Paderborn. Der digitale Umbruch in der Arbeitswelt könnte im Kreis Paderborn Tausende Jobs kosten. Davor warnt die Gewerkschaft Nahrung, Genuss, Gaststätten (NGG) in einer Mitteilung und verweist auf eine Regionalstudie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB). Danach seien im Kreis Paderborn 28 Prozent aller sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätze in hohem Maße durch die Digitalisierung bedroht. Bei diesen Stellen könnten bereits heute mindestens 70 Prozent aller Tätigkeiten von computergesteuerten Maschinen erledigt werden. Grundsätzlich könne die Digitalisierung jedoch sowohl zur Aufwertung von Berufen führen als auch zu deren Abbau, so die Forscher.
Die NGG spricht von „alarmierenden Zahlen", warne jedoch vor „Schwarzmalerei": „Vom Homeoffice bis zur Videokonferenz: Corona hat dem digitalen Wandel der Arbeitswelt einen zusätzlichen Schub gegeben. Ob Computer tatsächlich so viele Jobs ersetzen, das liegt auch an den Unternehmen und den Beschäftigten. Dort, wo Mitarbeiter für die digitale Zukunft fit gemacht werden, kann die Industrie 4.0 eine große Chance sein", erklärt Armin Wiese, Geschäftsführer der NGG Detmold-Paderborn.
Veränderungen in der Arbeitswelt nicht verschlafen
Nötig sei jedoch eine Qualifikationsoffensive. Wer seine Mitarbeiter jetzt nicht fortbilde, verschlafe die Veränderungen in der Arbeitswelt, so Wiese. Dabei sollten auch die Betriebsräte ein Wort mitreden.
Das zeige sich etwa an der Ernährungsindustrie – mit rund 3.800 Beschäftigten ein „wichtiger Wirtschaftsfaktor" im Kreis Paderborn: Hier kümmerten sich Arbeitnehmervertreter seit Jahren darum, dass Automatisierung und Digitalisierung nicht zulasten der Mitarbeiter gingen und handelten in der Pandemie Regeln aus, damit die Heimarbeit etwa in Verwaltungsjobs die Menschen nicht rund um die Uhr belaste.
Digitalisierung gewinnt an Fahrt
Nach Angaben des IAB habe die Digitalisierung in den vergangenen Jahren deutlich an Fahrt gewonnen: Allein zwischen 2013 und 2016 stieg demnach der Anteil der Arbeitsplätze, die potenziell zu einem Großteil durch Maschinen ersetzbar seien, bundesweit von 15 auf 25 Prozent. Besonders betroffen seien Berufe in der Fertigung.
Doch wie dramatisch die Folgen tatsächlich sind, das hängt laut IAB nicht nur von den Unternehmen und den Beschäftigten ab. „So wird es weiterhin Handwerksbäckereien geben, wenn Verbraucher ein handgebackenes Brot mehr wertschätzen als ein maschinell gefertigtes", schreiben die Forscher.