
Paderborn. Wer seinen alltäglich anfallenden Müll reduzieren will, überdenkt am besten sein Einkaufsverhalten. Denn mit ihm steht und fällt alles. Ein aufmerksamer Blick im Supermarkt und ein gezieltes Einkaufen können bereits eine Menge unnötigen Müll vermeiden.
Davon ist Mechthild Hopmeier überzeugt. Sie ist Bereichsleiterin der Abfallentsorgungs- und Stadtreinigungsbetrieb (ASP) und kennt hilfreiche Tipps:
1. Keinen Pappbecher für den Kaffee
Ein großer Müll-Verursacher ist der Kaffee aus Einwegbechern: 14.000 Pappbecher verbrauchen die Paderborner jeden Tag, schätzt Hopmeier. So sorge der schnelle Muntermacher für volle Mülleimer und verursache eine riesige Ressourcen-Verschwendung. Das müsse nicht sein, denn in Paderborn gibt es seit 2018 das Pfandsystem „Cupforcup".
Seitdem heißt es: „Paderborn bechert um" und für ein Pfand von einem Euro kann das Heißgetränk im Kunststoffbecher mitgenommen werden. Danach kann man den Becher in einer teilnehmenden Filiale wieder abgeben und bekommt das Pfandgeld zurück – 28 Bäckereien und Cafés machen in Paderborn bereits mit.
2. Überflüssige Verpackungen vermeiden
Abgepackte Produkte produzieren zwangsläufig Müll. Umso schlimmer, wenn Produkte verpackt werden, die auch ohne auskämen oder noch eine zusätzliche Umverpackung haben. Pralinen in einem Kasten – einzeln in Papier gewickelt. Vorgewogene Bananen in einer Plastiktüte. Gepellte Orangen in einer Plastikschale. Die Liste an überflüssig verpackten Lebensmitteln ist lang. Bevorzugt werden sollten darum Produkte, die wenig oder gar nicht verpackt sind, empfielt Hopmeier.
Fleisch und Käse gebe es verpackungsarm und bedarfsgerecht an der Bedienungstheke oder auf den Paderborner Wochenmärkten. Beim Unverpackt-Läden könnten neben zahlreichen weiteren Lebensmitteln auch Hygieneartikel, Kaffee, Knabbereien und vieles mehr ohne Verpackung gekauft werden.
3. Mehrweg statt Einweg
„Finger weg von Plastik-Einwegflaschen", rät Mechthild Hopmeier. Besser seien Mehrwegflaschen. Die Variante aus PET könne bis zu 15 Mal wieder befüllt werden, eine Glasflasche sogar bis zu 50 Mal. Der Unterschied zwischen Einweg und Mehrweg sei im Supermarkt manchmal gar nicht so leicht und nur auf den zweiten Blick zu erkennen. Doch jede Flasche besitze einen Aufdruck und im Supermarkt seien die Regale mit Einweg-Flaschen gekennzeichnet.
4. Leitungswasser trinken
Leitungswasser soll eines der am besten kontrollierten Lebensmittel in Deutschland sein. Und gerade in Paderborn komme super Wasser aus dem Hahn, findet Mechthild Hopmeier.
Darum sollten Kunden bei Wasser am besten komplett auf die Flaschen aus dem Supermarkt verzichten – sowohl Mehrweg als auch Einweg. Ein Wassersprudler könne für Kohlensäure im Getränk sorgen, Sirups oder Früchte für den Geschmack. Das spare eine Menge Plastik und Glas ein und bedeute auch: weniger Wasser schleppen müssen.
5. Feste feiern ohne Reste
An Geburtstagen, Grillabenden und Straßenfesten würden viele noch immer gerne Einweg-Geschirr verwenden. Dabei sähen richtige Teller, stabiles Besteck und Gläser nicht nur besser aus, sie schonten im Gegensatz zu ihren Nachahmern aus Plastik und beschichteter Pappe auch die Umwelt. Bei größeren Festen könnten mehrere etwas beisteuern, das Spülen aufteilen oder sich ein mobiles Spülmobil mieten – und alles wird in einem Abwasch sauber.
