Leere Kassen: Stadt übernimmt beliebtes Bielefelder Museum jetzt doch nicht

Bielefeld. Es war eine überraschende Nachricht, als die Goldbeck-Stiftung im Februar 2023 bekannt gab, das beim Publikum sehr beliebte Kunstforum Hermann Stenner nach nur fünf Jahren seiner Existenz Mitte 2025 aufgeben und der Stadt für zehn Jahre mietfrei überlassen zu wollen. Genutzt werden sollte es dann von der Kunsthalle – zunächst als Übergangsquartier für die Zeit der rund zweijährigen Generalsanierung des Hauses, die damals noch ab 2025 geplant war. Doch aus dieser Lösung, die Oberbürgermeister Pit Clausen damals höchstpersönlich sehr begrüßte, wird nun doch nichts. &bdquo;Wir haben von diesem Vorhaben jetzt Abstand genommen, weil die Sanierung der Kunsthalle erst 2027 und nicht wie ursprünglich geplant bereits 2025 beginnen wird, und wir daher derzeit gar kein Ausweichquartier brauchen“, bestätigte Kulturdezernent Udo Witthaus auf Nachfrage dieser Redaktion die Absage an die Goldbeck-Stiftung. Zudem könne sich die Stadt angesichts der angespannten Haushaltslage auch finanziell keine Parallelbespielung von Kunsthalle und Kunstforum für die nächsten beiden Jahre leisten. Lesen Sie auch: Merkwürdige Begründung: Sanierung der Bielefelder Kunsthalle verschiebt sich um Jahre Hintergrund: Die Goldbeck-Stiftung wollte der Stadt das Forum in der Villa Weber zwar für zehn Jahre mietfrei überlassen (200.000 Euro Netto-Kaltmiete jährlich), aber es hätte Bielefelds Haushalt dennoch zusätzlich belastet. Und zwar mit – wie jetzt zu hören ist – insgesamt rund zwei Millionen Euro für die Jahre 2025 und 2026. Dependance nicht zusätzlich finanzierbar Die Summe hätte die Kunsthalle demnach benötigt, um das Kunstforum parallel zum Programm in der Kunsthalle mit Ausstellungen bespielen und die laufenden Kosten für das Museum (Aufsichten etc.) aufbringen zu können. Dieser Finanzbedarf soll aus einem Nutzungskonzept hervorgehen, das die Kunsthallenleitung der Stadt kürzlich vorgelegt hat. Wie es nun mit dem Kunstforum weitergeht, dessen letzte Ausstellung mit Arbeiten von Cornelius Völker am 30. März endet und das Ende Juni 2025 abgewickelt sein soll, ist offen. Die Kunsthalle braucht jedenfalls für die Zeit der Sanierung von Ende 2027 bis 2029/30 weiterhin ein Ausweichquartier. Auf Nachfrage dieser Redaktion sagte eine Goldbeck-Sprecherin: &bdquo;Wir stehen weiterhin im Austausch mit der Kunsthalle Bielefeld und der Stadt Bielefeld über die Nutzung des Kunstforums während der Interims- und Sanierungsphase sowie der Zeit danach.“ Die Idee, das Kunstforum Hermann Stenner für die Zeit der Sanierung der Kunsthalle dieser als Ausweichquartier zur Verfügung zu stellen, bleibe nach Rücksprache mit der Kunsthalle und der Stadt weiterhin eine Option. Auch Witthaus betont, dass die Stadt weiter daran interessiert sei, das Kunstforum ab 2027 als Ausweichquartier für die Kunsthalle nutzen zu können. &bdquo;Wir bleiben daher mit Goldbeck im Gespräch über die künftige Nutzung des Forums durch die Kunsthalle auch für die Zeit nach der Kunsthallensanierung.“ Die ist ja nun bekanntlich für die Jahre 2027 bis 2029/30 geplant. Lesen Sie auch: &bdquo;Stenners Selbstbewusstsein beeindruckt mich“ Stifter Ortwin Goldbeck hatte immer betont, einen Leerstand des Gebäudes nach Aufgabe des Kunstforums vermeiden zu wollen. Auf die Frage, was mit der für zwölf Millionen Euro aufwendig sanierten Villa passiert, falls die Stadt auch ab 2027 das Gebäude nicht übernehmen will, hieß es bei Goldbeck jetzt auf Nachfrage: &bdquo;Mögliche Nutzungskonzepte sind in alle Richtungen offen.“ Das Kunstforum Hermann Stenner ist beliebt beim Publikum Goldbeck hatte das Gebäude 2016 von der Handwerkskammer erworben, zu einem Museum ausbauen lassen und um einen modernen Anbau ergänzt, in dem die Founders Foundation ihren Sitz hat. Das Museum wurde 2019 eröffnet und fand seitdem regen Zuspruch beim Publikum. 2023 entschied sich dann die Stiftung aus finanziellen Erwägungen, das Museum nach 2025 nicht mehr weiterzubetreiben und es der Stadt mietfrei zu überlassen. Die Querelen mit Kunstsammler Hermann-Josef Bunte, der dem Kunstforum zunächst seine Sammlung mit vielen Werken Hermann Stenners zur Verfügung gestellt hatte und dann wieder wegen Uneinigkeit über die Ausstellungspraxis zurückzog, sollen bei der Entscheidung keine Rolle gespielt haben. Lesen Sie auch: Letzte Ausstellung im Bielefelder Kunstforum mit dem Maler Cornelius Völker

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