Hüllhorst. Die Ilex-Halle ist in diesem Sommer der politische Hotspot in Hüllhorst. Der geräumige Saal ist Schauplatz sowohl der Ausschuss- und Ratssitzungen wie der großen Versammlungen der ortsansässigen Parteien zur Aufstellung ihrer Kandidaten für die Kommunalwahl am 13. September. Am Sonntag hatten die Bündnis 90/Die Grünen ihre Mitglieder eingeladen, die Direktkandidaten zu nominieren und über die Reserveliste zu entscheiden.
Für Abstand war gesorgt, und wer den Pfeilen auf dem Hallenboden folgte, vermied jeglichen Begegnungsverkehr. Bereits im August vergangenen Jahres war Benjamin Rauer zum Bürgermeisterkandidaten gewählt worden. So standen am Sonntag die Kandidatenkür und die Verabschiedung des Wahlprogramms im Mittelpunkt.

Auf der Agenda ganz oben stehen Klima- und Umweltschutz. So fordern die Grünen für den schnellen Ausbau des Solarstroms ein: „Alle Dächer der Gemeinde sollen sinnvoll dafür genutzt werden.“ Sie fordern auch die weitere Ausweisung von Flächen für Windenergie und die Modernisierung bestehender Anlagen. Beim Bau neuer Anlagen setzen sie sich dafür ein, die Bürger gewinnbringend zu beteiligen. „Unser großes Ziel: 100 Prozent regionaler Ökostrom für Hüllhorst bis spätestens 2035.“
Die Grünen bleiben grün
Damit Hüllhorst „lebenswert und grün bleibt“, bedarf es eines gut funktionierenden Umwelt- und Artenschutzes. Gefordert wird deshalb die konsequente Umsetzung von Ausgleichsflächen und entschlossene Begrünung der Randstreifen und Flächen sowie den Schutz des Wiehengebirges.
Schon seit vielen Jahren stehen die Grünen für Bio-Landwirtschaft und fairen Handel ein. „Wir unterstützen gute Tierhaltung und giftfreien Ackerbau“, heißt es dazu in ihrem Wahlprogramm. Dabei wissen sie, dass eine Wende in der Landwirtschaft nur mit den Bauern machbar ist. „Im respektvollen Dialog mit den örtlichen Landwirten wollen wir herausfinden, wie noch mehr Höfe gesunde, bezahlbare und lokal vertriebene Lebensmittel herstellen können“, formulieren sie in ihrem Papier.
Den Umbau alter, "zu groß gewordener Häuser" fördern
In Sachen Verkehrswende fordern die Grünen den Ausbau des Öffentlichen Personen Nahverkehrs. „Um entspannt und klimafreundlich unterwegs zu sein, brauchen wir einen guten ÖPNV“, betonen sie und wollen Schnellbusse nach Minden, Bünde und Herford einrichten. Zudem wird eine kürzer Taktzeit gefordert. Und die Ortsteile sollen durch einen zusätzlichen Bürgerbus miteinander verbunden werden. Weiterer Bausteine der Verkehrswende seien der Ausbau von sicheren Radwegen, günstiges Leasing von modernen E-Rädern sowie die Förderung der E-Mobilität durch den Ausbau von Ladepunkten und Schnellladesäulen.
Unter der Überschrift „Neuen Schwung in alte Häuser“ fordern die Grünen den Umbau „zu groß gewordener Häuser“ zu fördern. So könnten neue Mietwohnungen geschaffen werden, in denen junge Menschen einziehen. „So entstehen überall neue Orte des Zusammenlebens der Generationen“, heißt es. Einen weiterer Beitrag zum guten Zusammenleben von Alt und Jung sei das Mehrgenerationenhaus als Treffpunkt für alle und Ort mit vielfältigen Angeboten. „In einem lebendigen Mehrgenerationenhaus können junge und alte Menschen Tür an Tür wohnen, spielen, lachen und leben.“
Ziele des Wahlprogramms einstimmig verabschiedet
Klare Kante gegen Rechts für ein tolerantes und demokratisches Hüllhorst, eine kompetente Sozialberatung für Hüllhorst durch eine hauptamtliche Kraft und die Unterstützung des Ärzte-Haus sowie für eine bestmögliche Förderung der Kinder durch eine gelingende Früherkennung in den Kitas, eine ideale Lernumgebung in den Grundschulen sowie eine digitale Verjüngungskur für die Gesamtschule sind weitere Ziele des Wahlprogramms, das einstimmig verabschiedet wurde.
Das Schlusswort an diesem Nachmittag hatte Siegfried Gutsche, der auch die Versammlung geleitet hatte. Der Landratskandidat der Grünen nutzte die Gelegenheit, sein Wahlprogramm vorzustellen. Gutsche, der lange Jahre im Gesundheitswesen gearbeitet hat, liegen die Mühlenkreiskliniken besonders am Herzen. Er möchte die Kooperation mit der Ruhr-Universität und die Zusammenarbeit mit den anderen Kliniken in OWL ausbauen, um Synergie-Effekte nutzen zu können.
Energieautarke Gemeinde als Ziel für die nächsten Jahre
In Sachen Klimaschutz setzt er sich dafür ein, alle kreiseigenen Liegenschaften mit Photovoltaik auszustatten. Ziel müsse es sein, in einigen Jahren energieautark zu werden. Um den Naturschutz weiter voran zu bringen, will er die ökologisch-biologische Weiterentwicklung der Landwirtschaft forcieren. „Wir haben hier im Mühlenkreis einige Hotspots, was die Nitratbelastung des Grundwassers anbetrifft.“
Gemeinsam mit den Landwirten will er versuchen, dies zu reduzieren. Bezahlbarer Wohnungsbau, eine enge Zusammenarbeit mit den Kommunen, Ausbau des ÖPNV und Reaktivierung der Bahnstrecke Bünde-Bremen seien weitere Ziele. In Sachen Kampa-Halle wirft er der GroKo auf Kreiseben vor, nicht in der Lange zu sein, Entscheidungen zu treffen. Siegfried Gutsche selbst votiert inzwischen für eine schnelle Sanierung der Kampa-Halle.