Bünde. In rauschende Flüsse verwandelten sich am Samstag zahlreiche Straßen in Hunnebrock, Hüffen und Werfen. Die Wassermassen überfluteten Wohnungen, Keller und Tiefgaragen. Der finanzielle Schaden ist hoch und bei einigen Opfern des Hochwassers liegen die Nerven blank. Doch wie kam es zu der Flut, die viele Menschen nach dem Hochwasser des Jahres 2014 nun erneut schwer trifft?
Unternehmer Eckhard Schwarz, dessen Firma seit Samstag unter Wasser steht, hat den in der Nähe verlaufenden Strangbach im Visier. Das aus Richtung Pestalozzistraße kommende Gewässer wird an der Feuerwache Hunnebrock in einen Kanal geführt. Von dort fließt das Wasser durch Rohre in Richtung Engerstraße und wird anschließend kurz hinter der Gaststätte Erdbrügger an der Dorfstraße wieder ins Bachbett geführt.

Sind die Rohre zu klein?
Eckhard Schwarz erklärt im NW-Gespräch, dass die Rohre im Bereich des Feuerwehrhauses zu klein seien, um die Wassermassen, die während des Unwetters am Samstag auftraten, zu verarbeiten. „Die Rohre sind nur etwa 30 Zentimeter breit“, sagt er. Breitere Rohre könnten das Wasser besser aufnehmen. Dem widerspricht die Stadt. Zwar gebe es Rohre dieser Art im Umfeld des Strangbachs, aber nicht an dieser Stelle, teilt Stadtsprecherin Doris Greiner-Rietz mit.
Doch wie bedrohlich ist der Strangbach für die umliegenden Straßen? Die Stadt Bünde erklärt, dass der Starkregen und daher „besondere Witterungsbedingungen zu dem lokalen Starkregenereignis geführt“ haben. „Im Regelfall sind es Gewitterzellen, die lediglich eine Größe von fünf Kilometern haben. Innerhalb der Gewitterzelle kann erheblich mehr Regen fallen, als um die Zelle herum“, erklärt Stadtsprecherin Doris Greiner-Rietz. „In Bünde sind 38 Liter Wasser pro Quadratmeter gefallen“, erklärt Greiner-Rietz.
Warum das Wasser nicht versickert?
Eigentlich soll das auf die Oberfläche fallende Regenwasser versickern, wenn es auf unbefestigte Flächen fällt. Oder das Wasser wird in die Kanalisation abgeleitet, wenn es auf befestigte Flächen – zum Beispiel Straßen – fällt. Für die Kanalisation in Hunnebrock, Hüffen und Werfen waren die Wassermassen am Samstag aber offenbar zu groß. „Bei Starkregen fällt mehr Wasser an, als der Boden aufnehmen kann“, sagt Greiner-Rietz. Das Wasser werde dann nicht mehr in der Kanalisation aufgenommen, sondern folge dem natürlichen Gefälle. „Und das war am Samstag leider der Fall“, sagt die Stadtsprecherin.
„Muss die Verwaltung die Bürger nicht vor diesen Wetterereignissen schützen?“, fragen nun einige Anwohner aus den betroffenen Gebieten mit Blick auf die Schäden, die insgesamt in die Millionen gehen dürften. Zum Beispiel mit größeren Rohren in der Kanalisation am Strangbach, wie Unternehmer Eckhard Schwarz, aber auch einige Anwohnern in der Straße „Am Strangbach“ fordern. Sie wollen jetzt das Gespräch mit der Verwaltung suchen, um bei künftigen Unwettern besser geschützt zu werden.
Stadt stellt nur Grundentsorgung her
Rechtlich sind der Verwaltung aber offenbar die Hände gebunden. „Die Kanalisation sowohl im öffentlichen Bereich als auch im privaten Bereich wird auf ein Regenereignis bemessen, welches nicht häufiger als alle fünf Jahre auftritt“, sagt Greiner-Rietz. Die Sicherheit der Häuser liege stattdessen in der Verantwortung der Eigentümer. Die Stadt stelle nur die Grundentsorgung her. „Für den Objektschutz ist der jeweilige Grundstückseigentümer selbst zuständig“, erklärt Greiner-Rietz.