Herford

Schaden am Bergertor-Wehr entdeckt

Möglicherweise muss das Bauwerk vor Abriss und Neubau saniert werden. Schon jetzt rechnet der städtische Beigeordnete mit einer „sechsstelligen Summe“, die noch ansteigen könnte

Das Bergertror-Wehr bei Nacht: Die kaputte Stelle ist auf der Steuerungsseite des Wehres. | © Foto: Ralf Bittner

Peter Steinert
12.05.2019 | 12.05.2019, 09:00

Das Werre-Wehr am Bergertor ist in die Jahre gekommen und muss – wie bekannt – komplett erneuert werden. Mitten in die Planungsphase platzt jetzt die Nachricht, dass dieses Wehr einen Schaden hat, der Mitte der Woche bei einer routinemäßigen Kontrolle festgestellt wurde. Brisant ist der Fund, weil sich die Schadstelle auf der Steuerungsseite des Wehres befindet.

Bisher reagiert die Technik automatisch auf den entsprechenden Pegelstand. Bei Starkregen senkt sich die Barriere, in Dürrezeiten fährt sie die Schaufeln nach oben. Ist das nicht mehr möglich, muss schnellstens gehandelt werden.

Wehr hat sich unten links verbogen

Beigeordneter Peter Böhm: „An einer Ecke hat sich unten links das Wehr verbogen. Wenn so ein Schaden auftritt, dann darf der sich nicht fortsetzen. Bereits zuletzt wussten wir von einer kleinen Undichtigkeit. Das ist mit bloßem Auge an Wasserstrudeln zu erkennen, der sich hinter dem Wehr bildet. So wie es momentan aussieht können wir das sanieren."

Sicher ist sich Böhm aber nicht. Zumal es so scheint, als wenn sich eine bisherige etwa 30 x 30 Zentimeter umfassende Lücke vergrößert hat. Da zur Klärung keine Taucher eingesetzt werden können, die möglicherweise in den Sog der Lücke geraten, wird eine Absenkung des Wehres nicht ausgeschlossen.

„Die Fachleute müssen sagen, was wir machen müssen. Wobei das Wehr beständig beobachtet wird", sagt Peter Böhm, der eine Sanierung vor dem Neubau nicht ausschließt. Wobei allein die Sanierung Wochen oder Monate dauern könne.

Seit 2012 ist bekannt, dass das Wehr am Bergertor erneuert werden muss. Anhaltende Diskussionen über Absenkung oder Beibehaltung des Werrepegels kosteten Zeit und führten Ende vergangenen Jahres zu einem Kompromiss, bei dem die Werre am Bergertor zum Teil gestaut wird und es auf der anderen Seite ein flächiges Raugerinne gibt.

Durch Veränderungen im Uferbereich sollte der Pegelstand beibehalten werden. Der jetzt festgestellte Schaden hat laut Peter Böhm keine Auswirkungen auf den Pegelstand. Eben dieser Pegelstand sorgte für die anhaltenden und zeitraubenden Diskussionen.

Umweltschützer fordern Absenkung des Werrepegels

Die Absenkung des Werrespiegels forderten Naturschützer, Anwohner fürchteten hingegen um die Stabilität ihrer Häuser, da im Herforder Zentrum nicht wenige Gebäude auf Pfählen gegründet worden sind. Und die bieten eben nur dann Stabilität, wenn deren Holz vom Werrewasser feucht gehalten wird.

Den Befürwortern wie dem Nabu, dem BUND oder den Bündnis-Grünen war hingegen eine bessere Wasserqualität und der Lebensraum für Fische wichtig.

Ungeachtet dessen setzte die Verwaltung die Planungen für den Rückbau und die Umgestaltung des Bergertor-Wehres zur Herstellung einer besseren ökologischen Durchgängigkeit nach einer Varianten-Studie fort, die eine halbseitige Aufstauung der Werre und keine Absenkung des Flusspegels beinhaltet.

Derzeit erarbeitet ein Ingenieur-Büro die Genehmigungsplanung. Die dafür anfallenden Kosten betragen „eine sechsstellige Summe", so der Beigeordnete, der davon ausgeht, dass ohne weitere Verzögerungen das neue Wehr am Bergertor in drei Jahren in Betrieb gehen könnte.

Die Gesamtkosten, auch das weiß Peter Böhm, würden allerdings bei weiteren vorab festgestellten Schäden steigen. Wie der Werrepegel nach einem plötzlichen Unwetter.

Information

Wehr seit 1972 nicht saniert

Das Werre-Wehr soll umgestaltet werden. Hintergrund ist die Europäische Wasserrahmenrichtlinie, die eine ökologische Durchgängigkeit der Fließgewässer für Fische und Kleinstlebewesen fordert.

Geplant ist eine neue Uferanlage mit Stufen, die zur Werre führen. Auch der Wassersport soll bei den Planungen berücksichtigt werden.

Das Wehr ist aus dem Jahr 1972 und wurde seitdem nicht saniert.

Mehr Informationen gibt’s auf www.herford.de, unter „Planen/Bauen/Wohnen, Masterplan Innenstadt, Bergertorwehr.