Einzelhändler im Kreis Höxter werden kreative Helfer in der Corona-Krise

Kreis Höxter. Kleine Botschaften, mit Kreide auf die Pflastersteine geschrieben, weisen momentan den Weg in die Nieheimer Bäckerei Rieks. Aufgemalt sind nicht nur die Abstände, die die Kunden während der Corona-Pandemie einhalten sollen, sondern auch aufmunternde Worte – und sogar kleine Matheaufgaben zum Zeitvertreib. So wird das Warten vor der Bäckerei nicht langweilig. Denn etwas Geduld ist aktuell gefragt: Schließlich darf immer nur ein Kunde das Geschäft betreten. Nieheim Die Bäckerei und Konditorei in der Schäferstraße läuft trotz Corona-Krise noch gut. &bdquo;Viele Leute haben ja jetzt erst richtig Zeit, ausgiebig mit frischen Brötchen zu frühstücken oder am Nachmittag ein Stück Kuchen zu genießen", erzählt Konditorin Anika Rieks. Dennoch fällt ein großer Teil ihrer Aufträge aktuell weg: Denn Feste, wie Kommunionfeiern und Hochzeiten, für die Anika Rieks Torten oder Baguettes liefern sollte, sind abgesagt. Auch große Aufträge vom Bilster Berg wird es in der kommenden Zeit erst einmal nicht geben. »Wir kommen auch für eine Tüte Milch vorbei« Bei einer Teambesprechung in der vergangenen Woche kam schnell eine Idee auf den Tisch: Ein Lieferservice, der Backwaren vor allem zu denjenigen Menschen bringt, die durch die Corona-Pandemie besonders gefährdet sind. Rasch wurden 1.250 Zettel an die Nieheimer Haushalte verteilt, um auf das neue Angebot aufmerksam zu machen. Und: &bdquo;Das Angebot wird bestens genutzt", freut sich Rieks. Dabei gilt: Ein Mindestbestellwert von zehn Euro. Neben ihren Backwaren bringt Anika Rieks ihren Kunden in diesen Tagen bei Bedarf auch weitere Einkäufe mit: &bdquo;Ich habe neben Brötchen und Broten auch schon Butter, Milch, Hefe und Mehl verteilt", erzählt sie. So haben gerade ältere Menschen, die Supermärkte zurzeit lieber meiden sollten, trotzdem die Chance, sich zuhause einen leckeren Kuchen zu backen. Von diesen Lebensmitteln, und ebenso Toilettenpapier, haben Anika und Thomas Rieks gleich größere Mengen als sonst bei ihrem Zulieferer bestellt. Wer etwas davon braucht, dem bringt das Team des Traditionsgeschäfts eine normale Menge zum reinen Einkaufspreis vorbei. Über ihr eigentliches Angebot hinaus gehen aktuell ganz viele Unternehmer, um die Bindung zu ihren Kunden in dieser wirtschaftlich sehr schwierigen Zeit aufrechterhalten zu können. Die meisten haben kurzfristig einen Lieferservice organisiert. Von Büchern über Schuhe bis hin eben zum frisch gebackenen Bienenstich und leckeren Brötchen. Auch Vereine und Privatleute haben im Kreis Höxter Hilfsinitiativen gestartet. Vörden Solidarisch wollen sich auch Ferdi und Volkan Öztürk zeigen, die in der Vördener Amtsstraße die Pizzeria Almira betreiben. &bdquo;Wir sind junge Männer, wir können helfen", sagen sie. Das Lager der Pizzeria sei dank treuem Großhändler noch gut gefüllt – selbst, wenn auch die Großhändler mittlerweile nur noch von Woche zu Woche planen können. &bdquo;Die rücksichtslosen Hamstereinkäufe einiger Menschen sind in den vergangenen Wochen natürlich auch an uns nicht vorbeigegangen. Deshalb möchten wir ein Zeichen der Solidarität setzen", erklärt Volkan Öztürk die Aktion. Bevorzugt älteren und bedürftigen Mitbürgern bietet das Geschäft daher neben dem bekannten Lieferservice ab sofort auch das Vorbeibringen von Grundnahrungsmitteln, wie Mehl und Wasser, an. Auch hier zum reinen Einkaufspreis. &bdquo;Wer Hilfe braucht, kann sich an uns wenden", sagt Ferdi Öztürk, der die Pizzeria seit fast genau drei Jahren in Vörden führt. Mit ihrem Angebot möchten sich die beiden Männer auch bei ihren Kunden und Bekannten bedanken, die sie in den vergangenen Jahren unterstützt haben. &bdquo;Wie in guten so in schlechten Zeiten", sagen sie. Die bestellten Nahrungsmittel – sollten sie nicht in der Pizzeria vorrätig sein, werden sie extra im Supermarkt gekauft – können an der Ladentür abgeholt oder kostenlos nach Hause geliefert werden. &bdquo;An der Haustür halten wir natürlich den nötigen Abstand ein", sagt Ferdi Öztürk. Ottbergen Mit dieser nötigen Distanz bringen aktuell auch viele weitere Geschäfte und Gaststätten Einkäufe und Gerichte zu denjenigen Menschen nach Hause, die durch die Corona-Krise besonders gefährdet sind. So auch das Team des Nahkaufs in Ottbergen: Am Freitag gaben die Verantwortlichen via Facebook bekannt, dass sie ab sofort alle, die zur sogenannten &bdquo;Risikogruppe" gehören und Hilfe benötigen, täglich beliefern werden. &bdquo;Wir nehmen für das Bringen kein Geld", sagen sie, &bdquo;wir kommen auch für eine Tüte Milch vorbei, es muss keine Mindestmenge sein." Und weiter: &bdquo;Wir müssen jetzt zusammenhalten." Dieses neue Angebot findet nicht nur in Ottbergen selbst, sondern auch in den umliegenden Ortschaften wie Bruchhausen, Amelunxen, Godelheim, Bosseborn, Drenke und Hembsen großen Anklang und Respekt. Von &bdquo;wahren Helden" ist die Rede, und viele weitere Läden mögen diesem Beispiel folgen, heißt es

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