Es fehlen bezahlbare Wohnungen

Bünde. Familien mit mittlerem Einkommen finden in Bünde kaum noch eine Wohnung. "Das Thema wird immer aktueller", sagte Volker Dix, Abteilungsleiter der Bauverwaltung der Stadt Bünde, am Montagabend im Sozialausschuss. Für das "Handlungskonzept Wohnen" aus dem Jahr 2015 errechnete das Institut für Wohnungswesen, Immobilienwirtschaft, Stadt- und Regionalentwicklung (InWis) in Bochum damals für Bünde für die Jahre 2012 bis 2030 einen Wohnraum-Bedarf von 660 neuen Einfamilienhäusern. Demnach müssten 35 Einfamilienhäuser pro Jahr gebaut werden. 446 Etagenwohnungen würden bis 2030 benötigt, davon 90 Sozial-Wohnungen. Auch der Bedarf für barrierefreie, altengerechte Wohnungen ist da: Bünde bräuchte bis 2030 200 Wohnungen mit Service und 124 ohne Service. Anteil der Sozial-Wohnungen schrumpft Tatsächlich sei im vergangenen Jahr in Bünde keine einzige Sozialwohnung gebaut worden, sagt Dix. Mehr noch: 1990 gab es in Bünde noch 798 Sozial-Mietwohnungen, 2015 gab es nur noch 431. Ein Rückgang um 46 Prozent. "Das ist dramatisch", sagt Dix. Der soziale Wohnungsbau verfolgt zwei Ziele: Zum einen sollen einkommensschwache Haushalte mit angemessenem Wohnraum zu tragbaren Mieten versorgt werden, die sonst keine Wohnung finden würden. Zum anderen soll Familien mit mittlerem Einkommen ermöglicht werden, Wohneigentum zu kaufen. Mit dem Rückgang der Sozialwohnungen in absoluten Zahlen ist auch der Anteil an den Wohnungen insgesamt gesunken: 2011 gab es in Bünde 21.038 Wohnungen, 876 davon mit günstigeren Mieten für Einkommensschwache. Das entspricht einem Anteil von 4,2 Prozent. 2014 gab es 21.967 Wohnungen in Bünde, davon waren nur noch 805 Sozialwohnungen. Das entspricht einem Anteil von 3,7 Prozent. Zum Vergleich: NRW-weit lag der Anteil von Sozialwohnungen 2011 bei 7,6 Prozent. Ist das Darlehen abbezahlt, werden Sozial-Wohnungen zu "normalen" Wohnungen Diese Entwicklung geht weiter: Die NRW-Bank prognostiziert für den Zeitraum 2010 bis 2039 einen Rückgang um 26,4 Prozent im sozialen Mietwohnungsbau. Das Land fördert den sozialen Wohnungsbau mit Hilfe von Bundesmitteln. Sobald die Darlehen nach zwanzig Jahren zurückbezahlt seien, fielen die Wohnungen aus der Mietpreisbindung heraus und seien dann "normal" teure Wohnungen, sagt Dix. Die Bindungsverluste in Bünde seien in die höchste Verlust-Kategorie in NRW einzuordnen. "Innerhalb des Kreises Herford verzeichnet Bünde den stärksten Rückgang an preisgebundenen Wohnungen." Das Handlungskonzept Wohnen habe seine Abteilung noch vor dem Aufkommen der Flüchtlingsproblematik erstellt, sagt Dix. Aktuell suchen in Bünde 88 Personen eine Sozialwohnung. Viele ließen sich jedoch gar nicht erst registrieren, weil wenig Aussicht auf Vermittlung einer Wohnung bestehe, sagt Dix. Darunter sind keine Geflüchteten. Kurz- bis mittelfristig seien 380 Geflüchtete zu berücksichtigen, welche die Voraussetzungen für eine Sozialwohnung erfüllen. "Wir müssen die Leute unterbringen" "Es gibt immer mehr Berechtigte, aber immer weniger Wohnungen", sagt Dix. Für Investoren sei sozialer Wohnungsbau wenig lukrativ. "Wir müssen den sozialen Wohnungsbau forcieren. Es gibt ein Grundrecht auf Wohnen." Das sei keine freiwillige Leistung der Stadt. "Wir müssen die Leute unterbringen." "Die Zahlen sind bitter", sagte Jan-Philipp Schnier (SPD). "Das können wir nicht weiter schieben." Er schlug einen gemeinsamen Workshop von Planungs- und Sozialausschuss sowie der Kommunalbetriebe Bünde vor. Der Ausschuss beschloss einstimmig eine gemeinsame Ausschusssitzung dieser drei.

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