Serviceroboter in Bielefeld: Innovationen sollen Gastronomie revolutionieren

Bielefeld. In deutschen Fabrikhallen oder Werkstätten sind sie schon unterwegs, vor allem in Asien und Amerika auch in Krankenhäusern oder Pflegeheimen. Die Rede ist von Servicerobotern, die ihren Nutzern zur Seite stehen und helfen. In Zukunft könnten sie auch das Gastgewerbe in Ostwestfalen-Lippe erobern, einzelne Gastronomiebetriebe setzen sie hier bereits ein – und sei es nur als witzige Attraktion, um Gäste in Erstaunen zu versetzen. Beim Gastronomieausstatter Schulze & Hase ist ein selbstfahrender Serviceroboter der chinesischen Marke Orionstar als Guide für die Hausausstellung in Bielefeld im Einsatz. Der kleine Roboter, der in Bielefeld liebevoll Erika genannt wird, wuselt auf Knopfdruck selbstständig zwischen den Regalen umher. Er zeigt interessierten Kunden, wo die Abteilung für Geschirr ist und wo sie die Töpfe finden. Das flinke Gerät kann &bdquo;sprechen“ und ist ausgestattet mit Kameras, die ihm die Orientierung im Raum ermöglichen. Die meisten Rempeleien können so vermieden werden: &bdquo;Neulich hätte es beinahe eine Kollision mit einem Staubsaug-Roboter gegeben, aber der chinesische Serviceroboter hat nur nüchtern darum gebeten, ihm den Weg freizumachen“, sagt Steven Murphy, der bei Schulze & Hase für den Vertrieb verantwortlich ist. Roboter zu Preisen zwischen 4.000 und 10.000 Euro Solche Roboter, die in Größe und Form wie eine moderne Variante der hergebrachten Servierwagen aussehen, könnten dem Fachpersonal in der Gastronomie künftig bei der Arbeit helfen, etwa Tellergerichte und Getränke zum Tisch bringen, leeres Geschirr anschließend wieder in die Küche transportieren: &bdquo;Kellner und Kellnerinnen können sich so manchen Weg sparen und sich mehr um die Wünsche der Gäste kümmern“, sagt Murphy. Am Ende könne so auch der Umsatz gesteigert werden. Regine Tönsing, die Hauptgeschäftsführerin des Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga) Ostwestfalen, glaubt, dass solche Innovationen den Betrieben nicht nur im Kampf gegen den Fachkräftemangel helfen können, sondern auch die Freude an der Arbeit erhöhen, weil manche lästigen Aufgaben entfallen. Allerdings weiß sie, dass der Einsatz solcher Geräte angesichts von Preisen zwischen 4.000 und 10.000 Euro mit einer echten Investition verbunden ist – keine Kleinigkeit für viele Hotels und Gaststätten, die derzeit mit Umsatzrückgängen kämpfen müssen. Lesen Sie auch: Günstig essen in Bielefeld: Das sind die Top 10 der preiswertesten Restaurants und Imbisse Tönsing sagt, der Eindruck durch volle Kneipen und gut besuchte Restaurants täusche über die Lage der Branche hinweg: Die Zahl der Gäste sei gesunken, die Bons würden kleiner. Es seien Umsatzeinbußen in Höhe von sechs Prozent zu beklagen. Die Absätze seien noch kräftiger geschrumpft, die Wirkung werde durch Preiserhöhungen nur teilweise ausgeglichen. Land NRW fördert Beratung durch Digitalcoaches In dieser schwierigen Situation soll der Branchentag &bdquo;Gastro Upgrade“, der am 29. Oktober 2024 im Bielefelder Lokschuppen über die Bühne geht, für Anregungen sorgen und Informationen vermitteln. Der Kopenhagener Wissenschaftler Sebastian Zenker zum Beispiel will darüber sprechen, wie Gäste und Kunden mit sanftem &bdquo;Nudging“ subtil in eine gewünschte Richtung beeinflusst werden können. Der Referent Michael Kuriat informiert darüber, welche Möglichkeiten sich durch Künstliche Intelligenz (KI) bieten, um bestimmte (etwa bürokratische) Aufgaben so zu bewältigen, dass Gastwirte und Hoteliers sich wieder mehr darauf konzentrieren können, &bdquo;Gastgeber zu sein“. Die Themen Nachhaltigkeit und Digitalisierung sollen bei der Infomesse im Mittelpunkt stehen, und eine Rolle spielt damit auch die Förderung der Gastronomie durch das NRW-Wirtschaftsministerium: Noch bis 2026 finanziert das Land NRW Beratungen von Betrieben durch &bdquo;Digitalcoaches“, die dabei helfen können, Entwicklungsmöglichkeiten für Unternehmen aufzuspüren und aufzuzeigen. Gastrobranche soll auf technologischen Fortschritt setzen Sechs Digitalcoaches (davon zwei für Nachhaltigkeitsthemen wie Energieeinsatz oder Food Waste) seien derzeit landesweit im Einsatz, sie können über die Dehoga gebucht werden – auch von Nichtmitgliedern des Branchenverbandes. Dass auch die Gastrobranche auf technologischen Fortschritt setzen sollte, ohne dass Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Angst um ihren Arbeitsplatz haben müssen, stellt Dirk Schlottbom von der beim Branchentag als Aussteller vertretenen Firma Rational klar: &bdquo;Als wir vor 20 Jahren Geräte vorgestellt haben, die in zehn Minuten 160 Schnitzel braten können, hatten Köche Angst um ihre Jobs“, sagt der Vertriebsmanager des Herstellers von Gargeräten und Kochwerkzeugen. &bdquo;Tatsächlich gewinnen sie dadurch aber mehr Zeit, sich um das Abschmecken von Dressings und Soßen zu kümmern.“

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