
Sissi wird zum Rekordbrecher
Gerade angesichts des Blitzermarathons, den die Polizei am Freitag auch im Bundesland Bayern durchführte, war es für Sirlord Conteh wohl besser, dass er am Abend auf dem Rasen des Nürnberger Max-Morlock-Stadions und nicht in einer Tempo-30-Zone unterwegs war. Der 27-jährige Stürmer des SC Paderborn hätte sonst auch nach Abzug der Toleranz eine Geldbuße in Höhe von 30 Euro zahlen müssen. Beim Paderborner 2:0 (1:0)-Sieg in Nürnberg brach er nämlich einen Geschwindigkeitsrekord.
In einem Sprintduell in der 24. Minute wurden für Conteh exakt 36,93 km/h gemessen. Seit Beginn der Datenerfassung im Jahr 2011 war kein Spieler der 1. oder 2. Bundesliga schneller. Der Mann mit dem Spitznamen „Sissi“ entthronte damit den Dortmunder Karim Adeyemi (36,7 km/h) und setzte sich auch an die Spitze des Zweitliga-Rankings, das bislang vom Osnabrücker Maxwell Gyamfi (36,6 km/h) angeführt worden war.
Update: Am Montag, 22. April, ruderte die DFL zurück. Sie korrigierte Contehs Spitzengeschwindigkeit nach unten. Demnach hatten es Sissis schnelle Beine nur auf 35,18 km/h gebracht. Rekordhalter bleibt damit der Dortmunder Karim Adeyemi (36,7 km/h).
Die Schnelligkeit liegt in der Familie, denn sein jüngerer Bruder Christian, der ebenfalls für Osnabrück kickt, wird mit 36,23 km/h auf Rang drei notiert. Nicht nur wegen dieses Sprintrekordes machte „Sissi“ in Nürnberg ein gutes Spiel. Allerdings vergab er beim Stand von 1:0 (mal wieder) zwei gute Chancen, so dass für Conteh in dieser Saison weiterhin zwei Tore und drei Assists notiert werden.
Doch wenn die Chancenverwertung besser wäre, würde der vom 1. FC Heidenheim umworbene SCP-Angreifer wohl auch längst in der 1. Bundesliga spielen. Sein Sturmkollege Adriano Grimaldi ist im Vergleich zu Conteh deutlich langsamer und zählt schon 33 Lenze, markierte aber in Nürnberg schon seinen siebten Saisontreffer. Und auf die Frage eines Sky-Reporters, wie denn ein Sprintduell gegen Sirlord Conteh ausgehen würde, hatte Grimaldi eine schlagfertige Antwort: „Wenn ich mit dem Auto fahren darf, gewinne ich.“
Und SCP-Keeper Pelle Boevink lieferte noch eine gewagte Prognose: „Das ist noch nicht mal Sissis Topspeed. Irgendwann wird er die 40 km/h erreichen.“ Spätestens dann dürften sich nicht nur Bundesligisten, sondern auch Leichtathletik-Trainer bei Conteh melden.
Curda feiert sein Startelf-Comeback
SCP-Verteidiger Laurin Curda hatte keine gute Erinnerungen an den 1. FC Nürnberg. Bei der 1:3-Heimpleite, die Paderborn im Hinspiel gegen die Franken kassiert hatte, wurde er schon zur Pause bei einem Halbzeitstand von 0:3 ausgewechselt. Curda hatte damals gegen den FCN-Offensivakteur Kanji Okunuki ziemlich schlecht ausgesehen und musste dann auch anschließend in der Partie bei der SV Elversberg zuschauen.
Am Freitagabend stand Curda unterdessen ausgerechnet beim Rückspiel in Nürnberg erstmals seit fünf Spielen wieder in der Paderborner Anfangsformation. Der 22-Jährige bekam es auf seiner rechten Abwehrseite erneut mit Okunuki zu tun. Curda hatte in der 31. Minute Glück, dass sein Gegenspieler bei seinem vermeintlichen 1:1-Treffer knapp im Abseits gestanden hatte. Auch in ein, zwei anderen Situationen machte der Sommerneuzugang aus Balingen gegen Nürnbergs Japaner keine gute Figur. Doch unterm Strich bot Curda eine grundsolide Vorstellung.
