
Herford. Heimspiel für Regine Tönsing. Die Hauptgeschäftsführerin vom Deutschen Hotel- und Gaststättenverband Ostwestfalen (Dehoga) präsentierte Montag, 20. Januar, die Jahresbilanz 2019 ihres Bezirks in den Pfälzer Weinstuben an der Tribenstraße.
Tönsings Geburtsstadt schneidet in der Entwicklung besser ab als der Kreis Herford, für den die Übernachtungszahlen um 2,1 Prozent stiegen. Die OWL-Metropole Bielefeld ist mit 0,8 Prozent im Plus. Herford dagegen verzeichnet einen Anstieg im Vergleich zum Vorjahr um 5,1 Prozent. 36.558 Gästeübernachtungen wurden in der Hansestadt registriert.
„Die Zahl der Beschäftigten ist auch ganz interessant. Die Gastronomie in Herford hat ein Plus von 6,85 Prozent verzeichnet. Bundesweit ist die Beschäftigungszahl um 1,5 Prozent gestiegen (2018). 3,9 Prozent sind es in Bielefeld, obwohl es in Herford weniger Betriebe gibt. Diese Zahlen reichen aber nicht, um den Bedarf zu decken. Wir suchen immer noch Leute. Der Gastronomie gehts gut", weiß die Chefin.
Ursprünglich ist Regine Tönsing gelernte Bürokauffrau. Über ihren Mann Bernd Tönsing kam sie zur Gastronomie. Der Restaurantfachlehre folgte 1982 die Restaurantleitung im „Eickumer Kohlenkrug", dem elterlichen Betrieb ihres Mannes. „Aus der alteingesessenen bürgerlichen Gaststätte haben wir einen Gourmet-Tempel mit einem Michelin-Stern gemacht", sagt die inzwischen 57-Jährige, die sich nach 20 Jahren von ihrem Mann trennte. Mittlerweile führt Bernd Tönsing die „Alte Schule" im „Holland", wo auch der gemeinsame Sohn Torben aktiv ist.
Wir haben überlegt, ob wir etwas ganz Verrücktes machen
Regine Tönsing blieb indes dem Gaststättengewerbe treu und trat für 17 Jahre als Leiterin des Brauhauses Joh. Albrecht in Bielefeld an. Da sie während dieser Zeit ehrenamtlich für die Dehoga im Vorstand wirkte, fiel ihr Name, als der bisherige Dehoga-Chef Thomas Keitel in den Ruhestand wechselte und Ende 2018 eine Neubesetzung anstand. Regine Tönsing: „Wir haben überlegt, ob wir noch mal einen Rechtsanwalt nehmen, oder ob wir etwas ganz Verrücktes machen und jemand mit Stallgeruch nehmen. Wir waren so mutig."
Seitdem muss sich die einstige Falkstraßen-Schülerin nicht mehr in der Weinkunde beweisen oder mit Gästen Veranstaltungen planen. Stattdessen betreut sie die Verbands-Mitglieder und spickt diese mit den neuesten Informationen. „Die haben Fragen zu Kündigungen oder zum Mindestlohn", so Regine Tönsing.
Ein aktuelles Problem sind das Internet und die teilweise negativen Bewertungen der Betriebe und deren Leistungen auf Google. Regine Tönsing: „Die Mitglieder fragen mich, wie sie aus dieser Bewertung wieder rauskommen. Teilweise können sie gar nichts dagegen tun, weil die Gäste zwar bewerten können, aber nichts beweisen müssen. Das führt dazu, dass unsere Leute sehr verzweifelt sind. Das ist deren Existenz."
Heute Herford. Morgen wieder das gesamte Gebiet der Dehoga. „Ich war schon erstaunt, wie groß Ostwestfalen ist", sagt Regine Tönsing, die gespannt sein darf, wie sich aus ihrer Sicht die Hansestadt entwickelt. Die Voraussetzungen scheinen blendend. Derzeit sind in Herford 366 Betten gelistet. Mit dem neuen Intercity-Hotel am Marta-Museum und dem Hotel- und Boardinghouse "Go 25" an der Goebenstraße kommen knapp 200 Betten hinzu.
In dieser Rechnung ist das vorübergehend geschlossene Stadthotel Pohlmann am Lübbertor noch nicht einmal enthalten. Auch dort wird fleißig gewerkelt. Es sieht gut aus.