Denn wo ein Tarifvertrag gilt, stocken Firmen häufiger das staatliche Kurzarbeitergeld auf", sagt Armin Wiese von der NGG-Region Detmold-Paderborn. Wer etwa in der Systemgastronomie (McDonald’s, Burger King) arbeite, komme in Kurzarbeit auf 90 Prozent des Netto-Einkommens – per tariflicher Regelung.

In Hotels und Gaststätten ohne Tarifvertrag oder Betriebsrat seien Beschäftigte im Zuge der Pandemie hingegen deutlich häufiger von existenziellen Nöten betroffen – bis hin zur Sorge um ihren Arbeitsplatz. „Umgekehrt sorgen Arbeitnehmervertreter aber auch dafür, dass zusätzliche Belastungen erträglich bleiben. So haben sich in der Ernährungsindustrie Arbeitszeitkonten bewährt, mit denen Auftragsspitzen, etwa durch Hamsterkäufe, bewältigt werden können", erklärt Wiese.

Appell an Unternehmen

Der Gewerkschafter ruft die Unternehmen dazu auf, sich gerade in Pandemiezeiten zu Tarifverträgen zu bekennen. Durch faire Löhne und gute Arbeitsbedingungen könnten sie Fachpersonal halten, das auch nach der Krise dringend gebraucht werde. Zugleich profitiere die öffentliche Hand: Nach einer DGB-Studie würden die Einnahmen durch die Einkommenssteuer in NRW um 1,3 Milliarden Euro steigen, wenn alle Beschäftigte nach Tarif bezahlt würden.

Die Sozialversicherungen kämen auf ein Plus von 2,2 Milliarden Euro. Die Kaufkraft der Beschäftigten würde um 3,2 Milliarden Euro wachsen. Nach Angaben des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts der Hans-Böckler-Stiftung galt in NRW zuletzt für 60 Prozent aller Beschäftigten ein Tarifvertrag.