Höxter

Geteiltes Echo auf Eingangsklassen-Deckelung der Realschule in Höxter

Die Begrenzung auf Dreizügigkeit bei der Realschule stößt in den Sozialen Medien auf helle Empörung. Die Ratsfraktionen hingegen begrüßen die Lösung.

Die Hoffmann-von-Fallersleben-Realschule soll ab dem kommenden Schuljahr nur noch höchstens drei Eingangsklassen bilden dürfen. | © Michaela Bast

Mathias Brüggemann
12.09.2019 | 12.09.2019, 08:55

Höxter. Die Ankündigung, die Zahl der Eingangsklassen an der Realschule ab dem kommenden Schuljahr auf drei zu begrenzen, um damit die Sekundarschule zu stärken, hat ein geteiltes Echo ausgelöst. Während auf unserer Facebook-Seite die User durchweg mit heller Empörung reagieren, begrüßen Sprecher der im Rat vertretenen Fraktionen nahezu geschlossen den Vorschlag aus dem Schulentwicklungsplan. Bei der nächsten Ratssitzung am Donnerstag, 19. September, ist demnach mit einer breiten Mehrheit für diese Lösung zu rechnen. Lediglich von der UWG-Fraktion war keine Stellungnahme zu erhalten.

Wie berichtet, sieht der Schulentwicklungsplan vor, die Zahl der Eingangsklassen bei der Realschule auf drei zu begrenzen, um die Sekundarschule zu stärken. Für dieses Schuljahr waren 106 Kinder an der Realschule angemeldet worden, die damit vier Eingangsklassen gebildet hat. Die Anmeldezahlen für die Sekundarschule hingegen sinken seit den letzten Jahren stetig und haben in diesem Jahr mit 60 Anmeldungen einen neuen Tiefststand erreicht und hat die vorgeschriebene Mindestschülerzahl von 75 deutlich unterschritten.

Ablehnung und Unverständnis

Auf der Facebook-Seite der Neuen Westfälischen stößt die geplante Deckelung der Eingangsklassenzahl auf klare Ablehnung und Unverständnis. „Zwei Kinder von uns gehen extra aus Beverungen nach Höxter zur Realschule und nicht aus Langeweile, sondern weil die Schule absolut Klasse ist. Sehr hohes Niveau, gute Lehrer. Aber die Stadt Höxter hat wohl den Schulfrieden gerade aufgegeben oder???", fragt zum Beispiel Oliver Haake. Uwe Korte-Hönen schreibt: „Jetzt ist aber mal irgendwann Schluss. Es ist Eltern-Wunsch, welche Schulform ein Kind besucht. Nur weil die Sekundarschule nicht so angenommen wird, ist das wohl nicht das Problem der Kinder. Aber mal nüchtern betrachtet: die Stadt trägt die Fahrtkosten zur nächst gelegenen Realschule."

„Die Wahlfreiheit der Eltern am Schulstandort Höxter kann man vielleicht noch einschränken. Die Wahl des Schulstandortes nicht... Als das letzte Mal die Schließung der Realschule im Gespräch war, sind die Schüler reihenweise nach Brakel ,ausgewandert’. Die Stadt scheint absolut nichts gelernt zu haben", meint Stephan Kirsch. Und Sabrina Herrmann fragt: „Oh bekommt die Stadt Angst? Weil keiner mehr in die tolle Sekundarschule möchte?" Alexandra Kruppe schreibt: „Das spricht doch eindeutig FÜR die Realschule. Vielleicht sollte man sich auf der anderen Seite mal überlegen, woran es liegen könnte, statt etwas, das ja anscheinend bewährt ist und als gut empfunden wird, zu reglementieren .." Drastisch formuliert es Claudia Malt: „Da fehlt dann nur noch das Ausreiseverbot aus Hx. Denken die, dass es nur Schulen in Hx gibt? Ohne Worte – top Beraterin. Die hat sich richtig Mühe gegeben! Diese Drehstuhlpiloten. Anstatt mal zu überlegen, woran das wohl liegen könnte...".

"Eingriff in die Wahlfreiheit der Eltern"

„Das wäre ein massiver Eingriff in die Wahlfreiheit der Eltern. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass die Politik sich derart in die Rechte der Eltern einmischt. Wenn doch, dann werden die Eltern sich sicherlich zu wehren wissen. Dabei wäre es doch wichtig, den neu gewonnenen Schulfrieden in Höxter zu bewahren", lautet der Kommentar von Dirk Puhl. „Weg mit der ideologisch geprägten Schullandschaft, es lebe der freie Wille", fordert Frank Zell. „Die Realschulen in der nächsten Umgebung werden sich freuen", glaubt Georg Nickel und Christina Kempowski reagiert empört: „Und bist Du nicht willig, so brauch ich Gewalt. Unglaublich!"

Ganz anders sehen das die Vorsitzenden der im Rat der Stadt vertretenen Fraktionen. CDU-Fraktionschef Stefan Berens begrüßt die Aussage im Schulentwicklungsplan, dass Höxter die Chance habe, mit drei Schulformen zu bestehen. „Ich hoffe, dass wir nun Ruhe und Kontinuität in die Schullandschaft bekommen." Natürlich müsse man mit der Deckelung der Eingangsklassenzahl in der Realschule „eine Kröte schlucken". „Die Festlegung auf eine bestimmte Eingangsklassenzahl sei im Übrigen nicht so ganz neu . „Das gab es früher auch schon", sagt Berens. Wichtig sei, dass Schüler mit einer Hauptschul-Qualifikation in Höxter in der Sekundarschule weiterhin eine Schulform für sich finden.

"Pragmatische Lösung"

Werner Böhler, Vorsitzender der SPD-Fraktion, betont, dass auf einer gemeinsamen Sitzung der Fraktionsvorsitzenden mit den Schulleitungen dieser Konsens erreicht worden sei. „Es ist die Lösung, auf die sich alle am ehesten verständigen konnten", sagt er. Höxter brauche eine integrierte Schule, wie die Sekundarschule. „Was machen wir sonst mit den Schülern, die eine Realschule nicht besuchen können oder wollen?" Böhler rechnet mit einer großen Mehrheit im Rat für diese Entscheidung, glaubt aber nicht, dass damit die Schuldiskussionen in Höxter beendet sind. „Aber wir bringen erst mal Ruhe in die Diskussion und können dann in aller Muße darüber nachdenken, ob es noch andere Lösungen gibt. Ich könnte mir zum Beispiel auch eine Gesamtschule gut vorstellen."

Ludger Roters, Vorsitzender der Grünen-Fraktion, spricht von einer „pragmatischen Lösung." „Wir müssen ein Mindestmaß an Steuerung vornehmen, um alle drei Schulformen erhalten zu können." Und auch der Vorsitzende der BfH-Fraktion, Ralf Dohmann, hält den steuernden Einfluss der Stadt für gerechtfertigt. „Alle drei Schulen haben ihre Daseinsberechtigungen. Und wir wollen alle drei Schulformen erhalten. Sobald wir eine Schulform verlieren, fehlt im Gesamtpaket ein Teilstück. Und das wäre fatal."