Wie die Bürgermeister-Kandidaten für neuen Wohnraum in Paderborn sorgen wollen

Paderborn. Am 14. September werden in Paderborn die Vertreterinnen und Vertreter für den Stadtrat gewählt. Auch steht die Bürgermeisterwahl an. Acht Männer wollen den Chefjob im Paderborner Rathaus. Die Neue Westfälische hat ihnen jeweils drei Fragen zu verschiedenen Themen gestellt. In diesem Teil geht es um Wohnen in Paderborn. Stefan-Oliver Strate (CDU) Wie kann der prognostizierte Bedarf Tausender neuer Wohnungen gedeckt werden? Die Unsicherheiten bezüglich des weiteren Bevölkerungswachstums bedingt, dass die Stadt Paderborn in Zusammenarbeit mit Gesellschaft und der Privatwirtschaft auf Grundlage zuverlässiger Informationsquellen eine Wohnraumbedarfsplanung entwickelt. Die zuletzt vorgestellte Wohnungsbedarfsprognose nehmen wir ernst, dennoch sind prognostizierte Entwicklungen über 20 Jahre kritisch zu hinterfragen. Eine kluge städtische Wohnraumbedarfsplanung in Zusammenarbeit mit Gesellschaft und Privatwirtschaft ist nötig. Mit den Konversionsflächen besteht die Möglichkeit auf Schaffung von neuem Wohnraum. Welche Rolle sollte der Bau neuer Einfamilienhäuser einnehmen? In den letzten Jahren sind vornehmlich neue Wohnungen (Mehrfamilienhäuser und Geschosswohnungsbau) errichtet worden. Im Kreisvergleich ist Paderborn das Schlusslicht im Bereich des Baus von Ein- und Zweifamilienhäusern. Wir möchten in Zukunft verstärkt Baugrundstücke für Einfamilienhäuser ausweisen. Wie sollte für bezahlbaren Wohnraum in Paderborn gesorgt werden? Eine massive Konzentration von öffentlich gefördertem Wohnungsbau, insbesondere auf kommunalen Grundstücksflächen, ist nicht unproblematisch und sollte aus den Erfahrungen anderer Städte vermieden werden. Dies auch vor dem Hintergrund, dass mehr auf eine Durchmischung verschiedener Wohnformen in einem (Neu)Baugebiet zu achten ist. Frank Wolters (Bündnis 90/Die Grünen) Wie kann der prognostizierte Bedarf Tausender neuer Wohnungen gedeckt werden? Die städtische Wohnungsgesellschaft muss gestärkt, wie auch die Wohngemeinnützigkeit gefördert werden, in Genossenschaften und der Gründung von Baugruppen, in alternativen Wohnmodellen wie das Mehrgenerationen-Wohnen. Beratung und Förderung etwa zum gemeinschaftlichen Wohnen sollen gebündelt werden, in enger Zusammenarbeit mit den Akteuren auf dem Wohnungsmarkt und Wohlfahrtsverbänden, der Altenhilfe und der Quartiersarbeit. Programme wie Housing First helfen, Wohnungslosigkeit zu überwinden. Welche Rolle sollte der Bau neuer Einfamilienhäuser einnehmen? Konversionsflächen erschließen neue Flächen und Baupotenziale, behutsame Nachverdichtung hilft ebenfalls. Wohnraum kann auch im Bestand mobilisiert werden. Vor allem schrecken die Baukosten ab. Modelle wie Wohnungstausch zwischen Jung und Alt ermöglichen gerade auch jungen Familien das Einfamilienhaus in Anbindung an eine ausgebaute Infrastruktur mit Kita und Schulen. Wie sollte für bezahlbaren Wohnraum in Paderborn gesorgt werden? Paderborn braucht mehr bezahlbaren Wohnraum. Für Junge, Ältere, Singles und Familien. Sozial geförderter Wohnraum fällt zunehmend aus der Bindung. Deshalb muss mindestens 30 Prozent geförderter Wohnraum in allen Neubauprojekten umgesetzt werden. Alternative Wohnmodelle und gemeinschaftliches Wohnen fördern Gemeinschaft und dämpfen Kosten. Roger Voigtländer (SPD) Wie kann der prognostizierte Bedarf Tausender neuer Wohnungen gedeckt werden? Wir begrüßen das Engagement der Bundesbauministerin zur Senkung von Baukosten. Einen wichtigen Beitrag in Paderborn