Ziemlich genialste Freunde

Oerlinghausen. Ein Mann mit komischer Perücke, auffälliger Jacke und Hose, die heute wohl nur noch zu Karnevalszeiten getragen würden, erscheint grübelnd auf der Bühne des Niklas-Luhmann-Gymnasiums. &bdquo;Ich hab´s im Kopf, aber irgendwas passt noch nicht“, sinniert er und entdeckt dann die große Schar der 600 Dritt- und Viertklässler, die die gesamte Aula ausfüllen. Zum wiederholten Male ist die Nordwestdeutsche Philharmonie (NWD) Herford zu Gast im Gymnasium, um Grundschülerinnen und –schülern klassische Musik näherzubringen. Nicht einfach nur zuhören sollen die Schüler des Grundschulverbundes Oerlinghausen, aus Helpup, Asemissen, Ubbedissen und Lage bei diesem eigens für Kinder konzipierten einstündigen Programm, sondern sich aktiv beteiligen und nebenbei einiges über die verschiedenen Instrumente eines Orchesters, deren Klang und den Hintergrund einer Komposition lernen. Diesmal geht es um die Freundschaft der beiden berühmtesten Komponisten ihrer Zeit Joseph Haydn und Wolfgang Amadeus Mozart. Die Kinder erzeugen Dramatik Bei den beiden Genies läuft nicht alles normal ab. Der eine ist ständig auf Reisen, der andere wohnt bei einem Fürsten im Schloss. Gemeinsam mit den Grundschülern besuchen die Musiker der NWD die Komponisten-Freunde und begeben sich ihnen auf eine spannende musikalische Reise. Was die beiden sich für das Orchester ausgedacht haben und was es mit ihrer besonderen Freundschaft auf sich hat, das erfährt das gespannt folgende Publikum auf kindgerechte Weise. Joseph Haydn komponiert, aber noch ist das Stück einfach zu langweilig. Da kommt der Wutausbruch des Mannes an den imposanten Pauken gerade recht. &bdquo;Diesen lauten Akkord könnte ich mit einbauen“, denkt Haydn. Gesagt, getan, und die Kinder stampfen bei jedem lauten Schlag mit den Füßen. Noch ein bisschen mehr Dramatik, und plötzlich ist die Komposition gar nicht mehr zum Einschlafen. Im Gegenteil. &bdquo;Das muss ich sofort meinem Freund Mozart schreiben“, kündigt Joseph Haydn alias Johannes Hofmann an und erzählt den Kindern vom Streichquartett mit Mozart. Dass in einer Sinfonie normalerweise ein Menuett folgt, erfahren die jungen Zuhörer, &bdquo;aber zuerst brauchen wir einen Beat“. Die Melodie dazu? Da fällt Haydn garantiert etwas ein. Ein Tanz soll es werden. Einen solchen haben die Grundschüler bereits in ihren Klassen einstudiert und führen ihn nun mit Freude vor. Entsprechend beflügelt, ist Joseph Haydn im &bdquo;Komponier-Flow“ und sicher, dass die Melodie, die die Schüler sofort als Nationalhymne erkennen, &bdquo;garantiert mal ein Kassenschlager wird“. Schon aber beschwert sich die 2. Geige. &bdquo;Voll unfair“ finden sie und ihre Kollegen es, dass &bdquo;immer nur die ersten Geigen im Vordergrund stehen“, obwohl sie doch genauso schön spielen können. Also bekommen auch sie ihren Auftritt, ebenso wie die etwas größeren Bratschen, die Violoncelli oder die riesigen Kontrabässe. Plötzlich trifft Post von Mozart ein. Einen Kanon hat er geschickt, den die Kinder bereits bestens kennen. &bdquo;Bona nox, bist a rechter Ochs“, singen sie aus vollen Kehlen und Joseph Haydn wettet: &bdquo;Das wird in 250 Jahren sicher mal ein Hit.“ Das Konzert – ein unvergessliches Erlebnis Kurz, nachdem Trompeterin Anne Heidemann den Grundschülern erklärt hat, wie sie mit Lippenspannung Töne auf ihrem glänzenden Instrument erzeugt und das bei einem Solo demonstriert, trifft erneut Post von Mozart ein. Doch wo ist der Umschlag bloß? Ein Junge findet ihn, bringt ihn zur Bühne. Seinen Namen aber, den &bdquo;sag ich nicht“. Auch die im Umschlag verborgenen Noten der Sinfonie Nr. 41 sprechen für sich. Die Kinder singen, das Orchester spielt den ersten Satz. Für die Kinder ist das Konzert, bei dem &bdquo;die ziemlich genialsten Freunde“ Mozart und Haydn im Mittelpunkt stehen, ein Erlebnis, das sie sicher nicht vergessen werden.

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