Herford

Gesperrte Salzufler Straße in Herford: Schleichweg sorgt für Ärger

Zunehmender Umleitungsverkehr nervt Anwohner, die täglich über 3.500 Fahrzeuge ertragen müssen. Erste Beschwerden versandeten, weil sich laut NW-Lesertelefon keine Behörde zuständig fühlte.

Ärgerlich: Auch der Lieferverkehr sucht sich seine Auswege zur gesperrten Salzufler Straße. Dieser Kleinlaster soll nach Beobachtungen der Anwohner keine Ausnahme sein. | © Peter Steinert

Peter Steinert
26.06.2019 | 26.06.2019, 08:20

Herford. Bei den Anwohnern der Friedenstalstraße liegen die Nerven blank. Seitdem der erste Teil der Salzufler Straße in Höhe des künftigen OBI-Marktes fertig gestellt worden ist, steigt das Verkehrsaufkommen. Offenbar hat es sich herumgesprochen, dass diese Passage eine ideale Ausweichstrecke für die zwischen Friedenstalstraße und Maschstraße gesperrte Salzufler Straße ist.

Keiner ist zuständig

Bislang versandeten die Klagen der Anwohner, so ein Ergebnis vom NW-Lesertelefon. „Das Ordnungsamt verweist auf die Polizei und die Polizei auf das Ordnungsamt. Keiner ist zuständig", berichtet Edith Thiele. „Hier sind nicht nur viel zu viele Fahrzeuge unterwegs, hier wird auch viel zu schnell gefahren", ergänzt Nachbar Wolfgang Schüßler.

Aufgebracht: Anwohner von der Friedentalstraße, die nach einer verdeckten Zählung des Ordnungsamtes werktags von fast 4.000 Verkehrsteilnehmen genutzt wird. Einige dieser Fahrer sind in der Tempo-30-Zone zu schnell. - © Peter Steinert
Aufgebracht: Anwohner von der Friedentalstraße, die nach einer verdeckten Zählung des Ordnungsamtes werktags von fast 4.000 Verkehrsteilnehmen genutzt wird. Einige dieser Fahrer sind in der Tempo-30-Zone zu schnell. | © Peter Steinert

Dienstagabend im städtischen Verkehrsausschuss reagiert Ordnungsamtsleiter Lothar Sobek. „Wir haben erste Messungen gemacht. In den nächsten Tagen starten wir mit der Geschwindigkeitsüberwachung. Wer zu schnell fährt, erhält eine Anzeige. Verhindern können wir allerdings nicht, dass die Friedenstalstraße als Ausweichroute genutzt wird, obwohl sie laut Beschilderung nur für Anwohner frei gegeben ist."

Das ist ein längerfristiges Problem

Auch die Polizei will jetzt aktiv werden. Polizeisprecher Uwe Maser: „Das ist ein längerfristiges Problem. Es gibt für die Friedenstalstraße eine Durchfahrtsregelung. Die Straße ist aber keine Umleitungsstrecke. Es scheinen einige Verkehrsteilnehmer dabei zu sein, die am schnellsten durch die Friedenstalstraße kommen, die deswegen besonders belastet ist. Deswegen werden wir Geschwindigkeit und die Durchfahrtsregelung überwachen."

Polizei und Ordnungsamt wollen dabei zusammenarbeiten. Wobei Uwe Maser als auch Lothar Sobek die eigentliche Problematik kennen. Sämtlich drei bestehenden direkten Verbindungen zwischen Herford und Bad Salzuflen sind derzeit gekappt.

Das betrifft im Kern die Salzufler Straße, die etappenweise zwischen Bergertor und Ortsausgang komplett erneuert wird. Der aktuelle Abschnitt soll im Juli fertig werden, ehe die nächste Strecke zwischen Maschstraße und Brunnenstraße genommen wird. Bis zum Jahresende soll die Bauvereinstraße mit der Kreuzung zum Edeka-Markt erreicht worden sein.

Bis dahin werden die Anwohner der Friedenstalstraße das erhöhte Verkehrsaufkommen vor ihrer eigenen Haustür erdulden müssen, denn zeitgleich zur Salzufler Straße ist die als Umleitung geplante Trasse über die B 239 in Richtung Lippe auf Höhe der A-2-Anschlussstelle Herford/Bad Salzuflen (einschließlich der Autobahn-Auf- und Abfahrten) wegen Fahrbahnausbesserungen bis Ende Juli gesperrt.

Zu allem Übel ist zudem auf Bad Salzufler Gebiet der Gröchteweg bis Ende Oktober nicht passierbar. Was dazu führt, dass sich mitunter mehr als 5.000 Autos und Zweiräder über die verkehrsberuhigte und verwinkelte Mozartstraße der Badestadt schieben. Einzelne Fahrer sollen mit mehr als 80 Stundenkilometern durch die Tempo-30-Zone gehuscht sein. Auch hier formierte sich der Anwohnerprotest.

Wobei die Herforder Probleme nicht an die der Nachbarkommune heranreichen. Lothar Sobek: „Wir haben in der Friedenstalstraße eine verdeckte 24-Stunden-Messung durchgeführt und festgestellt, dass pro Stunde knapp 150 Fahrzeuge in beiden Richtungen unterwegs waren. Darunter auch Radfahrer, die mit erfasst wurden. Am Tag waren das 3.720 Fahrzeuge. Davon war ein Viertel zu schnell (29 Prozent). Der schnellste Verkehrsteilnehmer wurde mit 64 km/h gemessen. Das war aber eine Ausnahme."

Können für die Anwohner wenig tun

Grundsätzlich aber, so der Ordnungsamtsleiter, sei der städtische Einfluss auf die Verkehrsströme gering. „Wir wissen, dass wir für die Anwohner wenig tun können. Wir werden nicht verhindern, dass da Schleichverkehr durchgeht. Wir müssen die Straße auch für die Anwohner öffnen, die in den rückwärtigen Straßen wohnen. Deswegen ist eine effektive Kontrolle der Polizei nur schwer möglich."

Die Anwohner befürchten unterdessen, dass sich das Problem mit dem Umleitungsverkehr ohnehin von allein erledigen könnte. Wolfgang Schüßler: „Trotz Verbot fahren hier auch schwere Lkw durch. Die haben mit ihrem Gewicht den Fahrbahnbelag schon jetzt beschädigt. Geht das bis zum Jahresende so weiter, dann ist die Straße so kaputt, dass hier sowieso keiner mehr durchfahren kann."