Altenbeken. Die Gemeinde Altenbeken kritisiert die aus ihrer Sicht unzureichende Organisation des Schienenersatzverkehrs (SEV) durch die Deutsche Bahn. Hintergrund ist, dass der Bahnverkehr rund um Altenbeken seit einigen Wochen massiv eingeschränkt ist. Grund sind die Sanierungsarbeiten am Rehbergtunnel, die eine Sperrung der Strecke erforderlich machen. Für die betroffenen Zugverbindungen hat die Deutsche Bahn einen SEV mit Bussen eingerichtet. Für Probleme sorgen unter anderem fehlende Toiletten, teilt die Gemeindeverwaltung mit.
Laut Gemeinde Altenbeken zeige die Praxis, dass der Ersatzverkehr für Fahrgäste wie für Anwohnerinnen und Anwohner eine erhebliche Belastung sei. Seit den ersten Tagen erreichten zahlreiche Beschwerden die Gemeindeverwaltung. Kritisiert würden vor allem unzureichende Informationen, fehlende Toiletten, chaotische Situationen auf dem Bahnhofsvorplatz und die erhebliche Lärmbelastung durch Busse, die mit laufenden Motoren unmittelbar vor den Wohnhäusern ständen.
„Wir teilen den Unmut der Menschen in Altenbeken ausdrücklich“, erklärt Bürgermeister Matthias Möllers. „Die Deutsche Bahn hat es versäumt, den Schienenersatzverkehr im Vorfeld so zu planen, dass die Belastungen für Fahrgäste und Anwohner erträglich bleiben. Von der Parkplatzsituation über die Toilettenfrage bis hin zur Sicherheit im Straßenraum – all das hätte von Anfang an besser organisiert sein müssen.“
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Ein Unfall zeigt laut Gemeinde Altenbeken die angespannte Lage
Ein besonders eindrückliches Beispiel für die angespannte Lage sei ein Unfall mit einem Gesamtschaden von 16.000 Euro am Bahnhofsvorplatz gewesen: Ein Gelenkbus prallte in die Fassade eines Wohnhauses. Dabei wurden zwei Menschen leicht verletzt. Die Bergungsarbeiten hätten zudem eine stundenlange Sperrung der Bahnhofstraße erforderlich gemacht. „Dieser Unfall verdeutlicht, dass die aktuelle Situation nicht nur unbequem, sondern auch eine Frage der Sicherheit ist“, so Möllers.
Laut Polizeimitteilung hatte der 55-jährige Fahrer den Gelenkbus am Sonntagnachmittag an der Haltestelle vor dem Bahnhof angehalten. Da die Türen nicht schlossen, stieg der Mann aus dem Bus aus und unterbrach außen am Hauptschalter die Stromzufuhr. Dabei rollte der Bus nach hinten und stieß mit seinem Heck gegen eine Hauswand und gegen einen weiteren Bus. Der Busfahrer und eine 26-jährige Insassin im Gelenkbus verletzten sich leicht. Das Heck des Busses wurde stark beschädigt. Am Haus entstanden Schäden an der Außenfassade. Am zweiten Bus entstanden Schäden im Frontbereich.
Ein weiterer wesentlicher Kritikpunkt betreffe die fehlende Verkehrsanordnung für den SEV. Zuständig dafür wäre die Deutsche Bahn als Auftraggeberin beziehungsweise das von ihr eingesetzte VerkehrsunternehmenTransdev.
Der Altenbekener Gemeindeverwaltung fehlen klare Regelungen
Während mit der früheren Betreiberfirma im Vorfeld klare Regelungen getroffen und diese gemeinsam mit der Gemeinde umgesetzt worden seien, liege im aktuellen Fall bis heute keine entsprechende Anordnung vor, welche die Betreiberfirma beim Straßenverkehrsamt hätte beantragen müssen. Auch wiederholte Bitten der Gemeindeverwaltung sowie Gespräche der Polizei mit dem Unternehmen hätten zu keiner Lösung geführt.
„Die Busfahrer wissen ohne klare Vorgaben schlicht nicht, wo sie während der Wartezeiten stehen dürfen. Das führt zu chaotischen Zuständen direkt auf dem Bahnhofsvorplatz und zu massiven Belastungen der Anwohnerschaft“, erklärt Möllers.
Um die Situation für die Fahrgäste zumindest etwas zu verbessern, habe die Gemeinde Altenbeken auf eigene Kosten drei mobile Toiletten unmittelbar am Bahnhofsvorplatz aufstellen lassen. Diese Maßnahme sei notwendig geworden, da Fahrgäste mangels Alternativen ihre Notdurft im Umfeld des Bahnhofs verrichteten. „Dass die Gemeinde hier einspringen musste, ist nicht akzeptabel“, erklärt Möllers. „Die Bereitstellung sanitären Einrichtungen gehört eindeutig in den Verantwortungsbereich der Bahn.“
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Die Deutsche Bahn wird aufgefordert, eine Lösung zu finden
Mehrfach habe die Gemeindeverwaltung die Bahn aufgefordert, endlich für eine tragfähige Lösung zu sorgen. Bislang jedoch ohne Erfolg: Auf die entsprechenden Mitteilungen habe die Bahn mit dem Hinweis reagiert, dass auf dem Bahnhof eine kostenpflichtige Toilette vorhanden sei und somit keine Verantwortung für den Bahnhofsvorplatz übernommen wird. Die Kosten für die mobilen Toiletten werde die Gemeindeverwaltung von der Bahn einfordern.
Die Gemeinde Altenbeken stelle klar, nicht die Verantwortung für die Organisation des Schienenersatzverkehrs zu tragen. Dennoch werde sie weiterhin versuchen, die Situation vor Ort abzufedern, wo es notwendig sei.
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