
Steinheim. Das Osterfest steht vor der Tür, die Sonne scheint herrlich, und die meisten Menschen möchten die anstehenden Feiertage so unbeschwert wie möglich verbringen. Dabei mag sich der ein oder andere dazu verleiten lassen, die Regeln des aktuell geltenden Kontaktverbotes etwas lockerer zu sehen.
Doch: Das Kontaktverbot gilt weiterhin, und die Stadt Steinheim wird auch rund um Ostern kontrollieren, ob sich die Bürger der Emmerstadt an die Einschränkungen durch die Corona-Krise halten. „Denken Sie bitte auch in den kommenden Tagen daran, dass ausschließlich der Schutz der Gesundheit zählt", sagt Bürgermeister Carsten Torke. Und er appelliert an die Toleranz der Steinheimer Bürger.
Zweimal täglich ruft der Muezzin
Denn mit Inkrafttreten des Kontaktverbotes sind in der Emmerstadt auch einige Ausnahme-Genehmigungen erteilt worden. So ist es der türkisch-islamischen Gemeinde derzeit erlaubt, dass der Muezzin zweimal täglich vom Dach der Moschee zum Gebet rufen darf. „Das gilt nur für die Dauer des Kontaktverbotes, weil sich die Muslime nicht in der Moschee versammeln dürfen", erklärt Torke. Doch es ist ein Ruf, der für viele Steinheimer nicht alltäglich ist – und einige wenige fühlen sich durch eben diesen Ruf gestört.
Bei der Stadt sind Beschwerden eingegangen, die Sache liegt derzeit beim Anwalt. Die Kritik nimmt der Bürgermeister zwar ernst, verweist aber auf die Religionsfreiheit, die auch im Grundgesetz verankert ist. Und: „Die christlichen Gemeinden läutet ja auch täglich die Kirchturmglocken."
Torke hofft auf das Verständnis der Bürger. Denn Toleranz sei doch das, was die Steinheimer Menschen ausmache. Zuletzt sei diese während des Flücjtlingszuzugs zu spüren gewesen. „Und nun ist es wieder Zeit, Toleranz und Akzeptanz zu zeigen, auch anderen Religionen gegenüber", sagt der Verwaltungschef.
Neue Hilfsaktion
Um ein achtsames Miteinander geht es auch bei einem Projekt von Antje Ovenhausen, das sie gemeinsam mit der Stadt initiiert hat. „Wir bleiben zuhause und danken allen, die den Laden für uns am Laufen halten", lautet der Leitsatz der Aktion. In farbenfrohen Buchstaben ist dieser ab sofort auf vielen Aufstellern und Plakaten in der Emmerstadt zu lesen. „Die Corona-Pandemie stellt uns vor große Herausforderungen. Zugleich erleben wir aber auch eine tief verwurzelte Solidarität", so Ovenhausen.
Sie selbst gehöre mit 60 Jahren zur sogenannten Risikogruppe, kann daher nicht für andere Menschen einkaufen oder ähnliche Hilfe anbieten. Aber: „Ich bin künstlerisch nicht unbegabt", sagt sie. Und so ist die Steinheimerin auf die Idee gekommen, mit dem kunstvoll gestalteten Leitsatz auf diejenigen hinzuweisen, die vor allem unter den Folgen der Corona-Krise leiden: die Bedürftigen der Großgemeinde Steinheim. Denn Anlaufstellen wie der Steinheimer Tisch sind derzeit geschlossen.
Die bunten Aufsteller, die Antje Ovenhausen innerhalb von nur zwei Tagen gemeinsam mit Markus Struck entwickelt hat, gibt es ab sofort in vier Steinheimer Geschäften zu kaufen: im Raiffeisenmarkt, in den beiden Rewe-Märkten sowie im Edeka. Jeder Aufsteller kostet mindestens fünf Euro – „gern kann mehr gespendet werden", sagt Antje Ovenhausen.
Das Geld gehe zu 100 Prozent an die Hilfsaktion und werde den Hilfsbedürftigen der Emmerstadt zugute kommen. Zu finden sind die Aufsteller in den Supermärkten übrigens in den Regalen, wo aktuell besonders viele Kunden vorbeischauen: Da, wo eigentlich das Toilettenpapier liegt. Die Spardosen der Hilfsaktion stehen im Kassenbereich.
Verschärfte Regeln über Ostern
Wer in den kommenden Tagen die lokalen Supermärkte besucht, sollte auf einige Regeln achten, die wegen der Corona-Pandemie notwendig sind. „Organisieren Sie Ihre Ostereinkäufe bitte so, dass diese nicht in den bekannten Stoßzeiten erfolgen", appelliert Carsten Torke an die Bürger.
Der Einzelhandel ist angewiesen, am Gründonnerstag, Ostersamstag sowie dem Dienstag nach Ostern Ordnungskräfte einzusetzen, die den Zugang zu den Märkten regulieren. „Bitte respektieren Sie diese Schutzmaßnahmen", richtet sich der Bürgermeister an die Steinheimer Menschen. Pro Einkaufswagen sind maximal zwei Personen erlaubt. Sobald sich im Markt Schlangen an den Kassen bilden, wird der Eingang bis zur Auflösung der Schlangen geschlossen.
Diese Maßnahmen sollen auch den Schutz derjenigen gewährleisten, die dort täglich arbeiten. Und sie sollen auch den schlimmsten Fall verhindern, der in diesem Zusammenhang auftreten könnte: „Stellen Sie sich vor, in allen Supermärkten würden Corona-Fälle auftreten – dann wären die Läden dicht", sagt Torke.
Kontaktverbot
Generell haben die Steinheimer Bürger die Regeln des Kontaktverbotes in den vergangenen Wochen zu einem sehr großen Teil gut eingehalten, so der Bürgermeister.
"Denjenigen, die Verbote und Warnungen dennoch ignorieren, sei versichert, dass die Stadtverwaltung sieben Tage die Woche, auch über die Osterfeiertage, mehrfach täglich unterwegs sein wird, das Einhalten der Corona-Schutzverordnung überwacht und dort eingreift, wo es nötig ist", warnt Torke. Die Mitarbeiter des Ordnungsamtes bekommen dafür Unterstützung von ihren Kollegen aus den anderen Fachbereichen der Stadt.
Verwaltung kontrolliert
Auch die Verwaltung der Emmerstadt arbeitet seit Beginn der Corona-Krise anders als bisher: Der Bauhof sowie die Mitarbeiter der Kläranlage arbeiten in unterschiedlichen Schichten, haben untereinander keinerlei Kontakt. Die Türen des Bürgerbüros sind verschlossen – wer hinein möchte, braucht einen triftigen Grund. Der Bürgermeister lässt den Lokalpolitikern nun einmal pro Woche ein Wochenprotokoll mit den wichtigsten Infos zukommen.
Sollte sich die Situation nicht verschärfen, ist die nächste Ratssitzung im Mai geplant, und zwar in der Stadthalle oder der Aula. Für alle Hobbyschwimmer gibt es noch die Info, dass das Freibad zurzeit so eingerichtet wird, als könnte die Saison im nächsten Monat starten. Torke betont aber auch: „Wir wissen noch nicht, was morgen ist." Bei allen Bürgern sei also weiterhin Geduld gefragt.