Hopmeier rät außerdem zu wiederverwertbarer Deko: Anstatt der Papier-Tischdecke sähen auch buntbedruckte Stoffe gut aus. Und Girlanden, Lampions und Co. könnten bei den nächsten Festen erneut zum Einsatz kommen, wenn sie pfleglich behandelt würden.
6. Lebensmittel sind zu gut für die Tonne
Pro Kopf würden laut Angaben der ASP Lebensmittel im Wert von 235 Euro im Jahr weggeworfen. Das ist nicht nur wegen des vergeblich ausgegebenen Geldes ärgerlich, sondern auch deshalb, weil Lebensmittel kostspielig auf immer knapper werdenden Flächen und zu Lasten der Umwelt produziert würden. Deshalb sollte nur so viel eingekauft werden, wie auch verbraucht werden könne.
7. Keine Einmaltüten verwenden
Häufig bringen Obst und Gemüse bereits robuste, schützende Schalen mit sich. Eine eigene Verpackung aus der Natur. Und trotzdem packten viele Kunden diese Lebensmittel in eine dünne Plastiktüte, die direkt nach dem Einkauf weggeschmissen würde. Das sei alles andere als nachhaltig, sagt Hopmeier.
Fatal sei zudem, dass die Tüten oft in der Biotonne landeten, weil viele Menschen in ihnen die Bio-Abfälle sammelten. Darum sei es besser, direkt einen Einkaufskorb oder eine Stofftasche mitzunehmen. Auch Mehrweg-Beutel und -Netze würden schon häufig in den Märkten selbst angeboten. Darin ließen sich die Lebensmittel auch einfach abwiegen.
8. Second Hand - zum Wegwerfen zu schade
Jeder kennt das: Manchmal muss einfach mal etwas Neues her. Neue Kleidung, neue Bettwäsche, Möbel, Spielzeug oder Deko. Doch warum nicht etwas neues Gebrauchtes kaufen?
Was jemandem nicht mehr passt oder passend erscheint, darüber könnte sich ein anderer freuen – und die Umwelt auch. Ein Blick auf die Paderborner Tausch- und Verschenkbörse könne sich deshalb lohnen. Die ASP hat zudem Adressen für Second-Hand-Läden zusammengestellt.
9. Klasse statt Masse
„Wer billig kauft, kauft doppelt. Oder hat Reparaturkosten", erweitert Mechthild Hopmeier die bekannte Redensart. Darum rät sie, qualitative Produkte zu kaufen, vor allem im Bereich Elektrogeräte und Kleidung.
Denn wer hier qualitative Produkte kaufe, könne diese meist deutlich länger nutzen als entsprechende Billigangebote. Je länger die Geräte genutzt würden, desto weniger Müll fiele an – und es müsse auch weniger nachproduziert werden. Das spare Energie und schone Rohstoffe.
10. Keine unnötigen Einkäufe
Abfallvermeidung beim Einkaufen kann auch heißen: auf einen unnötigen Einkauf verzichten. Zum Beispiel, indem das Essen und Trinken für die Frühstücks- und Mittagspause von zu Hause aus in einer Lunchbox mitgebracht werde. Pausenbrote, Salate oder der Rest vom Abendessen könnten schnell zum Mitnehmen vorbereitet werden. Denn der beste Müll sei der, der gar nicht erst entsteht.
INFORMATION
Paderborns Müll in Zahlen
Im Jahr 2018 hat jeder Paderborner circa 458 Kilogramm Müll produziert. Auf die drei Tonnen aufgeteilt macht das pro Einwohner 161 Kilogramm Restmüll, 125 Kilogramm Bio-Müll und 172 Kilogramm Wertstoffe. 65 Prozent des Abfalls wurden recycelt.