
Borgentreich. Als die industrielle Revolution über England auch Deutschland und den restlichen Teil Europas erreicht, verlieren viele Gesellen ihre Lebensgrundlage. Der katholische Priester Adolph Kolping erkennt das Problem und bietet den jungen Menschen in Vereinen Halt. Die Idee der Gesellenvereine, die seit dem Tod von Adolph Kolping seinen Namen tragen, passt sich der gesellschaftlichen Entwicklung an und breitet sich weltweit aus. Seit 1949 gibt es auch in Borgentreich eine Kolpingsfamilie, der im November und Dezember zwei besondere Veranstaltungen bevorstehen.
Am 23. November trifft sich zum ersten Mal das Kolpingwerk Diözesanverband Paderborn zur Versammlung in Borgentreich. "In der Regel finden die Versammlungen in größeren Städten statt, deshalb freuen wir uns sehr über die Zusage des Diözesanverbandes", sagt Werner Dürdoth, Vorsitzender der Kolpingsfamilie Borgentreich. "Das ist eine Wertschätzung unserer Arbeit." Dazu zählt die Tanzsportabteilung, der Begegnungsort Steinkuhle, Bildungsveranstaltungen für Erwachsene und die Jugendgruppe im Pfarrheim.
Bei der Versammlung am 23. November treffen sich alle zwei Jahre zirka 250 Vertreter von Kolpingsfamilien und Bezirksverbänden. Damit stellen sie das höchste beschlussfähige Gremium des Diözesanverbandes Paderborn dar. "Es stehen Vorstandswahlen auf dem Programm. Die Vertreter der Kolpingsfamilien und Bezirksverbände werden aber auch Projekte für die nächsten Monate und Jahre auf den Weg bringen", erklärt Angelika Flore, Vorsitzende des Bezirksverbandes Warburg.
Flore und Dürdoth sind seit 1979 Mitglieder der Kolpingsfamilie Borgentreich. "Es macht einfach Spaß, Teil der Gemeinschaft zu sein, weil alle Altersklassen vertreten sind. Natürlich gibt es Nachwuchssorgen, aber Kinder und Jugendliche sind in Borgentreich immer ein großer Teil der Gemeinschaft", sagt Dürdoth.
Für die Versammlung in der Schützenhalle müssen Dürdoth, Flore und die Mitglieder der Kolpingsfamilie Borgentreich und des Bezirksverbandes Warburg viel vorbereiten. "Die Aufgaben meistern wir in Borgentreich immer gemeinsam. Es gibt so viele helfende Hände, das klappt immer ohne Probleme, egal wie groß die Veranstaltung auch ist."
Die Kolpingsfamilie Borgentreich zählt zu dem Bezirksverband Warburg. Der Verband gehört wiederum zum Kolpingwerk Diözesanverband Paderborn. Zudem gibt es im Stadtgebiet Borgentreich noch die Kolpingsfamilien Natzungen, Großeneder und Muddenhagen. "Trotz der gewaltigen Struktur beschreibt der Begriff Familie die Ausrichtung der Kolpingbewegung sehr gut", sagt Flore. "Gemeinschaft war die Grundlage der Gesellenvereine. Das trifft auch noch heute auf die Kolpingsfamilien zu."
Aus diesem Grund sei die Vision Kolpings immer noch aktuell, sagt Flore. "Früher wurde den Gesellen geholfen. Heute gibt es viele weitere Bevölkerungsgruppen wie behinderte oder benachteiligte Menschen, Flüchtlinge oder Bewohner von Entwicklungsländern. Die Vision hat sich ebenso entwickelt wie die Gesellschaft."
Kolping habe die Verhältnisse nicht hingenommen und Kritik geübt, sagt Flore. Aus diesem Grund gedenken Kolpingsfamilien jedes Jahr im Dezember an Adolph Kolping, der am 8. Dezember 1813 geboren wurde und am 4. Dezember 1865 verstarb.
"Die Gedenkfeier für Adolph Kolping in Borgentreich beginnt am Sonntag, 8. Dezember, um 10.30 Uhr in der Pfarrkirche. Im Anschluss treffen wir uns im Pfarrheim", kündigt Dürdoth an. "Der 200. Geburtstag ist in jedem Fall ein besonderer Anlass, um sich an die Vision von Adolph Kolping zu erinnern", sagt Flore abschließend.