Bünde. Die Bebauung des Feldmarkfriedhofs ist im letzten Wahlkampf ausführlich diskutiert worden. Doch nun liegt das Projekt vorerst auf Eis. Das hat Folgen. Denn Wohnraum in Bünde ist weiterhin knapp. Doch wie soll das Problem gelöst werden? Darüber sind sich die politischen Verantwortlichen uneinig, schließlich haben die Parteien unterschiedliche Ideen, wie auf den Wohnungsmangel reagiert werden soll. Ein Überblick.
Martin Schuster, der Fraktionsvorsitzende der CDU, sieht "verschiedene Varianten", um Wohnraum zu schaffen. "Es gibt in Bünde noch vielfältige Möglichkeiten, Bestandsgebäude umzunutzen oder abgängige Gebäude zu ersetzen", sagt er. Der Christdemokrat wünscht sich, dass die Stadt Bünde aktiver im Bereich der "Baulandgewinnung durch Stadt- und Quartierentwicklung" werden müsse. "Ich kann mir vorstellen, dass die Stadt Bünde die Umnutzung von Gebäuden zu Wohnzwecken aktiv mit Beratung oder auch Förderprogrammen unterstützt", sagt er.
"Ängste vor Mietnomaden abbauen"
Die SPD möchte Leerstände aktivieren, um mehr Wohnraum zu schaffen. Andrea Kieper, die Fraktionsvorsitzende, schlägt die ungenutzten BImA-Häuser vor. Zudem wollen sich die Sozialdemokraten für den Neubau von Wohnungen einsetzen: zum Beispiel auf der Fläche des Heidesportplatzes. "Und hier vor allem auch von Wohnungen, die für Bezieher kleiner bis mittlerer Einkommen bezahlbar sind", sagt Kieper.
Stephanie Janßen-Rickmann von den Grünen sieht, ähnlich wie ihr CDU-Kollege Martin Schuster, dass "einiges Potenzial in den Bestandswohnungen" der Stadt liege. "Viele Menschen leben alleine auf einer vergleichsweise großen Fläche, einige von diesen alleinlebenden Menschen sind vielleicht sogar einsam. Dennoch möchten sie aus Angst vor sogenannten Mietnomaden nicht vermieten", sagt sie. Diese Ängste müssen laut der Grünen-Politikerin abgebaut werden. Zudem bringt sie die Idee einer Umwandlung von Einfamilienhäuser in Mehrfamilienhäuser ins Spiel. Eine Idee, die nur schwer umzusetzen ist. "Diese Entscheidungen obliegen allerdings den Eigentümern und nicht der Politik", weiß auch Janßen-Rickmann.
"Baulücken in der Innenstadt schließen"
Laut Guido Ronsiek von der FDP könnte mit einer "Vereinfachung der Möglichkeiten zur Hinterlandbebauung" mehr Wohnraum geschaffen werden. "Das Antragsverfahren sollte vereinfacht und unbürokratischer werden", sagt er. Zudem schlägt Ronsiek vor, einzelne bauliche Lücken in der Innenstadt zu schließen. "Durch diesen Lückenschluss würde eine Verdichtung der Innenstadtbebauung erfolgen, die laut Satzung auch gewollt ist." Problematisch sei jedoch, dass die Stadt Bünde nur recht wenige Flächen in ihrem Besitz habe. Zudem verweist er auf die BImA-Wohnungen. "Die Wohnungen sind bezugsfertig renoviert und können sofort genutzt werden", sagt er.
Die UWG möchte die Rahmenbedingungen verbessern. "Derzeit ist es zunehmend schwierig für Bauherren, unter der Beachtung von Gesetzen und Auflagen, energetischen Vorgaben, verfügbaren Dienstleistern, Ansprüchen an Neubauten der Mieter und steigenden Dienstleistungspreisen rentabel im niedrigen Mietpreissegment zu bauen", sagt Fraktionssprecher Jörn Döring. Letztendlich werde kein Wohnraum entstehen, wenn der Bau sich nicht langfristig rentierte. Private Investoren werden "dort bauen, wo die Rahmenbedingungen am günstigsten sind und so bauen, wie es für sie die beste Rendite prognostiziert", erklärt er. Seitens der Lokalpolitik werde die UWG versuchen, "die minimalen Möglichkeiten die uns zur Verfügung stehen voll auszuschöpfen".
Linke sieht ein "Marktversagen"
Für die Linkspartei in Bünde ist mangelnder Wohnraum allgemein nicht das Problem. "Investoren für hochpreisige Wohnungen gibt es immer, aber speziell bezahlbarer und sozialer Wohnraum sind das Problem", sagt der Fraktionssprecher Thorsten Beuß. Er sieht ein "Marktversagen", denn laut Beuß bieten nur "sehr wenige Investoren von sich aus preiswerte Wohnungen an, da die Gewinnspanne dort geringer ist." Er fordert, dass Investoren in Bebauungsplänen verpflichtet werden, günstigen Wohnraum zu schaffen. Zudem solle die Stadt selbst Wohnungen bauen oder kaufen.
Die AfD setzt auf die BImA-Häuser, um mehr Wohnraum zu schaffen. "Die Stadt Bünde muss schnellstens die Wohnungen erwerben und sie den sozial schwachen Familien zur Verfügung stellen", sagt Fraktionssprecher Vitalij Kaiser. Wenn die Stadt dazu wirtschaftlich nicht in der Lage sei, sollen "diese Wohnungen endlich freigeben werden, damit Familien diese bei der BImA selbst kaufen oder Investoren das machen" können, sagt Kaiser. Dies würde laut der AfD die Mietsituation in der Stadt entschärfen.