Bielefeld. Großdemo in der Bielefelder City: Mehr als 4.000 Leute haben sich nach Polizeiangaben am Freitagabend auf dem Jahnplatz versammelt, um gegen Rechts zu demonstrieren. Laut Organisatoren sollen es sogar 6.000 gewesen sein. Der Zug zog zunächst zum Hauptbahnhof und dann wieder zurück zum Jahnplatz. 18 Bielefelder Verbände, Gruppen und politische Jugendorganisationen hatten für 17 Uhr zu der Demo unter dem Motto „Demokratie verteidigen! – Zusammen gegen Rechts“ aufgerufen. Es lief friedlich, es gab keinerlei Zwischenfälle. Gegen 19 Uhr war die Demo beendet.
Gegen 17.40 Uhr setzte sich der Zug vom Jahnplatz aus in Bewegung: Zuvor standen die Leute dicht an dicht. Wer den Jahnplatz überqueren wollte, musste ihn großräumig umgehen. Autos konnten ohnehin nicht mehr passieren. Die Bielefelder Verkehrsbetriebe Mobiel wiesen im Vorfeld darauf hin, dass es bis 21 Uhr auf allen Buslinien in der Innenstadt und der Stadtbahnlinie 2 Einschränkungen geben könnte.
Anlass für den kurzfristigen Aufruf waren die Enthüllungen zu einem Treffen, bei dem Politikerinnen und Politiker der AfD und Mitglieder der Werteunion sowie andere Rechtsextreme die massenhafte Ausweisung von Ausländern und Deutschen mit Migrationshintergrund diskutiert und geplant haben sollen. Dies hatte das Recherchenetzwerk „Correctiv“ vergangenen Woche veröffentlicht. Seitdem sind deutschlandweit Tausende Menschen auf die Straße gegangen, um gegen Rechtsextremismus zu demonstrieren. Auch in OWL warem am Freitagabend etliche Menschen unterwegs.
Die Redner der Jugendorganisationen (Jusos, GJ, Linksjugend) kritisierten auch die Regierungsparteien und dass deren Politik sich nach rechts entwickelt. Der Redner der BIG-Jugend, Cihad Kefeli, erinnerte an die Hassbotschaften, die im Dezember an die Hicret-Moschee geschickt wurden.
„Für uns ist klar, die AfD und der Rechtsruck sind eine Gefahr für unsere Demokratie“, hieß es in der Einladung zur Bielefelder Demo. Zu der Demo aufgerufen hatten unter anderem die politischen Jugendorganisationen der Jusos, Grüne Jugend und Linksjugend Solid, Fridays for Future, die DGB Jugend OWL, die Bund Jugend Bielefeld sowie der Integrationsrat der Stadt Bielefeld. Reden hielten außerdem Vertreter des Bündnis Islamischer Gemeinden und der Bielefelder Schülervertretung sowie die Sängerin Mina Richman.
Bielefelds Oberbürgermeister Pit Clausen, der diese Woche mit dem Deutschen Städtetag in Trier tagte, erklärte am Freitag vor der Demo: „In Bielefeld und allen anderen Städten in unserem Land leben Menschen unterschiedlicher Herkunft zusammen. Wir akzeptieren nicht, dass sie Angst davor haben müssen, von hier vertrieben zu werden.“ Der Städtetag hatte am Donnerstag als Reaktion auf das Treffen der Rechtsextremen die „Trierer Erklärung“ herausgegeben. In der heißt es: „Wir nehmen es nicht hin, dass rechtsextreme Kräfte eine Atmosphäre der Verunsicherung, der Angst und des Hasses in unserem Land und in unseren Städten schüren.“
„Heute um 17 Uhr treffen sich auch Bielefelderinnen und Bielefelder auf dem Jahnplatz, um ein Signal der Solidarität zu senden und zu zeigen, dass wir eine Spaltung der Stadtgesellschaft nicht zulassen werden“, sagte Clausen vor der Veranstaltung.
Nachdem in der Anmeldung zunächst von 250 Teilnehmerinnen und Teilnehmern ausgegangen war, hatten die Organisatoren diese Zahl auf 1.000 korrigiert. Aber auch diese Zahl wurde am Ende deutlich übertroffen.
Weitere Groß-Demo Ende Januar ist bereits in Planung
Unterdessen steht der nächste Demo-Termin auf dem Bielefelder Jahnplatz schon fest - Ende Januar hoffen die Organisatoren sogar auf noch deutlich mehr Teilnehmer. Das Bielefelder „Bündnis gegen Rechts“ ruft für den 30. Januar dazu auf, gegen Hass, Fremdenfeindlichkeit und Demokratiefeindlichkeit auf die Straße zu gehen.