Bielefeld. Corona hat die Leineweberstadt fest im Griff - Schulen und Kindergärten, Kinos und viele Museen sind zu, Konzerte, Fußballspiele und mehr abgesagt. Wo kann man überhaupt noch hin, was ist offen, was denken die Menschen? Wir haben uns Samstag bei typischen Ausflugszielen umgeschaut.
Historisches Museum
Gegen 15.14 Uhr, das Historischen Museum wird abgeschlossen. "Wir haben gerade einen Anruf von unserem Museumsleiter Wilhelm Stratmann bekommen", erzählt Mitarbeiter Thomas Offelnotto. Bis auf weiteres sei das Museum dicht, wie lange - ungewiss.

Morgens seien noch sieben Besucher dagewesen, alle Altersklassen, auch eine Familie. Offelnotto selbst hat keine Angst vor Ansteckung, aber Anordnung ist Anordnung.
Kunsthalle
Die Bielefelder Kunsthalle ist ebenfalls zu, die Türen mit Tüchern verhängt, allerdings nicht wegen des Corona-Viruses. "Wir bauen für Sie um", informiert ein weißes Schild an der Tür. Bis zum 3. April müssen sich die Kunstfans gedulden. Doch ob die Ausstellung „Antonius Höckelmann. Alles in allem" tatsächlich auch für Publikum zu sehen sein wird, ist noch unklar. Die Eröffnungsveranstaltung am 3. April ist jedenfalls abgesagt. Auch die Eröffnung der Ausstellung „Max Dudler. Geschichte Weiterbauen" am 29. April fällt aus.
Kunstforum Stenner
Im Kunstforum Hermann Stenner dagegen, nur wenige Meter weiter, freuen sich die Mitarbeiter über alle Ausstellungs-Besucher. Auf dem Tresen an der Kasse steht vorsorglich für alle Besucher eine große Flasche Desinfektionsmittel bereit, sicher ist sicher. Sie ist noch so gut wie voll. Die öffentlichen Führungen und Sonderveranstaltungen seien allerdings abgesagt, berichtet Mitarbeiter Markus Warmuth.

Die Zahl der Kunstinteressierten sei im Vergleich zu einem "normalen Samstag" zudem spürbar geringer. "Hier können Sie sich gut aufhalten, ohne jemandem zu nahe zu kommen", sagt er mit einer Prise Galgenhumor. Im ersten Stock haben Sigrid Theobald aus Senne zusammen mit ihrer 78-jährigen Freundin vor Johannes Ittens farbenfrohen Werk "Komposition in Blau" Platz genommen. "Wir nutzen die vielleicht letzte Gelegenheit hier", sagt die 62-Jährige.

