Lichtenau

Lichtenauer Steingrab soll älter als die Pyramiden sein

Die Altertumskommission hat die Anlage erneut unter die Lupe genommen. Die Stadt Lichtenau ist mit im Boot.

08.12.2019 | 08.12.2019, 08:15
Vera Brieske, Geschäftsführerin der Altertumskommission, und Projektleiter Leo Klinke bei der Vermessung der Grabanlage in Atteln. Aus den gewonnenen Daten wird später auch ein digitales 3D-Modell erstellt. - © Stadt Lichtenau
Vera Brieske, Geschäftsführerin der Altertumskommission, und Projektleiter Leo Klinke bei der Vermessung der Grabanlage in Atteln. Aus den gewonnenen Daten wird später auch ein digitales 3D-Modell erstellt. | © Stadt Lichtenau

Lichtenau-Atteln. Kaum ein Passant weiß, welches bedeutende Denkmal hinter ein paar Bäumen an der Altenau schlummert. Älter als die Pyramiden in Ägypten und sogar älter als Stonehenge ist das Großsteingrab in Atteln.

Die Altertumskommission des LWL hat jetzt mit einer erneuten Vermessung und Dokumentation der Grabanlage begonnen. Die Ergebnisse der Untersuchung werden nicht nur Eingang in eine Publikation zu dem Objekt in Atteln finden, eine Animation zum heutigen und ursprünglichen Aussehen des Grabes wird Anfang nächsten Jahres auf der Internetseite der Altertumskommission (www.altertumskommission.de) zu sehen sein.

„Tatsächlich ist die Anlage eines der frühesten dauerhaften Bauwerke in der Menschheitsgeschichte", erzählt Sven Spiong vom Gebietsreferat Bielefeld der LWL-Archäologe und zuständiger Bodendenkmalpfleger. Während in unserer Region aus der Zeit vor 5.000 Jahren keine Wohnhäuser bekannt sind, ist eine ganze Reihe von Großsteingräbern erhalten.

Mehrere Generationen bestattet

Man nimmt heute an, dass die Menschen in dieser Zeit als Teilnomaden lebten und mit ihrem Vieh – Ziegen Schafen und auch bereits Rindern – in einem größeren Gebiet umherzogen. Die imposanten Gräber entstanden hier in der Gegend meist in den Flusstälern, den Lebensadern der Karstlandschaft auf der Paderborner Hochebene. Das Grab in Atteln war über einen längeren Zeitraum in Gebrauch und einige Generationen der damaligen Bewohner wurden hier bestattet.

Großsteingräber wurden zwar regional in verschiedenen Formen errichtet, das Erstaunliche an dieser Gruppe von Denkmälern ist allerdings, dass es sie in wesentlichen Teilen des heutigen Europa gibt. Die Ähnlichkeiten in den Bestattungssitten lassen dabei den Schluss zu, dass es einen weiträumigen kulturellen Austausch der Menschen gab.

Pläne für eine westfälische Route

Vera Brieske, die Geschäftsführerin der Altertumskommission, nimmt die besondere Bedeutung dieser Monumente zum Anlass für eine neue Initiative. Analog zur „Straße der Megalithkultur" in Niedersachsen soll auch in Westfalen eine touristische Route entstehen, die erhaltene Bauten für Besucher erschließt.

Dass die Anlage in Atteln eines der ansehnlichsten Exponate dieser Route ist, passt offensichtlich sehr gut in das touristische Konzept, das die Stadt Lichtenau verfolgt. Matthias Preißler, der dort für Stadtmarketing und Tourismus zuständig ist, freut sich auf die künftige Kooperation mit der Altertumskommission. Die Stadt Lichtenau ist dabei, ihre Ausflugsziele Stück für Stück sowohl für Einheimische als auch für Besucher aufzupolieren.