Paderborns Muskelpaket hatte hierbei als Rechtsverteidiger in einer Viererkette mit Visar Musliu, Marcel Hoffmeier und Aaron Zehnter agiert. „Curda, Musliu und Hoffmeier ist eine gute Konstellation. Da war es für mich eine logische Konsequenz“, begründete SCP-Coach Lukas Kwasniok, warum er Curda statt Calvin Brackelmann aufgeboten hatte.
Zudem hatte der Cheftrainer gehofft, dass er diesmal keinen Verteidiger vorzeitig auswechseln muss, nachdem Brackelmann beim 1:1 gegen Karlsruhe nach 70 Minuten deutliche Ermüdungserscheinungen gezeigt hatte. Allerdings hielt auch Curda am Freitagabend nur 79 Minuten durch „Laurin war ja auch lange verletzt“, erklärte Kwasniok.
Kwasniok macht (fast) die Hundert voll
Paderborns Chefcoach hatte in der Rückrunde der aktuellen Saison schon zwei Rekorde verbucht. Bei der 1:2-Heimniederlage gegen Eintracht Braunschweig verbuchte Lukas Kwasniok am 15. März sein 100. Pflichtspiel als SCP-Trainer. Am 27. März war er dann exakt 1.000 Tage im Amt. Und laut der Deutschen Fußball Liga (DFL) bestritt er nun am Freitag in Nürnberg sein 100. Zweitligaspiel als Chefcoach.
Die DFL hatte durchaus richtig gerechnet. Die Partie in Nürnberg war Kwasnioks 98. Zweitligaspiel als SCP-Trainer. Im Dezember 2016 hatte er zudem den Karlsruher SC in zwei Zweitligaduellen als Interimscoach betreut. Das macht in der Summe 100 Spiele. Allerdings hatte er am 34. Spieltag der vergangenen Saison aufgrund der Vorfälle auf Mallorca auf das finale Heimspiel gegen den 1. FC Nürnberg (0:1) verzichtet. Und so absolviert Kwasniok streng genommen erst am kommenden Samstag, 27. April, im Heimspiel gegen die SV Elversberg seine 100. Zweitligapartie als Cheftrainer.
Tröstende Worte für die Verlierer
Bei den Pressekonferenzen nach dem Spiel gehört es zum guten Ton, dem Gegner alles Gute zu wünschen. Zumeist sind es die üblichen Floskeln, was auch Lukas Kwasniok nach der Partie in Nürnberg bei seinem Statement zum Spiel anmerkte. Dem Paderborner Cheftrainer war es aber offenbar ein persönliches Anliegen, die Arbeit seines Trainerkollegen Cristian „Fiello“ Fiél zu würdigen.
„Ich weiß, dass es bei so einem Traditionsverein unheimlich schwierig ist. Aber was Fiello mit den ganzen Jungen hier zaubert, ist sehr schön anzuschauen“, sagte Kwasniok und fügte an: „Ich weiß, es fehlt an der ein oder anderen Stelle ein wenig der Punch. Aber ihr habt Uzun, ihr habt Brown und mit Jeltsch einen wahnsinnigen Innenverteidiger, der die nächsten Millionen einbringen wird. Davon könnt ihr dann wieder gute Spieler verpflichten und neu angreifen.“
Gegen den SCP sollten aber ausgerechnet Nürnbergs Supertalente patzen. Der 18-jährige Uzun, der wohl im Sommer zu Eintracht Frankfurt wechseln wird, verschoss beim Spielstand von 1:0 einen Foulelfmeter und blieb auch ansonsten deutlich unter seinen Möglichkeiten. Der erst 17 Jahre alte Finn Jeltsch sah bei beiden Gegentoren nicht gut aus.