Bünde. Während in Holsen das Feuerwehrfest gefeiert wurde, quälten Unwetter in Ahle die Bewohner, die die Bahnunterführung nutzen wollten. Die Rückflüsse ließen die Gullis überquellen und so manchem Rad- oder PKW-Fahrer wurde der Weg versperrt. Die Anwohner bemängelten: „Man kann zwar schon auf dem Mond Auto fahren, aber noch nicht mit dem Fahrrad durch diese Unterführung kommen.“ Dieses Problem scheint sich in 50 Jahren nicht gelöst zu haben, denn auch heute noch steht diese Unterführung in Ahle bei Starkregen wie in den letzten Wochen unter Wasser.
Das Feuerwehrfest in Holsen war 1971 ein großes Spektakel. Der Löschzug Holsen hatte die Ausrichtung des Festes der Freiwilligen Feuerwehren der Stadt Bünde übernommen und Gäste von den umliegenden Gemeinden kamen zusammen, um die Verbundenheit von Wehr und Bevölkerung zu feiern. Das Fest fand auf dem Holser Sportplatz mit vielen Attraktionen statt. Es gab für die Besucher eine Schauübung, bei der schrottreife Autos in Brand gesetzt und dann gelöscht wurden. Autobrände gebe es aktuell täglich auf den Straßen des Landes, daher diese Veranschaulichung. Danach veranstalteten die Wehren gegeneinander ein Wasserballspiel mit ihren Schläuchen und großen Wassermengen. Am nassesten wurde dabei allerdings der Schiedsrichter, der „bis zum Kragenknopf im Wasser“ stand und für viele Lacher bei allen Gästen sorgte.
Holskenball mit einer Enttäuschung
Bürgermeister Siegfried Moning lobte die Feuerwehren in Bünde für ihre ausgezeichnete Arbeit und Ausstattung und betonte, dass eine hauptamtliche Feuerwehr die Freiwillige nie ersetzen könne. Wenn über kurz oder lang doch eine eingeführt werden müsse, weil sich nicht mehr genug Freiwillige fänden, dann wäre eine Berufsfeuerwehr „nur ein Instrument, dass im Ernstfall noch schneller als bisher erste Hilfe an den Schadensort bringen“ würde – aber kein Ersatz.
Den Abschluss für das Feuerwehrfest bildete der traditionelle „Holskenball“, den auch die Neue Westfälische besuchte, allerdings mit etwas Enttäuschung. Kaum ein Paar Holsken konnte man sehen, stattdessen viele junge Leute in Partykleidung. Für die Jugend sei der Holskenball kein Gesellschaftsevent mehr, weshalb man in Jeans, Minis und „heißen Höschen“ käme. Die Veranstaltung „sollte man besser „Hot-pants-Ball“ nennen. Das entspräche jedenfalls der Wahrheit und der gegenwärtigen Mode.“

Politisch gab es ein wenig Entwarnung bezüglich der viel beredeten Kreisreform, die im Sommer 1971 noch den Kreis Herford bedroht hatte. Die NW hatte Nachforschungen in alten Chroniken angestellt und aufgezeigt, dass Bünde sich in den letzten 200 Jahren immer wieder verändert hatte. 1787 gab es in Bünde 616 Einwohner in 123 Familien. Zu dem sogenannten Kirchspiel Bünde gehörten die Bauerschaften Ennigloh (mit Gevinghausen, Blanken, Ober- und Niederennigloh), Muccum (mit Habighorst und Altenhüffen), Holsen, Ahle und die Güter „Hölzern Klinke“ bei Bünde und „Bruchmühlen“ in der Bauerschaft Ahle. Die immer wiederkehrenden Veränderungen von Landschaften und Gemeinden seien also „nicht so furchtbar neu“.
In Bünde kam man im Sommer vor 50 Jahren bürgerlich zusammen. Die evangelisch-freikirchliche Gemeinde veranstaltete zum ersten Mal Ferienspiele für Kinder aus sozial schwächeren Familien, die nicht in den Urlaub fahren konnten. Die Mitarbeiter der Gemeinde verbrachten ihre eigenen Ferien damit, sich 14 Tage lang um 50 Kinder zu kümmern, mit denen sie sangen, bastelten, schwimmen oder ins Gelände gingen oder Spiele spielte. Zum Abschluss gab es einen Familiennachmittag mit Kaffee und Kuchen.
Grabsteine durften nicht berührt werden
Wer auf Friedhöfen unterwegs war, musste in diesem Sommer Vorsicht walten lassen. Durch lose und schiefstehende Grabsteine bestand eine erhöhte Verletzungsgefahr auf Bünder Friedhöfen und Besucher waren angehalten, keine Grabsteine zu berühren. Ebenso aufpassen mussten die Bünder in den Gegenden der Turnerstraße und der Südlengerstraße. Dort war noch immer wegen Bauarbeiten ein großer Teil des Verkehres abgeschnitten und die genervten Stimmen der Bevölkerung forderten Lösungen.