Gerry Weber fehlt

Die Modebranche in OWL ist im Wandel – das sind die Trends des Jahres 2025

Beim Katag-Markentag trifft sich die ganze Modebranche in Bielefeld. Mit dabei auch Aussteller aus OWL. Die Unternehmen stellen sich auf die neue Realität ein.

Beim Katag-Markentag in Bielefeld sind mehr als 100 Aussteller zu Gast. | © Peter Unger

Jemima Wittig
03.04.2025 | 03.04.2025, 11:24

Bielefeld. Bei strahlendem Sonnenschein kommen am Morgen die Aussteller in Bielefeld bei Mode-Dienstleister Katag AG an. Grüßen, Händeschütteln, man scheint sich zu kennen. Am Mittwoch und Donnerstag stellen dort gut 100 Marken und Newcomer ihre Produkte beim Katag-Markentag aus. Darunter auch zwei Modeunternehmen aus Ostwestfalen-Lippe: Die Ausstellungsbereiche von Brax und Bugatti liegen direkt nebeneinander. Gerry Weber sucht man allerdings vergebens.

Das insolvente Modeunternehmen steht zwar noch auf der Ausstellerliste, hat seine Teilnahme aber abgesagt. Das Amtsgericht Bielefeld hatte am Montag, 10. März, einem Antrag der Gerry Weber International GmbH auf Insolvenz in Eigenverwaltung zugestimmt. Dabei bleibt die Geschäftsführung im Amt, wird aber von externen Beratern unterstützt. In dem Ausstellungsraum wird die Fläche nun von zwei anderen Unternehmen genutzt.

„Das zeigt, dass die Modebranche im Wandel ist“, sagt Daniel Terberger, Vorstandsvorsitzender der Katag AG: „Gerry Weber war der liebe Gott der Modebranche. Die Insolvenz ist natürlich traurig.“ Es sporne die Branche aber auch an, den Wandel mitzumachen. „Es gibt keine Sicherheiten, das ist uns eine Warnung“, sagt er. Auch am Stand von Bugatti ist das Fehlen von Gerry Weber ein Thema: „Wir beobachten das mit Bedauern. Der Standort OWL war mal ein Hauptlieferant für Mode“, sagt Nicole Jäger, Vertriebsleiterin von Bugatti Women. „Die Insolvenz von einem Schwergewicht wie Gerry Weber ist nicht schön.“

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Daniel Terberger (l.) ist der Vorstandsvorsitzende von Katag. Auf der Messe stoppt er für einen Plausch mit Mathias Eckert von S. Oliver. - © Peter Unger
Daniel Terberger (l.) ist der Vorstandsvorsitzende von Katag. Auf der Messe stoppt er für einen Plausch mit Mathias Eckert von S. Oliver. | © Peter Unger

Shopping wird zum Event

Was gilt es also zu tun? „50 Prozent der Wirtschaft ist Stimmung“, sagt Terberger. „Die ist nicht gut, und das merken wir in der Modebranche. Aktuell fehlt die schöne Leichtsinnigkeit, die der Mensch braucht, um zu konsumieren.“ Shopping wird darum immer mehr als Event gestaltet: „Musik, ein Farbrausch, da kommt einiges zusammen, was man in den Läden tun kann.“

Wichtig seien auch die Parkplatzsituation und die Umgebung; etwa mit der Möglichkeit, gemütlich einen Kaffee trinken zu können. „Wir sind Teil der Erlebnisindustrie. Darum ist unser Wettbewerber nicht das andere Modegeschäft, sondern Reiseanbieter oder Restaurants.“ Der Kunde verzichte am wenigsten auf Erlebnisse, die müsse darum eben auch der Einkauf liefern.

Nicole Jäger und Jalel Guelmami von Bugatti. - © Peter Unger
Nicole Jäger und Jalel Guelmami von Bugatti. | © Peter Unger

Bei Bugatti wisse der Kunde das Preis-Leistungs-Verhältnis zu schätzen, sagt Jäger. So sei die immer weiter sinkende Kaufkraft bei ihnen in den Zahlen noch nicht so sichtbar. „Wir achten außerdem darauf, wo wir produzieren, und verwenden viele recycelte Materialien.“

Auch der Mode selbst ist die Krise nicht anzumerken: Schnitte und Farben vermitteln eine Lässigkeit. Für den April präsentiert Jäger Damenmode in Rosa- und Weißtönen. „Die Helligkeit strahlt eine Leichtigkeit aus“, sagt sie. „Zu einer weißen Hose kann man alles tragen.“ Der Look werde zurzeit stark über die Hose geprägt. Die Schnitte: weit, leicht überschnitten und lässig tragbar. Passend dazu verkürzte, gemäßigte Oberteile.

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Saisons verschieben sich

Auch im Herrenbereich setzte man weniger auf Drucke. Auf das gerade moderne Blau folgen für 2026 Grün-Töne. „Modernität kommt über die Jacke mit kürzeren Blousons“, sagt Jäger.

Alexander Lischka (l.) und Marco Tiemann von Brax aus Herford. - © Peter Unger
Alexander Lischka (l.) und Marco Tiemann von Brax aus Herford. | © Peter Unger

Nebenan bei Brax präsentiert man die passende Hose dazu: Auch bei Herren ist die Hose eher weit geschnitten. „Im Herrenbereich ist die Bundfalte wieder ein Thema“, sagt Michael Nottrodt. Auch die Chino sei wieder gefragt.

Die Damenmode im kommenden Herbst und Winter ist geprägt durch Beeren- und Naturtöne und einige Farbtupfer. „Leo in der Originalfarbe ist immer mal wieder da“, ergänzt Nottrodts Kollege Marco Tiemann. Auch Cord sei weiter gefragt. Am wichtigsten aber auch im Rest des Jahres: Bequemlichkeit und Tragekomfort.

Anpassen muss man sich in der Modebranche nicht nur an das Kundenkaufverhalten, sondern auch an das Klima: „Die Saisonverläufe verschieben sich“, sagt Nottrodt. So habe man bei Brax in diesem Jahr bislang hauptsächlich Wintermode verkauft, weil es noch nicht länger warm war. „Dafür verkaufen wir die Sommermode jetzt bis in den September hinein.“ Er geht davon aus, dass temperaturbedingt Sommermode länger getragen wird als Wintermode.

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