leistet die Wohnungsgesellschaft, die auf den Konversionsflächen bezahlbaren Wohnraum schafft. Aber das reicht nicht, städtische Flächen sind deshalb bei der Entwicklung immer unter dem Gesichtspunkt &bdquo;bezahlbares Wohnen“ zu betrachten. Zudem sollte mit der Bima (Bundesanstalt für Immobilienaufgaben; Anm. d. Red.) bezüglich der leerstehenden Wohnungen das Gespräch gesucht werden. Die Vermietung von Leerstand beispielsweise in der Innenstadt könnte einen weiteren Beitrag leisten, liegt aber in privatwirtschaftlicher Zuständigkeit, auf die die Stadt allenfalls durch Gespräche Einfluss nehmen kann. Aufstockungen und Umwidmungen von nicht mehr benötigten Büroflächen sind ein weiterer interessanter Ansatz. Welche Rolle sollte der Bau neuer Einfamilienhäuser einnehmen? Der Wunsch nach Einfamilienhäusern ist sehr nachvollziehbar und wird Teil des hiesigen Baugeschehens bleiben. In einer wachsenden Stadt muss jedoch bei der Ausweisung von Baugebieten die Errichtung von Mehrfamilienhäusern, auch mit gefördertem Wohnraum, verstärkt berücksichtig werden. Wie sollte für bezahlbaren Wohnraum in Paderborn gesorgt werden? Siehe Frage 1. Wir sollten auch darüber nachdenken, die Quote von 30 Prozent für geförderten Wohnungsbau zu erhöhen. Mehr zu den Paderborner Bürgermeister-Kandidaten: Was sie zu Windrädern und Klimazielen sagen Reinhard Borgmeier (Die Linke) Wie kann der prognostizierte Bedarf Tausender neuer Wohnungen gedeckt werden? Auch in Paderborn wird Wohnraum zunehmend teurer und knapper. Wohnen wird immer stärker zur sozialen Frage. Neben den strategischen Neubauplanungen auf den Konversionsflächen (Alanbrooke 800 Wohnungen, Dempsey 300, Zukunftsquartier Barker für 7.000 Menschen) brauchen wir eine Innenstadtverdichtung vor allem auf Brachflächen und Leerstandsnutzung. Deshalb haben wir ein Leerstandskataster gefordert und sind auch für das Baugebot nach Baugesetzbuch bei baureifen Grundstücken. Welche Rolle sollte der Bau neuer Einfamilienhäuser einnehmen? Wir wollen keine neuen Wohnbaugebiete und damit den Flächenfraß stoppen, mit all seinen ökologischen und infrastrukturellen Folgen. Wie sollte für bezahlbaren Wohnraum in Paderborn gesorgt werden? Wir setzen uns für eine 50-Prozent-Quote für geförderten Wohnungsbau ein. Jeder öffentliche Wohnungsbau muss zur Hälfte preisgebundene Wohnungen schaffen. Das bedeutet natürlich, dass die Fördermittel deutlich erhöht werden müssen. Alexander Senn (FDP) Wie kann der prognostizierte Bedarf Tausender neuer Wohnungen gedeckt werden? Wohnraum entsteht nicht allein durch politische Beschlüsse, sondern durch die Tätigkeit der Bauwirtschaft. Hierfür braucht es ausreichend verfügbares Bauland und so wenig bürokratische Auflagen wie möglich. Welche Rolle sollte der Bau neuer Einfamilienhäuser einnehmen? Welche Wohnformen entstehen, entscheidet in unserem Land die Nachfrage und nicht der Bürgermeister. Wie sollte für bezahlbaren Wohnraum in Paderborn gesorgt werden? Durch ein steigendes Angebot sinken dann auch die Preise und Mieten. Davon profitieren alle Menschen in unserer Stadt. Mein Ziel als Bürgermeister ist es, so schnell wie möglich neues Bauland verfügbar zu machen, sodass der Traum vom Eigenheim nicht an der Politik scheitert. Paderborner Kandidaten im Überblick: Warum sie Bürgermeister werden wollen Stephan Hoppe (Für Paderborn) Wie kann der prognostizierte Bedarf Tausender neuer Wohnungen gedeckt werden? Der prognostizierte Bedarf lässt sich nur decken, wenn wir schnellstmöglich damit beginnen, neues Bauland auszuweisen, dies hat für mich