Nitrat und Temperatur belasten Trinkwasser im Kreis Höxter

Kreis Höxter. Klimawandel ist viel mehr als Schwitzen im Sommer, weil die Temperaturen etwas steigen. Die Regenmengen durch stärkere Verdunstung &bdquo;stimmen zwar noch in der Summe am Ende des Jahres“, sagt Georg Gievers, sind aber ungleicher verteilt. &bdquo;Lange Zeit nichts, und dann in kurzer Zeit mit aller Gewalt sehr viel mit Überflutungen und Erosionen, die auch aus Sicht der Landwirte fatal sind“, resümiert der Experte der Landwirtschaftskammer in Brakel, der die Trinkwasserkooperation der Landwirte und der Wasserversorger im Kreis Höxter leitet. Dabei bleibe die Grundwasserneubildung insgesamt gesehen fast gleich und nehme tendenziell sogar leicht zu, sagt Nieheims Wassermeister Bernd Bieling. Aber die wechselnden Wasserstände durch die neue Verteilung der Niederschläge haben Auswirkungen. Eine Trinkwasserquelle im Kreis Höxter läuft plötzlich über So war beispielsweise die Quelle Erwitzen durch den Dauerregen im vergangenen Winter derart gut gefüllt, dass selbst der Überlauf es nicht schaffte, das Wasser abzutransportieren. &bdquo;Wenn wir das Problem nicht angehen, droht uns das auf Dauer den Hang zu sprengen“, berichtet Bieling im Nieheimer Stadtrat, der so etwas in seiner 35-jährigen Amtszeit noch nciht erlebt habe. Sicherlich ist die schon 1930 in Betrieb genommene Quelle Erwitzen ein besonderer Fall. Lesen Sie auch: Wasserverbrauch im Kreis Höxter sinkt: sparsamer Gebrauch weiter wichtig Andererseits sinken in Dürremonaten die Wasserstände in fast allen Brunnen im Kreis Höxter dramatisch. Auch wenn die Brunnen nicht, wie einmal in Altenbergen geschehen, fast ganz leerlaufen, führt das doch zu Veränderungen. &bdquo;Sinken die Grundwasserstände, holen wir Wasser hoch, was eine längere Verweilzeit im Untergrund hat“, erklärt der Wassermeister. Hohe Wassertemperaturen bereiten Sorgen Durch die längere Verweilzeit kalke es mehr auf. &bdquo;Die Wasserhärte nimmt in trockenen Sommern noch mal leicht zu.“ Für die Bürger ist das aber so gut wie gar nicht spürbar – denn die Wasserhärte ist in vielen Teilen des Kreises eh schon sehr hoch. Mehr noch, ergänzt Bieling: &bdquo;Die extrem heißen Sommer mit Temperaturen, die an die 40 Grad heranreichen. machen ja auch etwas mit dem Untergrund.“ Das führe dazu, dass die Temperatur des Trinkwassers, mit dem es in den Häusern ankommt, teilweise bereits die 20-Grad-Marke überschreitet. Dabei sollten 20 Grad das absolute Maximum sein. Wasserhärte nimmt bei Dürre zu Nimmt die Temperatur weiter zu, steigt die Gefahr der Aufkeimung des Wassers. Das Wasserwerk könne aber nichts dagegen machen, weil sich die Temperaturen nicht beeinflussen lassen. &bdquo;Das wäre das absolute Grauen, dass wir noch längere heiße Phasen kriegen und die Trinkwassertemperaturen vielleicht auf 23 oder 25 Grad steigen. Dann wird es auch bakteriologisch schwierig.“ So etwas könne man dann nur noch mit einer Dauerchlorung im Griff behalten. Das ist etwas, was wir als Wasserwerke überhaupt nicht wollen.“ Lesen Sie auch: Leere Brunnen: Trinkwasser im Kreis Höxter wird knapper Und die Trinkwasserexperten registrieren immer mehr, wie weitreichend die Auswirkungen des Klimawandels auf das wichtigste Lebensmittel sind. Einen speziellen Blick hat Gievers dabei auf die Nitratbelastung. Der Einfluss auf den Nitratwert, dessen Grenzwert 50 Milligramm Nitrat pro Liter liegt, ist vielfältig. Neben Landwirtschaft und Siedlungen können auch die Auswirkungen des Klimawandels zu höheren Nitratwerten führen. Einfluss aufs Wasser durch sterbenden Wald Eine Erkenntnis, die erst in jüngerer Vergangenheit immer deutlicher spürbar wird. Beispiel Kariensiek. In diesem Trinkwasserschutzgebiet am Rande des Kreises Höxter, von dem aus eine Steinheimer und Nieheimer Ortschaften versorgt werden, ist nach Jahren des Rückgangs ein spürbar steigender Nitratwert zu beobachten, der bisweilen auch den Grenzwert überschreitet. Als wesentliche Ursache wird der komplett abgestorbene Wald vermutet, der dem Borkenkäfer zum Opfer fiel, wie Nieheims Wassermeister Bernd Bieling jüngst in einer Ratssitzung berichtete und den Brunnen als &bdquo;Sorgenkind“ bezeichnete. Mit Absterben der Bäume schwindet die Nitrat-Aufnahme Denn mit dem Absterben der Bäume schwindet eine ihrer wichtigen Ökosystemdienstleitungen: die Aufnahme von Nitrat aus dem Boden. &bdquo;Normalerweise sind unter gesundem Wald die Nitratwerte im Boden niedriger“, sagt Georg Gievers von der Trinkwasserkooperation. Auch, weil die Bodenbewegung wie auch die Wasserausträge deutlich geringer sind, als auf bewirtschafteten Feldern. Sind die Bäume weg, fehlt der Schatten – stärkere Sonneneinstrahlung begünstigt die Stickstoffproduktion. Deshalb dürfen in Wasserschutzgebieten auch Wälder nicht in andere Nutzungsarten umgewandelt werden. Stirbt nun aber der Wald, wird nicht nur die Nitrataufnahme gestoppt. &bdquo;Gleichzeitig tragen wir richtig Biomasse in den Untergrund“, so Bieling. Um das Problem einzudämmen, reagierten die Experten sofort, als sie erfuhren, dass die Reste gemulcht und darauf neue Bäume gepflanzt werden sollten. Das Problem wird nicht so schnell verschwinden &bdquo;Wir haben gemeinsam mit der Wasserkooperation umgehend ein Veto eingelegt“, berichtet Bieling. Denn dann hätte es extrem viel verfügbare Biomasse gegeben, die &bdquo;aufs Nitrat im Wasser durchschlägt“. Beim Besitzer der Flächen, Börries von Oeynhausen-Leffers (Grevenburg) und seinen Förstern, habe es dafür großes Verständnis gegeben. Jetzt soll es nur kleine Rückegassen geben, so dass es eine geringstmögliche zusätzliche Belastung gibt. &bdquo;Wir versuchen natürlich schon, eine gewisse Gefahrenabwehr zu betreiben und zu schauen, wo gibt es problematische Nitratwerte und wo sehen wir Möglichkeiten, entgegenzuwirken“. Was die Wasserkooperation mache, sei allerdings nicht &bdquo;von heute auf morgen“ gedacht, sondern auf lange Zeit. Und deshalb heißt es jetzt: warten. Das Problem wird nicht so schnell verschwinden. Einer aktuellen EGU-Studie zufolge erreicht Nitrat im Wandboden nach einem Borkenkäfer-bedingten Baumsterben in etwa von drei bis zehn Jahren die höchste Konzentration. Im Schnitt werden maximale Werte nach fünf Jahren erreicht.

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