
Beverungen. Der 125. Geburtstag ist ein Jubiläum, das sicherlich nicht alle Tage gefeiert wird. Die Kolpingsfamilie Beverungen gehört bald auch zu diesen stolzen Jubilaren. Der Verein, der 1894 gegründet wurde, feiert am kommenden Samstag, 7. Dezember, den eindrucksvollen Geburtstag. Um 17.30 Uhr findet die heilige Messe in der Beverunger Pfarrkirche statt. Um 19 Uhr folgte die Feier im Rahmen des Kolpingbezirktages in der Stadthalle.
Renten-, Kranken- und Pflegeversicherung - Säulen des heutigen gesetzlichen Sozialversicherungssystems in Deutschland. Mitte des 19. Jahrhunderts steckte dieses System allerdings noch in den Kinderschuhen. Zwar hatten Zünfte und Gilden berufsspezifische Versorgungssysteme, flächendeckend waren diese jedoch nicht. 1846 wurde der erste katholische Gesellenverein in Elberfeld gegründet.
In der Folge bildeten sich weitere Vereine, die den Mitgliedern insbesondere während den Wanderjahren soziale und religiöse Unterstützung boten. Diese Vereine bildeten den Grundstein für das heute international agierende Kolpingwerk. Die Gesellenvereine heißen mittlerweile Kolpingfamilien. Etwa 2.400 gibt es davon bundesweit.
Vorsitzender Wilhelm Nolte seit 55 Jahren Mitglied
Wilhelm Nolte, der langjährige Vorsitzende der Beverunger Kolpingsfamilie hat selbst in diesem Jahr ein Jubiläum zu feiern. Vor 55 Jahren trat Nolte der Kolpingfamilie bei. "Ich bin da quasi hineingeboren worden. Teile meiner Familie waren Mitglieder und ich bin damals einfach mitgegangen", sagt der gelernte Schuhmacher, der sich die längste Zeit seiner Mitgliedschaft im Vorstand engagierte. Nolte ist seit über 45 Jahren im Vorstand der Kolpingsfamilie aktiv, 15 Jahre war er zweiter Vorsitzender, nun bekleidet er, mit einer Unterbrechung, das Amt des ersten Vorsitzenden bereits 25 Jahre. "Solange es noch Spaß macht, mache ich das natürlich weiter. Ich habe allerdings auch eine tolle Truppe hinter mir, auf die ich mich verlassen kann. Das klappt alles wunderbar."

Mit Freuden erinnert sich Nolte an den 100. Geburtstag, den die Familie mit einem großen Ball im Saal der Stadthalle feierte. 300 Leute waren gekommen. Die Kolpingsfamilie sammelte Spenden für das damalige Krankenhaus in Beverungen, dem heutigen Seniorenheim. "Ein richtig großes Fest und für mich eines der Highlights", sagt Nolte. Weitere Höhepunkte waren die Studienfahrten nach Rom. 1983 ging es das erste Mal in die Heilige Stadt und zur Generalaudienz mit Johannes Paul II. "Da hätte ich den Papst fast berühren können, so nah stand ich ihm", erinnert sich Nolte. Weitere Fahrten 1991 zur Seligsprechung Adolph Kolpings und 2001 folgten.
"Diese Woche waren wir nur zu sechst"
Vor etwa 35 Jahren beteiligte sich die Kolpingfamilie erstmals wieder mit einer Fußgruppe am Karneval in Beverungen. Anfang 2014 ließen einige Mädchen und junge Frauen zum 120. Geburtstag eine alte Tradition aufleben und gründeten eine neue Tanzgarde, die an den Karnevalsveranstaltungen in Beverungen und Umgebung teilnehmen. Neben der Tanzgarde für Jugendliche im Alter zwischen 12 und 23 Jahren gibt es noch die Tanzzwerge für Kinder bis zwölf Jahren.
Momentan gehören der Familie 149 Mitglieder zwischen sechs und 90 Jahren an. Der Altersdurchschnitt liegt bei 62 Jahren. Für Nolte und seine Mitstreiter ist es schwierig, neue Mitglieder zu gewinnen. "Der Zusammenhalt in der Gesellschaft hat sich verändert", sagt der Vorsitzende. "Eine Mitgliedschaft ist immer mit Verpflichtungen verbunden und die Verbindlichkeit fehlt momentan." Das habe auch Auswirkungen auf die Unternehmungen. So veranstalten die Beverunger seit 65 Jahren eine Fußwallfahrt nach Dalhausen anlässlich des Todestages Adolph Kolpings am 4. Dezember. "Das waren einmal 60 bis 70 Leute. Diese Woche waren wir nur zu sechst."
Dennoch oder gerade deswegen stellt die Kolpingsfamilie Beverungen alljährlich ein abwechslungsreiches Programm auf die Beine. Wanderungen, Reisen und Vorträge sind nur einige Unternehmungen im Jahresreigen. "Themen für das Programm, dessen Gestaltung und die Durchführung sind die größten Herausforderungen in der Vorstandsarbeit", sagt Nolte, aus dessen Sicht die Öffnung der Kolpingsfamilien für Frauen Ende der 1960er Jahre ein weiterer Meilenstein war. Alleine am Samstag werden zehn Frauen für 40 Jahre Mitgliedschaft geehrt.