Kreis Paderborn

Premiere: Erste Vize-Landrätin im Kreis Paderborn

Verena Haese von der CDU übernimmt als erste Frau die Stellvertretung des Landrats. Auch die Grünen bekommen mit Jörg Schlüter einen „Vize“.

Landrat Christoph Rüther (r.) mit seiner Stellvertreterin Verena Haese und seinen Stellvertretern Hans-Bernd Janzen (l.) und Jörg Schlüter (2.v.r.) | © Jochem Schulze

03.11.2020 | 04.11.2020, 14:13

Paderborn-Schloß Neuhaus. Vereidigungen und Verpflichtungen zählen zu den grundlegenden Akten der Demokratie. Im Normalfall finden sie in einer gediegenen Atmosphäre statt. Das war am Montagabend in der ersten Sitzung des neu gewählten Kreistages ganz anders. Der neue Landrat Christoph Rüther, seine Stellvertreter sowie die Abgeordneten wurden coronabedingt in der eher spartanischen Umgebung der Sporthalle des Berufskollegs Schloß Neuhaus in ihre Aufgaben eingeführt. Eine Überraschung blieb dabei nicht aus.

Denn mit Verena Haese von der CDU besitzt der Kreis nun eine stellvertretende Landrätin. Die Paderbornerin ist die erste Frau, die seit der Abschaffung der Doppelspitze im Jahr 1999 dieses Amt antritt. Haese wurde gemeinsam mit ihrem Parteikollegen Hans-Bernd Janzen (Husen) und dem Grünen Jörg Schlüter (Hövelhof) in geheimer Wahl aufs Schild gehoben. 48 Ja-Stimmen, drei Nein-Stimmen und sechs Enthaltungen waren gezählt worden. Drei der insgesamt 60 Kreistagsmitglieder fehlten entschuldigt.

Während Janzen im Amt des Vize-Landrats für Kontinuität sorgt, tritt Haese die Nachfolge ihres Parteikollegen Vinzenz Heggen an. Jörg Schlüter löst Wolfgang Weigel von der SPD ab. Die Grünen waren bei der Kreistagswahl hinter der CDU und vor der SPD zweitstärkste Kraft geworden.

"Auf uns lastet eine Riesenverantwortung"

Nach seiner Vereidigung durch den Altersvorsitzenden Michael Hadaschick schwor Christoph Rüther die Abgeordneten auf ebenso spannende wie schwierige Zeiten ein. „Es ist für uns alle ein Moment, in dem eine Riesenverantwortung auf uns lastet", erklärte der Nachfolger von Manfred Müller. Diese Worte fanden Gehör. Denn die anschließende Bildung, Größenfestlegung und personelle Besetzung der Ausschüsse ging recht komplikationsfrei über die Bühne. Bei der Besetzung des Jugendhilfeausschusses jedoch mussten zwei Sitzungsunterbrechungen her.

Zunächst machte die AfD mit einem Verzicht den Weg in den Ausschuss für die FDP und die Gemeinschaft Die Linke/Die Partei frei. Als es um die stimmberechtigten Vertreter der anerkannten Träger der freien Jugendhilfe im Ausschuss ging, schlug Meinolf Päsch im Namen der CDU den Caritas-Verband, die Diakonie, die Arbeiterwohlfahrt, den Paritätischen, den Bund der Katholischen Jugend und den Kreissportbund vor. Dieses halbe Dutzend war auch im „alten" Jugendhilfeausschuss stimmberechtigt vertreten.

Aidshilfe erhält Stimme im Ausschuss

Norika Creuzmann von den Grünen machte sich für die Aidshilfe Paderborn stark. Nach einer zweiten Unterbrechung und intensiven Gesprächen auch zwischen den Fraktionen wurde protokollarisch festgehalten, dass nach einer durch den Kreistag zu beschließenden Satzungsänderung auch die Aidshilfe im Fachausschuss eine Stimme erhalten soll.

Unklar ist aber, wo dieser und die anderen Ausschüsse in den kommenden Wochen und Monaten tagen werden. „Große Räume sind in diesen Tagen ein rares Gut", bereitete Kreisdirektor Ulrich Conradi die Kreistagsabgeordneten auf ungewöhnliche Umstände vor. Für die Fraktionssitzungen wurde bereits ein Ausweg gefunden. Die dürfen nach einer einstimmig beschlossenen Änderung der Hauptsatzung nun online stattfinden.