Priorität. Dabei muss die Stadt auch wieder in die Fläche wachsen dürfen. Welche Rolle sollte der Bau neuer Einfamilienhäuser einnehmen? Klar ist für mich, dass Einfamilienhäuser der Schlüssel dazu sind, junge Familien und Leistungsträger in Paderborn anzusiedeln. Junge Familien bleiben dort, wo sie die Möglichkeit haben, ein Haus zu kaufen. Wie sollte für bezahlbaren Wohnraum in Paderborn gesorgt werden? Bezahlbar ist Wohnraum immer dort, wo das Angebot mindestens der Nachfrage entspricht, durch die Ausweisung neuer Baugebiete wird auch der Mietwohnungsmarkt deutlich entlastet werden, dementsprechend stagnieren oder sinken dann auch die Mieten. Eine zentrale Rolle spielt dabei auch die durch mich mitgegründete Wohnungsgesellschaft Paderborn, deren Engagement wir auf alle Bereiche der Stadt ausdehnen müssen. Es ist mein Ziel, dass hier mittelfristig auch seniorengerechte Immobilien in allen Stadtteilen entstehen, damit ältere Menschen in ihren angestammten Orten barrierefrei leben können. Marvin Weber (AfD) Wie kann der prognostizierte Bedarf Tausender neuer Wohnungen gedeckt werden? Der überhitzte Wohnungsmarkt ist die Folge von zu bürokratischen und klimapolitischen Vorgaben im Bausektor. Das Bauen ist sowohl durch die hohen bürokratischen Hürden vor Ort als auch durch die gestiegenen Rohstoffpreise und die Inflation sehr kostenintensiv geworden. Die Realisierung des Eigenheims wird durch die Politik der Regierenden für immer mehr Bürger utopisch. Daher sollte eine Entbürokratisierung fokussiert werden, damit das Bauen von neuen Häusern und Wohnvierteln wieder attraktiv für Investoren gemacht werden kann und der Bürger somit durch ein höheres Angebot an Wohnungen am Wohnungsmarkt und bezahlbaren Mieten entlastet wird. Welche Rolle sollte der Bau neuer Einfamilienhäuser einnehmen? Der Bau neuer Einfamilienhäuser sollte eine zentrale Rolle einnehmen. Einheimische Familien sollten bei der Vergabe von Baugrundstücken priorisiert werden. Wie sollte für bezahlbaren Wohnraum in Paderborn gesorgt werden? Die Folgen der irregulären Migration in die Sozialsysteme und die dezentrale Unterbringung vieler sogenannter &bdquo;Flüchtlinge“ und Bürgergeldempfänger aus der Ukraine haben dafür gesorgt, dass es kaum mehr freie Sozialwohnungen in Paderborn gibt. Auch hier muss ein Umdenken stattfinden, ob die weitere Belastung des Sozialstaates vor Ort so weitergeführt werden sollte. Niko Rammert (Die Partei) Wie kann der prognostizierte Bedarf Tausender neuer Wohnungen gedeckt werden? Wir sprengen das Diözesanmuseum. Das wird ein großes Spektakel in Partyborn. Endlich freie Sicht auf den monumentalen Dom. Aus den Überresten der Außenfassade errichten wir vor Ort Wellblechhütten nach brasilianischem Vorbild. Dort wird Platz für genügend Menschen sein. Die Toilettenanlagen werden in den Eingangsbereich des Doms gelegt. Welche Rolle sollte der Bau neuer Einfamilienhäuser einnehmen? Neue Einfamilienhäuser brauchen wir eigentlich nicht. Es wird ausreichen Platz für Familien in den Padervelas geben. Wie sollte für bezahlbaren Wohnraum in Paderborn gesorgt werden? Wir setzten uns für eine systematische Ausweitung sozialer Brennpunkte ein. Denn Statistiken zeigen, dass dort die Mietpreise am niedrigsten sind. Studien offenbaren weiterhin eine höhere Akzeptanz von Geflüchteten in Brennpunktbezirken. So können wir zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Zack! Immer informiert bleiben: Hier gelangen Sie direkt zum Whatsapp-Kanal der NW Paderborn.

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