Stella Ahlers: "Handle nicht mit Südfrüchten und Damenbekleidung"

Rödinghausen/Herford. &bdquo;Fashion Valley" hat ein Marketingexperte einmal die Region zwischen Wiehengebirge und Teutoburger Wald genannt. Angelehnt an den amerikanischen IT-Standort &bdquo;Silicon Valley" wollte er damit die Vorreiterrolle des ostwestfälischen Gebiets in der Modebranche aufzeigen. Doch nicht nur die Insolvenz vom Haller Modeunternehmen Gerry Weber zeigt, dass auch die hiesigen Textilunternehmen unter der Krise der Modeindustrie leiden. Der Herforder Modehersteller Ahlers, welcher dieses Jahr bereits sein 100-jähriges Bestehen feiert, möchte der Krise trotzen und &bdquo;auch das 150-jährige, vielleicht auch 200-jährige Bestehen feiern", wie die Vorstandsvorsitzende der Ahlers AG, Stella Ahlers, beim Börsenstammtisch in Rödinghausen betonte. Es sind die Worte, mit der die Hauptaktionärin des Textilunternehmens besticht. Keine großen Showeffekte, wie sie so gerne in der Modebranche genutzt werden. Keine große Bühne, wenig zu ihrer Person. Ihre Aussagen und Antworten sind maßgeschneidert. Der Fokus ihrer Präsentation liegt auf dem Unternehmen. Einem mit viel Tradition in der Herrenbekleidung. Ihr Großvater, so erzählt sie, habe schon mit 16 Jahren die ersten Stoffe mit dem Fahrrad verteilt und damit sein erstes Geld verdient. Damals noch in Jever. Später dann habe der Firmengründer Adolf Ahlers auch die Bekleidung für die Männer eigenhändig geschneidert. Vor allem Anzüge seien sein Steckenpferd gewesen. &bdquo;Anzüge zu schneidern, ist die Königsdisziplin der Textilverarbeitung", zitiert seine Enkelin ihn mit einem charmanten Schmunzeln. H&M und C&A mischen den Markt auf Den ersten Umbruch in der Firma gab es schon im Jahr 1968, als neben der Anzugproduktion auch die Verarbeitung an Denim-Stoffen eingeführte wurde. &bdquo;Mein Vater fand tausende Anzüge in den Hallen, aber in dieser Zeit entstand der Trend zur Jeans", erklärt Stella Ahlers. Später wurde die Ahlers AG dann zum größten Lizenznehmer der Marke Pierre Cardin in Europa und hält Lizenzen von Otto Kern, Pioneer Authentic Jeans und Pionier Workwear. Obwohl sich der Hersteller durch die Männer-Luxusmarke &bdquo;Baldessarini" auch im Premiumbereich etablierte, waren die Umsatzzahlen des Unternehmens in den letzten Jahren immer rückläufiger. &bdquo;Der E-Commerce-Markt und Unternehmen wie Zara und H&M haben den Markt ganz schon aufgemischt", so die Vorstandsvorsitzende. &bdquo;Wir müssen uns jetzt wieder fokussieren." Mit einem im September 2018 beschlossenen Effizienz- und Ertragssteigerungsprogramm möchte der ostwestfälische Textilhersteller der Krise entgegenwirken. Ein großer Aspekt war es, wieder an die Tradition anzuknüpfen und sich wieder rein auf die Herrenmode zu konzentrieren. &bdquo;Mein Großvater hat immer gesagt, handle nicht mit Südfrüchten und Damenbekleidung." Diese sehr konservativ wirkende Aussage begründet Stella Ahlers, die mit der Dissertation &bdquo;Gleichstellung der Frau in Staat und Kirche – ein problematisches Spannungsverhältnis", promovierte, sehr reflektiert. Männer sind vernünftigere Käufer als Frauen Frauenbekleidung sei wesentlich schnelllebiger und damit schlechter planbar. Zudem seien Männer deutlich beständigere Kunden. &bdquo;Männer kaufen das, was sie kennen und kaufen damit in gewisser Weise vernünftiger." Das zeigen auch die Retour-Quoten im Onlinehandel. Während Frauen eine Retour-Quote von 70 Prozent haben, liegt die der Männer bei 40 Prozent. Trotz der großen Rücksendungszahl ist der Aufbau des Onlinehandels ein weiterer Aspekt des Maßnahmenprogramms. Auch in der Produktion greifen die Maßnahmen. Zukünftig wechselt das Unternehmen vom Produktionsprinzip der &bdquo;Passiven Lohnveredelung" zum &bdquo;Vollkauf". In dem Zusammenhang werden die Standorte in China, Hongkong, Indien und Pakistan ausgebaut. Natürlich war auch beim Börsenstammtisch in Rödinghausen das Thema Nachhaltigkeit in der Modebranche ein Thema. Auch hier zeigte sich Ahlers als sehr reflektierte und analytische Geschäftsfrau. &bdquo;Nachhaltigkeit ist ein wichtiges Thema, das momentan auch stark polarisiert. Auch wir beschäftigen uns damit. Jedoch muss man beachten, dass es dabei viele Faktoren gibt", sagt sie. Initiativen wie das &bdquo;Textil Bündnis" oder der &bdquo;Grüne Knopf", seien Projekte, bei denen sich die Ahlers AG anfänglich auch engagiert habe. Jedoch sei der Aufwand der Mitarbeit gegenüber dem konstruktiven Ertrag zu hoch gewesen. &bdquo;Wir haben uns selber Auflagen aufgegeben, die wir regelmäßig auch an den Standorten prüfen", betont sie. &bdquo;Ahlers hat über die lange Firmengeschichte gezeigt, dass das Unternehmen Herausforderungen meistern kann", so die Hauptaktionärin. Aufgrund einer hohen Eigenkapitalquote und steigendem Cashflow sei Ahlers ein gesundes Unternehmen. &bdquo;Unsere Maßnahmen greifen sichtlich und wir gehen davon aus, ihm nächsten Jahr wieder in die Gewinnzone zu kommen. Unser Ziel ist es, noch weitere Jubiläen der Ahlers AG zu feiern", sagt die Vorstandsvorsitzende.

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