
Kreis Höxter. Der Grund, weshalb sich Niklas Kleinjohann politisch engagiert, ist eigentlich naheliegend. „Ich wollte mitentscheiden, was vor meiner Haustür passiert." Der heute 19-Jährige interessierte sich schon früh für Politik. „Während der Tagesschau habe ich viel mit meinem Vater über Politik diskutiert", sagt Kleinjohann. 2018 schloss er sich der Jungen Union an, der gemeinsamen Jugendorganisation von CDU und CSU, auf die er im Internet gestoßen war. Hier fand Kleinjohann viel Übereinstimmung mit den eigenen politischen Ansichten, vor allem weil er „ein Freund des gesunden Menschenverstandes" sei. Andere Parteien böten oftmals nicht logische Ansätze auf Probleme. „Verbotspolitik auf Probleme zu betreiben, ist aus meiner Sicht nicht sinnvoll."
Stattdessen solle die Politik verstärkt auf Innovationen setzen, um dringende Fragen zu klären. „Man sieht ja, dass es Potenzial gibt." Wichtige Fragen sind in diesem Falle die Digitalisierung oder Mobilität. „Gleichwertige Lebensbedingungen finde ich ganz wichtig. Oftmals hinkt der ländliche Raum aus meiner Sicht hinterher. Das zieht junge Menschen nur noch mehr in die Städte."
Als Vertreter im Jugendparlament
Kleinjohann, der 2018 als Vertreter beim Jugendlandtag in Düsseldorf dabei war, fühlt sich indes im Kreis Höxter sehr wohl. Der gebürtige Natinger, der zurzeit ein duales Studium als Wirtschaftsingenieur an der Technischen Hochschule OWL in Lemgo absolviert, will zwar noch in der Welt herumkommen und Erfahrungen sammeln. Danach könne er sich jedoch vorstellen, zurückzukehren in den Kreis Höxter.
Ebenso denkt JU-Kreisvorsitzender Leonard Rexhepi. „Ich bin hier geboren, aufgewachsen und wohne gerne hier." Er könne sich vorstellen, für einige Zeit woanders zu leben und diese Erfahrung später im Kreis einzubringen. Denn der Kreis biete eine hohe Lebensqualität und sei zudem ideal für Themen wie die Digitalisierung. Dazu gehöre auch die Diskussion um den Ausbau des Mobilfunkstandards 5G. „Allerdings müssen wir da von Anfang an die Bürger mitnehmen, denn viele wissen nicht, was dieser mit sich bringt", sagt der Bad Driburger.
„Politik können wir nur generationsübergreifend gestalten"
Darüber hinaus müsse das Thema Infrastrukturausbau eine größere Rolle spielen. So müsse der Kreis eine bessere Autobahnanbindung erhalten. „Das wäre unglaublich wichtig für den Kreis", sagt Rexhepi, der erste Erfahrungen unter anderem im Jugendparlament Bad Driburg sammelte.
Die Junge Union hat im Kreis Höxter etwa 340 Mitglieder. Allerdings gebe es einen Haken. „Wir haben eine hohe Fluktuation. Viele aktive Mitglieder sind nach zwei bis drei Jahren wieder weg", sagt Rexhepi. Dabei hätten vor allem junge Menschen viele Möglichkeiten in der Politik. „Junge Menschen können mehr Schwung in die politische Diskussion bringen." Doch oftmals sei die Vereinbarkeit von politischem Engagement und Ausbildung nicht immer einfach. So seien etwa Mitglieder des Kreisvorstandes unter anderem in Kassel und Hannover unterwegs. Das führe auch dazu, dass die Stadträte größtenteils aus älteren Menschen bestehen. „Wir müssen uns aber von dem Modell ,Alt erklärt jung verabschieden. Politik können wir nur generationsübergreifend gestalten."
Wandel im Diskurs
Bewegungen wie „Fridaysfor Future" hätten gezeigt, dass junge Menschen aktiv werden und etwas bewirken können. „Es ist bemerkenswert, welche politische Wucht eine Gruppe gewonnen hat. Ich finde es toll, dass sich so viele Leute engagieren", sagt Rexhepi. Außerdem würde vor allem durch soziale Medien das Interesse für Politik geweckt. Allerdings: „Es fehlen Dinge, die in den politisch-demokratischen Prozess fließen. Neben dem Protest muss man sich in einer politischen Partei engagieren, um etwas zu ändern." Zudem hätte etwa das Rezo-Video einen Wandel im Diskurs aufgezeigt. Der These fehle die Antithese, aus der sich der Bürger dann seine Meinung bilden könne.
„Gerade die Diskussion, das persönliche Gespräch, kommt in der Gesellschaft zu kurz", sagt Rexhepi. Niklas Kleinjohann pflichtet dem bei, sieht aber auch, dass die Beteiligung bei allen politischen Organisationen wachse. „Das finde ich gut. Denn von dem Austausch lebt die Gesellschaft."