Weiß sie schon, was sie in der nächsten Zeit tun wird? "Man muss selbst kreativ werden, Kunst, Kultur, Konzerte, Fußball, das ist ja alles vorbei." So bleibe nun auch mal Muße zum Bücherlesen, Radfahren oder für einen Ausflug in die Natur. Das Stenner-Forum mit seiner derzeitigen Ausstellung "Johannes Itten - Kunst als Leben" ist auch Sonntag noch offen (11 bis 18 Uhr). Montag wird dann je nach aktueller Lage neu entschieden.
Sparrenburg
Auf der Sparrenburgbrücke steht ein türkisches Hochzeitspaar, sie im strahlend weißen Brautkleid, er im dunklen Anzug, davor ein Fotograf. Mit der NW reden wollen sie nicht, auch kein Foto in der Zeitung. "Keine Zeit, keine Zeit", sagt der Fotograf geschäftig. Das Besucherzentrum hinter der Brücke ist abgeschlossen, "aufgrund der aktuellen Situation", informiert ein weißes Schild. Und das bis auf unbestimmte Zeit. Auch der Turm kann bis auf weiteres bestiegen werden. Das Areal der Festung dagegen dürfe "als öffentliches Gelände weiterhin betreten werden", teilt Bielefeld Marketing mit. All das seien "Maßnahmen zur Vorbeugung gegen die Ausbreitung des Coronavirus und zum Schutz der Gesundheit von Besuchern und Mitarbeiter."
Vom 12. März bis 30. April fallen alle Veranstaltungen und damit auch die Führungen in den Kasematten aus. Der Kiosk dagegen verkauft Snacks und Getränke wie gewohnt, der Besucherandrang ist ähnlich wie am vergangenen Samstag. An der Mauer sind einige Bänke besetzt, die Menschen genießen die schöne Aussicht über die niedrige Mauer hinweg auf die Stadt. Auf der Promenade flanieren die Menschen und freuen sich an dem schönen Wetter. Ebenfalls beliebtes Ausflugsziel: der Botanische Garten.
Tierpark Olderdissen
Schon der Olderdisser Tierpark-Parkplatz ist rappelvoll. Überall schlendern die Besucher umher, mit ihren Hunden, mit Kinderwagen und ihrem Nachwuchs im Gefolge an den Gehegen vorbei. Vor dem Pommes-und-Bratwurst-Stand schräg gegenüber vom Spielplatz hat sich eine kleine Schlange hungriger Tierpark-Gäste gebildet, gleiches gilt für den Waffelstand, der zum Meierhof gehört. "Ganz normal", sagt der Waffelverkäufer auf die Frage, wie es so läuft, und bestäubt ein Backwerk noch rasch mit Puderzucker, bevor er es über den Tresen reicht.

Gleichwohl: "Der Coronavirus hat schon Einfluss." Aus Löhne sind Lisa Jezulat, Ehemann Thomas und ihre Freundin Michaela Linnemann aus Oelde angereist, alle drei arbeiten im Gesundheitsbereich als Krankenpfleger bzw. Rettungssanitäter. Mit dem Virus haben sie bislang kein Problem. "Klar muss man sich Gedanken machen und sich entsprechend verhalten", sagt Thomas Jezulat, doch Grund zur Panik bestehe nicht.
Die Bielefelder Maureen und Marten Mohr sind mit Töchterchen Mathilda (2) und Sohn Lennard (5) zum Kindergeburtstag in den Meierhof eingeladen, sie kennen Olderdissen gut. "Ich bin aber verwundert, dass so voll ist", meint Maureen Mohr. Doch wenn man, gerade mit Kindern, Abstand halte, sei das wohl okay. Angelockt durchs schöne Sonnenwetter wurden auch Matthias Frühauf mit seinen Töchtern Greta (6) und Anna (3), in Olderdissen sind sie auf Empfehlung eines Doppelkopffreundes. "Superschön", findet der Osnabrücker den Tierpark, die Mädchen mögen die Ponys am liebsten.
Ein ganz normaler Tag also, jedenfalls in Olderdissen? Nicht ganz. Der Verkauf von Tierfutter aus den Automaten etwa wurde eingestellt. "Wir können die ja nicht ständig desinfizieren", sagt Tierpark-Mitarbeiterin Tanja Düel. Die Päckchen gibt's nur noch bei ihr im Ausstellungs- und Präparate-Shop. Der ist auch am Sonntag von 11 bis 17 Uhr geöffnet. In der Woche allerdings nicht, dann müssen die Besucher aufs eigene Füttern verzichten.
Bauernhausmuseum
Ein klassisches Bielefelder Ausflugsziel bei schönem Wetter ist auch das Bauernhausmuseum. Dessen Tor ist dicht, das Gelände dahinter still und menschenleer. Aushänge in den Schaukästen informieren über die Schließung. Melissa Cosseta und Simon Wolant, beide Tänzer am Stadttheater, wollten dort eigentlich im Café einkehren. "Das ist sehr schön da", sagt Wolant.

Beide sind ein bisschen enttäuscht, auch wenn ihnen der Grund für die Schließung klar ist. Beim Stadttheater sind die Aufführungen zwar abgesagt, erzählen sie, aber gearbeitet werde trotzdem: "Die Proben gehen weiter."