
Bielefeld. Neue Nachbarn am Kesselbrink: Nachdem mit der Sanierung des H1-Hochhauses (ehemals Telekom) Bauspezialist Goldbeck und Universität zu Anliegern geworden sind, startet jetzt ein weiteres wegweisendes Bauprojekt an Bielefelds größtem Innenstadtplatz durch. Auf dem Areal des abgerissenen Parkhauses an der Friedrich-Ebert-Straße entsteht ab sofort das neue Medienhaus für die Unternehmensgruppe Neue Westfälische. In direkter Nachbarschaft zum fast fertigen H1-Parkhaus. Beim symbolischen Spatenstich packten auch Oberbürgermeister Pit Clausen und Goldbeck-Geschäftsführer Jörg-Uwe Goldbeck mit an.
Mit dem ehrgeizigen Vorhaben bekennt sich die NW zum Kesselbrink, machte NW-Geschäftsführer Klaus Schrotthofer deutlich: „Wir schreiben ein neues Kapitel in der Geschichte dieses Platzes und unseres Medienhauses. Wir sind davon überzeugt: Seriöse Nachrichten für Ostwestfalen, gedruckt, online oder im Radio, werden auch in der digitalen Zukunft unentbehrlich sein.“ Nun entstehe hier ein nahbarer und transparenter Ort für Qualitätsjournalismus.
Von der Central-Halle zum NW-Medienhaus für die Region
Schrotthofer blickte in seiner Rede vor rund 50 geladenen Gästen auch zurück auf die bewegte Geschichte des Bauplatzes am Kesselbrink, wo einst mit der „Central-Halle“, später „Kyffhäuser“, der zentrale Veranstaltungsort der Stadt gewesen sei. In seinen dunkelsten Zeiten war das Haus Sammellager für die Deportation von Bielefelder Juden.
Hier habe jedoch auch Sozialdemokrat Carl Severing im Juli 1914 vor Tausenden bei einer „Kundgebung für den Frieden“ gesprochen, so Schrotthofer. Der spätere preußische Innenminister wurde ab 1946 Chefredakteur der Tageszeitung „Freie Presse“, einem Vorläufer der Neuen Westfälischen. So sei der Ort am Kesselbrink nicht nur bedeutsam für die Stadtgeschichte, sondern auch für die Unternehmensgeschichte.
Lesen Sie die ganze Rede von NW-Geschäftsführer Klaus Schrotthofer im Wortlaut:
Medienhaus am Bielefelder Kesselbrink: NW baut an einem Standort mit Geschichte

Zum Spaten griff auch Geschäftsführer Matthias Linnekugel von der Deutschen Druck- und Verlagsgesellschaft (ddvg), die als Gesellschafterin den NW-Aufbruch am neuen Standort mitträgt. Linnekugel: „Nach vielen Jahren bekommt die NW jetzt ein eigenes, zukunftsweisendes Gebäude. Für die Mitarbeitenden bedeutet das einen großen Schritt nach vorne.“
Eine regelrechte Aufbruchstimmung sei aufgrund der architektonischen Neugestaltung am Kesselbrink zu spüren, sagte Geschäftsführer Jörg-Uwe Goldbeck. Mit dem NW-Medienhaus entstehe nun eine weitere Immobilie „mit städtebaulicher Strahlkraft“, die den Platz weiter aufwerte. Nicht nur ein neues Haus, sondern mit ihm ein ganzes, hochwertiges Quartier sei hier im Entstehen, resümierte Oberbürgermeister Pit Clausen. „Die Entscheidung der Neuen Westfälischen, am Kesselbrink zu investieren, freut mich aber auch als Bielefelder und Demokrat. Denn die NW steht für einen verantwortungsvollen Lokaljournalismus, der für Demokratie und Rechtsstaat einsteht, und den brauchen wir in diesen Zeiten mehr als seit Langem.“
NW-Baustelle am Kesselbrink mit Herausforderung

Sechs Geschosse, klare Linien, hohe Glasfronten und dahinter viel Platz für rund 350 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – auf einem 2.400 Quadratmeter großen Grundstück in erster Reihe zum Kesselbrink baut die NW-Gruppe in Kooperation mit der ausführenden Goldbeck Nord GmbH einen L-förmigen Bürokomplex. NW-Chefredakteur Thomas Seim: „Hier entsteht ein wunderbares Medienzentrum – mitten in der Metropole der Region. Es eröffnet unserer Redaktion völlig neue Möglichkeiten moderner journalistischer Arbeit.“ Denn Räume und Technik am Verlagssitz an der Niedernstraße sind in die Jahre gekommen.
Der Rohbau am Kesselbrink soll bis zum Jahresende stehen. Diverse Tiefbauarbeiten zur Sicherung des Untergeschosses waren bereits im Mai angelaufen. Das zukünftige Medienzentrum wird auf einem gewaltigen Luftschutzbunker errichtet, der während des Kalten Kriegs den rund 1.300 Mitarbeitern des damaligen Bielefelder Fernmeldeamtes als Zufluchtsort dienen sollte.
Der nun stillgelegte Atomschutzbunker, der sich im zweiten Untergeschoss unter dem zukünftigen NW-Medienhaus und dem H1-Parkhaus erstreckt, habe für besondere Herausforderungen am Bau gesorgt, erklärt NW-Verlagsleiter Axel Walker. „Die Untergeschosse mussten so ertüchtigt werden, dass sie ein fünfstöckiges Bürogebäude überhaupt tragen können. Hinzukommt, dass das erste Untergeschoss so weit wie möglich von Wänden und Pfeilern befreit sein muss, damit die benötigten Parkflächen entstehen können.“
Redaktionen, Verlag und Radio unter einem Dach

Jetzt geht es an der Baustelle an der Ecke Kavalleriestraße oberirdisch schnell voran: Auf den Rohbau wird Anfang 2025 der Innenausbau und die Installation der technischen Gebäudeausrüstung folgen. Mitte 2026 soll das Medienhaus schlüsselfertig übergeben und die entstandene Bürofläche von 5.300 Quadratmetern nach und nach bezogen werden. „Die Obergeschosse zwei bis fünf werden zukünftig von den verschiedenen Bereichen der Neuen Westfälischen genutzt werden“, so Walker.
Im Erdgeschoss werde neben dem Empfang die NW-Geschäftsstelle eine attraktive Anlaufstelle für Kundinnen und Kunden sein. Ins erste Obergeschoss ein- und vom jetzigen Sitz an der Niedernstraße umziehen werden zudem Radio Bielefeld und Radio-Media-Dienstleister ams, bei denen die NW jeweils Hauptgesellschafterin ist.
Nachhaltigkeit und neue Adresse für die NW

Und auch in Sachen Nachhaltigkeit hat der NW-Bau so einiges zu bieten, der gemäß dem Gold-Standard der Deutschen Gesellschaft für nachhaltiges Bauen errichtet wird: Auf dem Dach wird es eine große Photovoltaikanlage geben. Das Gebäude wird an das Fernwärmenetz der Bielefelder Stadtwerke angeschlossen und die Büroräume werden mit Klimaböden beheizt und gekühlt.
Und diese neue Adresse sollten sich die Bielefelderinnen und Bielefelder schon einmal merken: Friedrich-Ebert-Straße 11. Das neue Zuhause der NW, Firmensitz des größten Medienunternehmens in Ostwestfalen-Lippe. Der Baufortschritt lässt sich übrigens über eine Webcam des benachbarten H1 von oben beobachten.