Gütersloh. Die LEG ist in Gütersloh Geschichte, jetzt kommt mit dem Delbrücker Unternehmen „Bauart" ein neuer Player, der am dem 1. Januar die Verwaltung der 530 städtischen Wohnungen übernehmen soll. Zunächst für fünf Jahre, wie Rainer Venhaus im Ausschuss für Wirtschaftsförderung und Immobilienwesen (AWI) am Donnerstagabend bekannt gab.Das Unternehmen soll in den Bereichen Verwaltung, Mietkonzept und Service tätig werden, erklärte der Fachbereichsleiter Immobilienmanagement den Ausschussmitgliedern.
„Bauart wird an der Königstraße ein eigenes Büro eröffnen, wo Mieter Ansprechpartner finden", sagte Venhaus. Kostenpunkt: Rund 60.000 Euro mehr als die LEG. Die Probleme mit dem Verwaltungsriesen waren vor Ort zuletzt so groß geworden, dass sie auch in der Politik diskutiert wurden. Viele Mieter der LEG-Wohnungen beschwerten sich über kaputte Heizungen und Warmwasserleitungen, das Verhältnis getrübt, das Vertrauen beschädigt. Der Vertrag war zum Ende dieses Jahres gekündigt worden.
Nur eine Zwischenlösung?
Für die Fraktionen von SPD, Grünen, Linken und BfGT kann der alleinige Wechsel der Verwaltung jedoch nur eine Zwischenlösung sein. Unter dem Motto „Aufbruch Wohnen" wollen sie im kommenden Jahr den Gütersloher Wohnungsmarkt mit einer städtischen Wohnungsgesellschaft aufrollen.
Die Politiker fragen: Wie soll es insgesamt weitergehen auf dem städtischen Wohnungsmarkt, auf dem laut Matthias Trepper (SPD) aktuell rund 2.000 Menschen in der Warteschlange sind, die im Schnitt mehr als zwei Jahre warten müssen, bis sie eine Wohnung finden. „Wohnen ist ein Menschenrecht", erklärte Volker Richter, der den entsprechenden Antrag der vier Parteien im AWI für die SPD vorstellte. Man habe jedoch die Erfahrung gemacht, dass der alte Verwalter wenig für seine Mieter und viel für sein Portfolio gemacht habe.
Darum soll sich die neue Wohnungsgesellschaft kümmern
Die neue Wohnungsgesellschaft soll sich um die Verwaltung des Wohnungsbestandes kümmern, unabhängig davon, ob er sich im Eigentum der neuen Gesellschaft oder der Stadt befindet. Außerdem sollen geeignete Bestandsimmobilien gekauft werden, zum Beispiel Briten-Wohnungen. In einem dritten Punkt fordern die Parteien den Erwerb und die Entwicklung von Grundstücken und Häusern für städtische Wohnprojekte.
So könne man der neuen Gesellschaft zum Beispiel die Gesamtentwicklung des Mansergh-Quartiers anvertrauen.
„Andere Städte machen das auch", sagte Trepper mit Blick nach Paderborn, wo es nach dem Abzug der Briten ebenfalls ein Konversionsgelände gibt. Dort sei im November ein entsprechender politischer Beschluss gefasst worden.
Wer bei der CDU in dieser Frage mit Protest oder auch nur Zurückhaltung in dieser Frage gerechnet hatte, wurde überrascht. „Ich bin ehrlich gesagt eher persönlich enttäuscht, dass wir keine Möglichkeit hatten, bei dem Antrag mitzumachen. Obwohl doch klar war, dass wir etwas verändern wollen", erklärte Ischo Can.
"Wir wollen keine Zeit schinden"
Die CDU könne dem Antrag zustimmen, allerdings mit einigen Ergänzungen: Zunächst müsse man sich über Form und Auftrag einig werden: Will man eine Stadtentwicklungsgesellschaft oder eine Wohnungsgesellschaft? „Und wie machen die anderen Städte das? Gibt es da gute Beispiele?", fragte Can und schlug vor, die Ideen in einem neuen Workshop Anfang 2020 zu kanalisieren. „Wir wollen keine Zeit schinden", betonte der CDU-Politiker.
Bis März solle die Gesellschaft gegründet werden.
Nobby Morkes von der BfGT zeigte sich aufgeschlossen für die Erweiterung des ursprünglichen Antrags: „Schön, dass wir in einem Boot sitzen und alle dabei sind." Das Programm ist ambitioniert: Nachdem der Antrag im AWI einstimmig angenommen wurde, soll er dem Finanzausschuss empfohlen werden, bevor im Rat dann Anfang Februar der Grundsatzbeschluss folgen soll. Rainer Venhaus: „Wir sind bereit. Sie müssen sich nur noch einigen, was diese Gesellschaft machen soll."