Archäologie

Spektakulärer Mammutknochen-Fund in Augustdorf

Baggerführer stößt in einer Sandgrube auf den Stoßzahn eines Urzeit-Riesen. Spezialisten hoffen nun auf weitere paläontologische Fundstücke in der näheren Umgebung

Der Finder, der ungenannt bleiben möchte, ist stolz auf seine Entdeckung. | © Privat

22.06.2019 | 22.06.2019, 09:21

Augustdorf. Kubikmeter um Kubikmeter Sand schaufelt Jens S. (Name geändert) jeden Tag mit seinem Bagger in einer Augustdorfer Sandgrube frei. Doch am Mittwochnachmittag passierte plötzlich etwas. Denn auf einmal rutschte nicht nur Sand nach, sondern etwas viel Größeres: ein Mammutzahn. "Das ist schon etwas Besonderes, in dieser Gegend auf einen Mammutstoßzahn zu stoßen", erklärt Dirk Grote, Mitarbeiter beim Naturschutz-Großprojekt Senne und Teutoburger Wald.

Nach dem spektakulären Fund informieren die Arbeiter sofort das Landesmuseum in Detmold. Deren stellvertretende Leiterin, Elke Treude, überzeugt sich noch am selben Nachmittag vor Ort von der Echtheit des paläontologischen Fundstückes. "Wir haben den Mammutzahn vermessen und auch den Fundort begutachtet", erklärt Treude. Nachdem die Augustdorfer Nachrichten den Fund öffentlich gemacht hatten, meldet sich auch Mark Keiter, Geologe am Naturkundemuseum Bielefeld.

Möglicherweise weitere Zähne im Sand

Dirk Grote, Mitarbeiter beim Naturschutzgroßprojekt Teutoburger Wald undSenne untersucht noch einmal den Ort, an dem der Mammutstoßzahn gefunden wurde. - © Guntmar Wolff
Dirk Grote, Mitarbeiter beim Naturschutzgroßprojekt Teutoburger Wald undSenne untersucht noch einmal den Ort, an dem der Mammutstoßzahn gefunden wurde. | © Guntmar Wolff

Es sei wichtig, sich die Umgebung noch genauer anzuschauen, sagt auch Grote, denn: "Die Gegend hier in der Senne war früher eine Kaltsteppe." Da es hier keinen Fluss gegeben habe, könne der Zahn auch nicht weitergespült worden sein. "Da der Untergrund statisch ist, kann ich mir gut vorstellen, dass es einen weiteren Stoßzahn in der näheren Umgebung geben könnte", so Grote.

Information

Mammut

Mammute erreichten eine Schulterhöhe von 2,8 bis 3,7 Meter. Das entspricht der Größe von Elefanten; das Gewicht variierte zwischen fünf und acht Tonnen.
Vor allem die Mammute, die während der letzten Kaltzeit lebten, waren an den Lebensraum der Kaltsteppe gebunden. "Die Vegetation bestand nur zu etwa 20 Prozent aus Gräsern", erklärt Dirk Grote, Mitarbeiter beim Naturschutzgroßprojekt Senne und Teutoburger Wald. Der Rest waren proteinreiche Kräuter und Blüten wie Wegeriche, Beifuß, Schafgarbe, Chrysanthemen, Kuhschellen, Silberwurz und sogar einige Weiden. Die Mammute waren darauf spezialisiert.
"Die großen Riesen lebten seit fünf Millionen Jahren auf der Erde, die letzten sind vor 4.000 Jahren ausgestorben", so Grote.

Im Laufe der Zeit habe der Sand, der durch Winde angehäuft wurde, das Mammut, oder zumindest den Zahn, überlagert. An die Möglichkeit, dass das Mammut den Zahn vielleicht bei einem Kampf verloren haben könnte, glaubt Grote nicht. "Der Zahn eines Mammuts ist so stabil, den hat es eigentlich erst mit dem Tod verloren." Aus diesem Grund sei es auch wichtig, den Fund weiter zu untersuchen.

Mammut in der Senne vor 15.000 Jahren ausgestorben

Und das soll auch in der kommenden Woche schon geschehen. Dann wird Lothar Schöllmann, am Naturkundemuseum in Münster für die paläontologische Bodendenkmalpflege zuständig, sowohl den Zahn als auch die Fundstelle noch einmal genau untersuchen. "Es ist richtig, wenn die Spezialisten noch einmal einen Blick auf das Fundstück werfen", unterstreicht auch Mark Keiter. Denn manchmal seien auch zusätzliche Untersuchungen wünschenswert.

So könne zum Beispiel mit der Radiokarbonmethode das Alter des Mammuts bestimmt werden. "In der Senne gilt das Mammut seit 15.000 Jahren als ausgestorben", so Grote. "Wenn die Untersuchung jetzt zeigen würden, dass das Mammut jünger wäre, müsste unter Umständen die Geschichte hier neu geschrieben werden", so der Experte.

Sowohl Grote als auch Keiter freuen sich, dass die Finder sofort das Richtige taten, indem sie das Landesmuseum informiert haben. "Wenn jemand etwas findet, gehört es erst einmal dem Land", erläutert auch Elke Treude. Erst wenn dieses auf das Fundstück verzichte, könne es der Finder unter Auflagen behalten. "In diesem Fall muss der Stoßzahn feucht gehalten werden", erklärt die stellvertretende Museumsleiterin. Weiteres will sie zu dem Fund erst einmal nicht sagen: "Wir müssen jetzt die weiteren Untersuchungen abwarten."