Paderborn. Im siebten Anlauf gewann der SC Paderborn endlich einmal ein Heimspiel gegen den 1. FC Nürnberg. Und das in Unterzahl! Mit der letzten Aktion des Spiels brachte der OWL-Zweitligist am Freitagabend einen 3:2 (1:1)-Erfolg gegen die Franken unter Dach und Fach. Calvin Brackelmann traf per Kopf und verwandelte die Home-Deluxe-Arena in ein Tollhaus, nachdem SCP-Stürmer Adriano Grimaldi in der 77. Minute die Rote Karte gesehen hatte. Die Paderborner Fans unter den 13.799 Zuschauern feierten zugleich den Sprung an die Tabellenspitze.
„Wir sind der glückliche Sieger. Nürnberg war fußballerisch die klar bessere Mannschaft, aber wir hatten mehr Körpergröße und mehr Beine zu bieten. Und der Längste hat am Ende das 3:2 gemacht", resümierte SCP-Coach Lukas Kwasniok mit Blick auf den 1,96 Meter großen Brackelmann. Kwasniok hatte sich im Vergleich zum 1:1 in Düsseldorf mit einer Startelfänderung begnügt. Sven Michel durfte für Koen Kostons im Angriff ran.
Angesichts der Tatsache, dass beide Teams zuletzt durch defensive Kompaktheit überzeugten, hatten viele mit einem Geduldsspiel gerechnet. Stattdessen gab es eine turbulente Anfangsphase mit zwei frühen Treffern. Zunächst schlugen die Hausherren zu. SCP-Jungspund Luis Engelns schickte Filip Bilbija auf der linken Seite auf die Reise. Dessen flache Hereingabe netzte Adriano Grimaldi aus fünf Metern zur 1:0-Führung (6.) ein.
Nürnbergs Antwort folgt prompt
Die Nürnberger Antwort folgte prompt. Paderborns Kapitän Raphael Obermair verlor vor dem eigenen Strafraum den Ball. Über Julian Justvan und Mahir Emreli landete das Leder bei Danilo Soares, der geschickt verzögerte und dann aus 14 Metern ins rechte untere Eck traf (8.).
Lesen Sie auch: Verkehrschaos nach Heimspielen: Fan des SC Paderborn fordert Lösungen
Auch anschließend blieb es ein unterhaltsames Duell zweier spielstarker Mannschaften. Die nächste gute Chance hatte ein Ex-Paderborner in Nürnberger Diensten. So schoss Justvan nach einem Solo von Sturmjuwel Stefanos Tzimas ans Außennetz (16.). SCP-Routinier Grimaldi bekam derweil nach einer Flanke von Aaron Zehnter nicht genügend Druck hinter den Ball (20.). Eine noch dickere Chance zum 2:1 gab es nach einer Zehnter-Ecke, bei der Felix Götze aus kurzer Distanz mit einem Kopfball-Aufsetzer scheiterte (31.).
Schubert verhindert die Nürnberger Führung
Auf der Gegenseite hatte Emreli nach Justvan-Vorarbeit das 1:2 auf dem Fuß, doch der FCN-Angreifer zielte genau auf SCP-Keeper Markus Schubert (41.). Die letzte Torgelegenheit in Halbzeit eins hatte Calvin Brackelmann nach einem weiteren Zehnter-Eckball (45.+1). Letztlich ging es aber mit einem Remis in die Pause. Und das ging auch in Ordnung, wenngleich die gut aufgelegten Gäste mehr Spielanteile verbucht hatten.
Lesen Sie auch: Kwasniok vor Duell mit Klose: „Zwei Oberschlesier coachen in der 2. Bundesliga"
Die zweite Hälfte startete so spektakulär wie Durchgang eins. Diesmal aber ging Nürnberg in Führung. Tzimas erzielte nach einem Traumpass von Oliver Villadsen per Heber mit seinem sechsten Saisontor das 1:2 (51.). Doch der SCP schlug per Strafstoß prompt zurück. Bilbija kam im Sechzehner im Zweikampf mit Soares zu Fall. Schiedsrichter Sven Jablonski ließ zunächst weiterspielen, wurde aber vom VAR an den Monitor gebeten und pfiff Elfmeter. Diesen verwandelte Obermair zum 2:2 (55.).
Grimaldi sieht die Rote Karte
In der 77. Minute wurde Jablonski erneut zum Monitor zitiert. Folge: Grimaldi sah die Rote Karte. Der SCP-Angreifer hatte den Nürnberger Finn Jeltsch mit dem Ellenbogen im Gesicht erwischt. „Es war unabsichtlich, aber es war ein Schlag. Dementsprechend war es dann wohl auch Rot", kommentierte SCP-Coach Kwasniok den Platzverweis.
Und so mussten die Hausherren die Schlussphase in Unterzahl überstehen. Schubert parierte dabei zunächst einen Flachschuss von Tzimas (82.). Dann köpfte FCN-Joker Nick Seidel an die Latte (84.). Anschließend aber ließen geschickt verteidigende Paderborner nicht mehr viel zu. Stattdessen gelang das nicht mehr erwartete Happy End. Calvin Brackelmann köpfte eine Zehnter-Ecke zum 3:2 (90.+6) ein. Der Paderborner Wahnsinn war perfekt! Und die SCP-Fans intonierten lautstark: „Ole, ole, Spitzenreiter SC!"
SC Paderborn - 1. FC Nürnberg 3:2 (1:1)
Paderborn: Schubert (Note 4) – Scheller (3), Götze (3), Brackelmann (2,5) – Obermair (4), Engelns (3,5, 69. Herrmann), Castañeda (3), Zehnter (4) – Bilbija (2,5, 90. Kinsombi), Grimaldi (4,5), Michel (3,5, 78. Ansah)
Nürnberg: Reichert – Jeltsch, Knoche, Karafiat (66. Seidel) – Villadsen, Jander, Justvan, Castrop, Soares (58. Yilmaz) – Emreli, Tzimas
Tore: 1:0 Grimaldi (6.), 1:1 Soares (8.), 1:2 Tzimas (51.), 2:2 Obermair (55., FE), 3:2 Brackelmann (90.+6)
Rote Karte: Grimaldi (77., Ellenbogenschlag)
Schiedsrichter: Sven Jablonski (Bremen)
Zuschauer: 13.799
Statistik: 14:11 Torschüsse, 2,25:1,43 xGoals, 40:60 Prozent Ballbesitz, 83:88 Prozent Passquote, 56:44 Prozent Zweikämpfe, 11:12 Fouls, 7:5 Ecken, 116,4:111,3 Kilometer Laufdistanz