Corona setzt Unternehmer und Freischaffende unter Druck

Steinheim/Brakel-Bellersen. Lautes Klagen ist wegen der Corona-Krise im Kreis Höxter bisher kaum öffentlich zu hören. Dennoch wird deutlich, dass es mit Hinweisen auf Homeoffice, Entschleunigungstheorien und Nachbarschaftshilfe beim Einkauf oder bei der Kinderbetreuung allein nicht getan ist. Denn kaputte Heizungen lassen sich ebenso wenig ferngesteuert reparieren, wie sich Maschinen oder Fahrzeuge im Homeoffice zusammenbauen oder warten lassen. Einbußen und Existenzängste haben Friseure und Therapiezentren, in denen immer mehr Patienten ihre Behandlungstermine absagen. Betroffen sind von dem Dilemma die Mitarbeiterinnen im Hotel- und Gaststättengewerbe sowie Honorarkräfte an den Musikschulen und die freischaffenden Künstlerinnen und Künstler. Fahrzeugbauer plant Kurzarbeit Während sich der international erfolgreiche Steinheimer Fahrzeugbauer Spier auf Kurzarbeit vorbereitet, weil sowohl Fahrzeuglieferanten wie Daimler, MAN, Iveco und Volkswagen die Produktion eingestellt haben, als auch von anderen Zulieferern eine termingetreue vollständige Belieferung aller notwendigen Teile nicht hundertprozentig sichergestellt werden kann, stehen in anderen Branchen die Leute schon auf der Straße. Köche bangen um ihre Jobs, Teilzeitkräfte bekamen die Kündigung und dort, wo nichts schmutzig gemacht wird, muss auch niemand reinigen. Der Hinweis einiger, auf einem angewärmten Sessel sitzender &bdquo;Volksbetreuer" und Homeoffice Leistender, sich doch als Erntehelfer in der Landwirtschaft anzubieten, wirkt für Betroffene mehr frustrierend als Trost spendend. Dunkle Wolken fühlen auch die Honorarkräfte an den Musikschulen über sich. Zwar soll es für sie Hilfen vom Land und Bund geben, aber wann diese eintreffen, ist noch ganz ungewiss. Eine &bdquo;menschenfreundliche" Lösung strebt hier die Stadt Marienmünster an. Sie bringt sofort alle Förderanträge auf den Weg und macht sich Gedanken darüber, wie sie ihre langjährigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter übergangsweise unterstützen kann. Freischaffende Künstler fallen ins Leere Noch schwieriger stellt sich die Situation der freischaffenden Künstler dar. Ihnen brechen von Jetzt auf Gleich alle Einnahmen weg. Einer der unmittelbar und arg Betroffenen ist Matthias Schlubeck aus Bellersen. Er zählt zu den weltweit besten Panflötisten und füllte in der Vergangenheit mit seinen klassischen Konzerten Kirchen und Konzertsäle. &bdquo;Aufgrund einer noch anstehenden Operation musste ich kürzertreten, wollte im Frühjahr dann aber mit einer neuen Konzertreihe voll durchstarten", berichtet er im Gespräch. Doch dann kam das Coronavirus. Die Operation wurde kurzfristig verschoben und alle Konzerte sind bis auf Weiteres abgesagt. Die Kosten für die Werbung sind somit in den Sand gesetzt. &bdquo;Bis ich wieder auftreten kann, werden Monate vergehen", glaubt Schlubeck, denn die Aufführungen müssen geplant, beworben und vorbereitet werden." Ob und inwieweit er als freischaffender Künstler an den staatlichen Förderungen teilhaben kann, ist nach seinem Kenntnisstand noch vollkommen ungewiss. Und Schlubeck ist in der Region nicht der einzige Künstler, der sich fragen muss, wie lange der Antrag auf Grundsicherung hinausgezögert werden kann. Laut reden möchte darüber zurzeit noch kaum jemand. Die Sorge aber ist körperlich spürbar, erfahren zum Beispiel die ehrenamtlich in Einrichtungen wie der Kulturstiftung Marienmünster Schaffenden. Das Coronavirus zieht Spuren, und sie werden von Tag zu Tag tiefer. Auch im Kreis Höxter.

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