In diesem Löhner Ortsteil gab es mal mehr als 100 Nahversorger vor der Haustür

Löhne. Siegfried Bökemeier steht an der Ecke Bahnhofstraße/Wilhelmstraße. Hinter ihm liegt die Tür des &bdquo;Turmstübchens“, der früheren Gaststätte der Familie Oelschläger. &bdquo;Das war berühmt-berüchtigt“, sagt Bökemeier. Eine Kneipe ist hier heute nicht mehr, nur das angrenzende Wohnhaus ist bewohnt. Das Gebäude ist nur eins von vielen in Obernbeck, in dem sich vor ein paar Jahrzehnten noch das öffentliche Leben abspielte. Die Flächen und Gebäude, die vor rund 50 Jahren noch die breite Masse der Obernbeckerinnen und Obernbecker angelockt haben, hat Siegfried Bökemeier gemeinsam mit seiner Frau zusammengetragen. Die Liste, die dabei entstanden ist, ist lang. &bdquo;Wir dachten, das werden 30 bis 40 Geschäfte. Jetzt sind es über 100.“ Nach dem Schreiben der Liste seien ihm sogar noch mehr eingefallen. Gemeinsam mit seiner Frau sei er die markantesten und wichtigsten Straßen abgefahren und habe dann aus der Erinnerung heraus aufgeschrieben, was an welcher Stelle mal ansässig war - und was es heute ist. &bdquo;Von allem etwas da“ Das, was Bökemeier unter &bdquo;Nahversorger in Obernbeck“ zusammengefasst hat, beinhaltet Lebensmittelhandel und Bäckereien genauso wie Gaststätten, Tankstellen, Apotheken, Ärzte oder Kleinmöbel. Aufgekommen sei das Thema im Gespräch innerhalb der Familie. &bdquo;Die Bäcker sind alle zu, die Kneipen sind zu. Und Gohfeld zum Beispiel hat mehrere Nahversorger“, so Bökemeier. Diese Zeiten seien in Obernbeck längst vorbei. &bdquo;Früher war von allem etwas da. Wir hatten alles, was der Marktkauf hat“, sagt der Obernbecker. Jetzt, seit die Bäckerei Rost an der Ellerbuscher Straße im April geschlossen hat, müsse man &bdquo;für ein Brötchen in einen anderen Ort“. Dass Geschäfte schließen und sich die Handelslandschaft im Laufe der Zeit verändere, sei natürlich normal und mit so einer &bdquo;Zeitenwende“ müsse man leben, sagt Siegfried Bökemeier. Dass aber Obernbeck im Gegensatz zu den anderen Stadtteilen &bdquo;nichts mehr hat“, sei schade. &bdquo;Allein entlang der Bahnhofstraße waren mehrere Gaststätten.“ Vier Stück führt Bökemeiers Liste hier auf. Diese stehen heute überwiegend leer, die frühere Gaststätte Bolle ist heute das Restaurant Irodion. Mehr zum Thema: Leere Kassen: Blumenhändlerin aus Löhne leidet unter Küchenmesse Von der Pferdeschlachterei zum Blumenparadies Eine lange und vor allem abwechslungsreiche Historie hat auch das Gebäude an der Lübbecker Straße 49. Dort, wo Bianca Meiser heute &bdquo;Blumen für die Seele“ verkauft, war vor rund einem halben Jahrhundert noch eine Pferdeschlachterei ansässig. Anschließend zog dort die Gaststätte Hansa-Stuben ein, später war die Buchhandlung Prieß dort zu finden. &bdquo;Jeder hat eine Erinnerung an Prieß. Nach meiner Eröffnung kamen viele rein und erzählten mir, wie es davor ausgesehen hat“, sagt Bianca Meiser, die 2021 ihren Blumenladen dort eröffnet hat. Ob Maler, Elektrohandlung, Näherei, Drogerie, Friseur, Schuster oder Schlachter - &bdquo;alles wurde hier gekauft und besorgt“, so Bökemeier. Während etwa dort, wo der Lebensmittelhandel Kaiser an der Ellerbuscher Straße war, jetzt ein Wohnhaus steht, sind zum Teil seit den 1970er-Jahren auch neue Dienstleister und Geschäfte entlang der Obernbecker Straßen eingezogen. Dort, wo an der Bahnhofstraße das Wäsche- und Bettengeschäft Büscher beheimatet war, befindet sich jetzt der Gartenbedarf Pieper. Wo ein Friseur ansässig war, wird heute die Theorie des Straßenverkehrs in der Fahrschule Geilker gelernt. Den Kiosk an der Straße Vor der Egge gibt es ebenfalls nicht mehr, stattdessen ist hier der AWO-Seniorentreff zu Hause. Mehrere Gebäude, etwa der Friseursalon Ritter, bestehen aber auch heute noch an derselben Stelle wie schon vor fünf Jahrzehnten. Mehr Artikel von dieser Autorin: Anthea Moschner Lebensmittelhandel, Bäckerei und Kneipe fehlen Dass sich Handel und Nahversorgung über die Jahrzehnte verändern, sei normal, bestätigt auch Stadtarchivar Mathis Nolte. Der Eindruck, dass die Zahl an kleineren Einzelhändlerinnen und Einzelhändlern sowie Dienstleisterinnen und Dienstleistern rund um die 1970er-Jahre höher war als heute, dürfte dennoch richtig sein, so Nolte. &bdquo;Es gab kaum lokale Konkurrenz durch Großmärkte. Den Marktkauf gibt es beispielsweise erst ab 1983.“ Obgleich Obernbeck nach Bökemeiers Erinnerungen durchaus wie eine Hochburg für Handel und Versorgung wirken kann, eine Löhner oder gar Obernbecker Besonderheit sei das nicht. &bdquo;Andere Gemeinden in den Regionen haben ganz ähnliche Entwicklungen durchgemacht.“ Im Gegensatz zu Mennighüffen etwa habe Obernbeck allerdings auch kein Fachmarktzentrum. Zwar verkauft der Bravo-Markt an der Steinstraße internationale Lebensmittel, das sei allerdings nicht vergleichbar mit Edeka Brinkmann, der dort zuvor ansässig war, findet Siegfried Bökemeier. Ihm fehlen in seinem Stadtteil vor allem drei Dinge: &bdquo;Lebensmittelhandel, Bäckerei und Kneipe.“ 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Herford

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