Konzertsaison geht wieder los mit neuem NWD-Chef

Herford. &bdquo;Wir sind wieder da!“ Seit den Corona-Lockerungen haben sich mit diesen Worten Gastronomen, Einzelhändler oder Künstler erleichtert wieder zurück gemeldet. Jetzt kann auch die Nordwestdeutsche Philharmonie (NWD) genau das verkünden – und tut es in Großbuchstaben auf ihrer Internetseite und mit einem gleichnamigen Konzert am Donnerstagabend. Mehr als fünf Monate hatte das Orchester keine Auftritte mehr. &bdquo;Eine Art Berufsverbot“, nennt das Friedrich Luchterhandt, der seit April Künstlerischer Betriebsdirektor bei der NWD ist. Und somit seinen neuen Job in den Anfängen der Corona-Zeit antrat. Luchterhandt ist in die Fußstapfen von Orchestergeschäftsführer Christian Becker getreten, der seit August offiziell im Ruhestand ist. &bdquo;Die Stelle wurde etwas umbenannt, aber es ist derselbe Verantwortungsbereich“, sagt der 49-Jährige, der für das Herforder Orchester dennoch kein neues Gesicht ist. Seit 2002 spielt er für die NWD Bratsche. Für den Wechsel in den Verwaltungsapparat des Orchesters bringt er einiges an Erfahrung aus diesem Bereich mit: Bei den Wagner-Aufführungen in Minden war er Produktionsleiter, zudem hat er berufsbegleitend Musikmanagement und Musikvermittlung in Detmold studiert. Zusätzlich zu seinem Musikstudium, das der gebürtige Detmolder in Hannover und Madrid absolviert hat. "Bei der Bratsche ist man sofort gefragt" Luchterhandt kommt aus einem Musikerhaushalt. Sein Vater hat Musiktheorie an der Musikhochschule in Detmold gelehrt, seine Mutter war Musik- und Religionslehrerin. Der christliche Hintergrund hat ihn in Herford zur Mariengemeinde geführt. Hier engagiert er sich als Presbyter und singt im Chor. Auf die Bratsche als Instrument hatte sich Friedrich Luchterhandt mit 20 Jahren im Studium spezialisiert, zuvor war die Geige angesagt. &bdquo;Ich war viel gewachsen, 1,93 Meter groß, da ist es schwieriger auf einem kleinen Instrument zu spielen.“ Zudem ist die Geige sehr beliebt. &bdquo;Bei der Bratsche ist man sofort gefragt“, sagt er schmunzelnd. Das Instrument passe aber auch sehr gut zu seiner Persönlichkeit: &bdquo;Sie ist in der Mitte, hält die Dinge zusammen.“ Man müsse den anderen Instrumenten gut zuhören, die Bratsche liefere dann die &bdquo;innere Struktur“ der Musik. "Mir macht dieser Job unheimlich viel Spaß" Zuhören und Zusammenhalten – beides wichtige Eigenschaften, die nun auch in der neuen Position gefragt sind. &bdquo;Mir macht dieser Job unheimlich viel Spaß“, sagt Luchterhandt. &bdquo;Vielgestaltig“ seien seine Aufgaben, vom Erstellen der Dienstpläne über die Versicherung von Instrumenten bis hin zu pädagogischen Konzepten reichen sie. &bdquo;Bislang gab es noch keine langweilige Minute“, sagt er vergnügt. Auch wenn Corona den Konzertbetrieb im März abrupt gestoppt hatte, die Musiker zwischenzeitlich in Kurzarbeit und dann im Urlaub waren, für den Verwaltungsbereich war in den vergangenen Monaten genug zu tun. Schließlich musste trotzdem für die Zukunft geplant werden. &bdquo;Ich habe jede neue Corona-Verordnung studiert“, erzählt der Betriebsdirektor. Immer neue Vorgaben und Erkenntnisse gab es, die aber alle letztlich auf eines hinausliefen: Auftritte mit einem großen Orchester vor einem noch größeren Publikum waren nicht möglich. Und sind es auch jetzt nur eingeschränkt. "Unser Auftrag ist es, Musik zu machen" Für die drei Sonderkonzerte, mit denen die NWD ihren Spielbetrieb nun wieder aufnimmt, sind 300 Zuhörer maximal zugelassen. Sowohl diese als auch die Musiker sitzen weiter auseinander als gewöhnlich, Plexiglasscheiben trennen beispielsweise die Holzbläser von den übrigen Musikern. Trotzdem: Für die NWD und das Publikum geht es endlich wieder los. &bdquo;Unser Auftrag ist es, Musik zu machen und nicht zuhause zu sitzen“, betont Luchterhandt. Die kleineren Auftritte, mit sechs Musikern an Pfingstmontag in Bad Salzuflen, oder die Altenheimkonzerte in Herford zum Beispiel, hätten die Musiker ehrenamtlich gemacht. &bdquo;Sie wollen ja spielen“, sagt Luchterhandt. Er selbst hatte seine Bratsche hingegen seit Jobantritt beiseite gestellt. Mehr als zwei Monate musste sie darauf warten, dass er sie wieder in die Hand nahm. Mit seiner Frau, Cellistin bei der NWD, und Mutter seiner zwei Kinder, hat er nach der langen Wartezeit dann doch zuhause musiziert. Früher hatte Luchterhandt wie seine Kollegen fast täglich geprobt. Nun sei zu spüren, dass die Muskulatur zurück gegangen ist, die Fingerkuppen keine Hornhaut mehr haben. Dennoch: &bdquo;Es war ein besonderer Moment“, sagt er. Wie es für ihn sein wird, wenn sein Orchester jetzt zum ersten Mal wieder zusammen auftritt und er dabei nur zusieht – das weiß er selbst noch nicht. Vielleicht wird er &bdquo;Phantomschmerz“ spüren. Vielleicht aber auch einfach nur Freude darüber, dass auch die NWD nach der langen Corona-Pause endlich wieder da ist.

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