Von Borchen mit dem Fahrrad nach Rom: Er wiederholt Opas Pilgerfahrt von vor 100 Jahren

Borchen. &bdquo;Ich habe lange mein Glaubensbekenntnis nicht so andächtig gebetet wie hier“, schreibt Albert Fecke in sein Reisebuch - das war vor 100 Jahren, als er am Grab des Heiligen Petrus stand. Mit dem Fahrrad reist der damals 24-Jährige nach Rom und ist fasziniert vom Petersdom. Und ähnlich ergeht es nun seinem Enkel Stefan Fecke, der es seinem Opa gleichtut. Der Borchener, gepackt von der zur damaligen Zeit außergewöhnlichen Reise und den Schilderungen seines Opas, macht sich auf nach Rom. Anfang dieser Woche kommt er dort an. Und beide haben das Glück, den Papst zu sehen. &bdquo;Es war ein großartiges Erlebnis, mit vielen tollen Momenten und traumhaften Strecken, aber auch ein bisschen herausfordernd“, sagt Stefan Fecke, der allerdings anders als sein Großvater nicht alle Etappen aneinanderreiht, sondern sich von 2022 bis jetzt jedes Jahr jeweils eine vornimmt. &bdquo;Ich bin 52, nicht 24 wie mein Opa, als er die Reise machte“, erklärt Fecke. Sein Opa Albert war Schreiner und lebte in Eissen bei Warburg. Dass er auch etwas ganz Außergewöhnliches erlebt hatte, das erfährt der Enkel erst kurz nach dessen Tod im Jahr 1985. Er findet das Reisebuch seines Großvaters. &bdquo;Meine Romreise im Jubiläumsjahr 1925“, steht darauf. Dazu ein Schwarz-Weiß-Foto von Albert Fecke mit seinem Fahrrad. Das ist zu der damaligen Zeit natürlich ein ganz einfaches. &bdquo;Eine Gangschaltung oder Licht hatte mein Opa nicht. Dabei waren einige Streckenabschnitte schon mit dem E-Bike anstrengend“, muss der Borchener zugeben. Als Training diente der Weg zur Arbeit bei der Bank für Kirche und Caritas in Paderborn - natürlich mit dem Rad. Beim Start in Borchen sollte das Rad eigentlich zuerst ins Auto Als er den Reisebericht mit zwölf Jahren in seinen Händen hält, ist es das erst einmal. &bdquo;Richtig beschäftigt habe ich mich damit erst in den 90er-Jahren“, so Fecke. Später hat er den Text, der in der Sütterlinschrift geschrieben ist, abgetippt und ihn dann intensiv gelesen. &bdquo;Ich habe recherchiert, die Etappen rekonstruiert und beschlossen: Zum nächsten Heiligen Jahr fahre ich nach Rom.“ Die Strecke, die sein Großvater vor 100 Jahren mit dem Fahrrad fuhr, will er so genau wie möglich nachfahren. Der Entschluss dazu fällt schon Anfang 2000. Damals seien aber die Kinder noch zu klein gewesen. Aber im Jahr 2022 startet er. Die erste Etappe geht eigentlich von Eissen nach Heilbronn. &bdquo;Aber das Rad passte nicht ins Auto, also bin ich von Borchen - aber über Eissen - nach Heilbronn gefahren“, erinnert er sich an den Start und an eine besondere Erfahrung in Marburg. Bei einem Pilgergottesdienst spendet ihm die Pastorin einen Pilgersegen. &bdquo;Das war für mich ein wichtiges Zeichen: Ich bin auf dem richtigen Weg“, meint Stefan Fecke, der sich in seiner Heimatgemeinde als Lektor engagiert ist und im Kirchenchor singt. Lesen Sie auch: Wie der Hövelhofer Heinz Stücke die Welt mit dem Fahrrad eroberte Ein Jahr später geht es dann für ihn per Bahn nach Heilbronn und von dort bis nach Innsbruck. Die dritte Etappe führt ihn von Österreich nach Venedig. Warum sein Opa den Umweg über die Lagunenstadt auf dem Weg nach Rom machte, weiß er nicht. Aber Albert Fecke muss wohl begeistert gewesen sein. &bdquo;An den Bahnhöfen anderer Städte warten Droschken, Omnibus und Auto auf die Reisenden; in Venedig aber lagen vor dem Bahnhof Gondel und Dampfboote die den Fremden an sein Ziel führen sollen. Letzteres benutzte ich. Lautlos, fast feierlich geht die Fahrt durch den Canale Grande und mit angehaltenem Atem betrachtete ich die Herrlichkeiten Venedigs“, heißt es in seinem Reisebuch. Feckes Opa übernachtet manchmal auch auf Heuböden oder im Freien Allerdings ist die Pilgerfahrt des Großvaters im Jahr 1925 alles andere als eine Urlaubsfahrt. Der 24-jährige Schreinergeselle radelt ohne E-Antrieb und Navi, übernachtet in Herbergen des Kolping-Gesellenvereins, manchmal auch auf Heuböden oder im Freien. Und nur mithilfe eines italienisch-deutschen Wörterbuchs kann er sich verständigen. Die letzte knapp 600 Kilometer lange Etappe für seinen Enkel beginnt Anfang Mai in Venedig und endet nach acht Tagen in Rom. Seine Frau Sabine begleitet ihn dabei im Auto. In der Ewigen Stadt haben die beiden Borchener auch das Glück, den neuen Papst Leo XIV. auf dem Petersplatz im Papamobil zu sehen. Aber Albert Fecke hat damals noch größeres Glück. Er bekommt eine Audienz bei Papst Pius XI. &bdquo;Er war in der Kolpingsfamilie und wurde in seiner Wanderoptik von einer Kolpinggruppe mit reingeschleust“, erklärt Stefan Fecke. Die Radpilgerreise hat er im Andenken an seinen Opa gemacht. Sie ist aber auch eine spirituelle Reise für ihn. Wie sein Großvater besucht Stefan Fecke Kirchen und Klöster entlang des Weges. &bdquo;Weil es für mich eine Pilgertour ist, habe ich immer versucht, spirituelle Orte für eine kurze Atempause zu besuchen“, sagt er. Nicht nur auf dem weiten Weg folgt er seinem Opa, auch im Petersdom geht er über die Schwellen der vier Heiligen Pforten – genau wie Albert Fecke es vor 100 Jahren beschreibt. &bdquo;Wenn eine Tür nur alle 25 Jahre offensteht, hat das etwas von Ewigkeit“, sagt er im Heiligen Jahr 2025.

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