Altenbeken

Altenbekener glaubt, Lösung gegen Borkenkäfer-Plage gefunden zu haben

Der Forstwirt ist überzeugt von seinem Verfahren - Experten sind skeptisch

Kahlschlag: Forstwirt Andreas Bieling zeigt ein Stück Baumrinde, was bereits vom Borkenkäfer befallen wurde. Hinter Bieling ist eine vom Käfer verursachte kahle Fläche zu sehen. | © Andreas Götte

21.07.2019 | 21.07.2019, 06:00

Altenbeken. Wenn Forstwirt Andreas Bieling durch die heimischen Wälder geht und die unzähligen vom Borkenkäfer befallenen Fichten sieht, macht ihn das wütend. Dabei hat er ein thermisches Verfahren entwickelt, bei dem die Käfer in allen Entwicklungsstadien ohne Einsatz von Insektiziden umweltschonend zu 80 Prozent getötet werden.

„Bei 58 Grad Celsius stirbt jeder Käfer, weil das tierische Eiweiß gerinnt", weiß der 55-Jährige. „Wir müssen die Population der Käfer drastisch reduzieren, schließlich ist die Fichte unser größter C02-Speicher", betont der frühere Schlosser.

Bei seinem Verfahren müssen sich die Borkenkäfer wie in einer Sauna fühlen. Über Zerstäubungsdüsen werden die befallenen Holzpolter mittels Schlauch im Heißdampf-Verfahren erhitzt. Eine Baustoffplane sorgt für den entsprechenden Sauna-Effekt.

Sauna-Effekt: Mit heißem Wasser unter einer Plane wird den Borkenkäfern in sämtlichen Stadien zu Leibe gerückt. - © Bieling
Sauna-Effekt: Mit heißem Wasser unter einer Plane wird den Borkenkäfern in sämtlichen Stadien zu Leibe gerückt. | © Bieling

Im Gegensatz zu anderen Forstbehörden und der Politik hat sich laut Andreas Bieling das Regionalforstamt Hochstift offen für das Verfahren gezeigt. Bei einem Termin im Kempener Forst bei Altenbeken hatte Bieling vor Experten vom Amt und aus der Region sein Verfahren erfolgreich präsentiert.

Bei einer Temperatur von 16 Grad Celsius am Holz waren 80 Prozent der Käfer nach rund 30 Minuten abgestorben. „Das Regionalforstamt hatte sich offen für die Weiterentwicklung gezeigt", freut sich Bieling. Die Kosten belaufen sich nach seinen Angaben auf neun Euro pro Festmeter.

Kontakt zu Behörden und Politik gesucht

Doch weil das Waldschutzzentrum NRW in Gummersbach die zuständige Zulassungsbehörde ist, nahm Bieling zur staatlichen Behörde Kontakt auf. Kurz vor Weihnachten 2018 kam es zu einem Ortstermin in Kempen-Sandebeck. „Die Experten waren mit Messgeräten ausgerückt, um Wärmediagramme zu erstellen", erinnert sich Bieling.

Doch auf die Anzahl von 78 Baumstämmen und einer Außentemperatur von 0,1 Grad Celsius am Holz war er nicht vorbereitet. „Die Plane war zu klein, so dass letztlich unter den Bedingungen nur 30 Prozent der Borkenkäfer abgetötet wurden", bedauert Bieling. Seitdem verfolgten Politiker und die Forstpolitik die Angelegenheit nicht weiter.

Seit dem vergangenen November versucht Bieling beispielsweise ein Gespräch mit NRW-Umweltministerin Ursula Heinen-Esser (CDU) zu bekommen. Doch aufgeben will er nicht. Nach seinen Angaben hat er deutschlandweit das Gespräch mit Forstbehörden und Politikern auf Landes- und Bundesebene gesucht.

"Ich will damit kein Geld verdienen"

Nach seinen Worten sei seine Idee auch dem Düsseldorfer Landtag bekannt. Doch bis auf das Angebot eines Langzeitversuchs über mehr als zwei Jahre mit wissenschaftlicher Begleitung durch die Ruhr-Universität Bochum und dem Vorschlag eines thermodynamischen Gutachtens und eines weiteren Versuchs, der ihm in Rechnung gestellt werden soll, ist nichts geschehen.

Und Andreas Bieling fragt sich warum? Denn nach seinen Worten wendet das Land NRW das thermische Verfahren längst im Kampf gegen den Borkenkäfer an. „Bei Verpackungsholz in der Halle", so der 55-Jährige. Auch Hersteller von entsprechenden Anlagen hätten bisher kein Interesse gezeigt. „Ich will damit kein Geld verdienen. Ich mache das aus Leidenschaft der Umwelt zuliebe", betont der Forstwirt.

Auf einen Schlag bis zu 50.000 Käfer abtöten

Nach seinen Angaben forderten private Waldbauern bereits 160 Millionen Euro Entschädigung vom Land. Und das fördere mit 25 Millionen Euro neue Verfahren beispielsweise für Nasslagerplätze. Warum er da selbst Geld in die Hand nehmen müsse, versteht Bieling nicht.

Selbst an eine Verfeinerung seiner Idee hat er bereits gedacht. „Man könnte Fangpolter erstellen, bei denen die Käfer über Pheromone angelockt werden", sagt der Forstwirt. Da würde man auf einen Schlag bis zu 50.000 Käfer abtöten können. Auch könnte das Verfahren im Kampf gegen den Eichenprozessionsspinner und der Russrindenkrankheit angewendet werden. Politik und das Forstwesen scheinen betriebsblind zu sein, meint Bieling. Dabei treibt ihn doch nur eines um. „Wir müssen das retten, was noch zu retten ist."