Nürnberg. Zwischen Aufwand und Ertrag klaffte beim SC Paderborn in den vergangenen Wochen eine große Lücke. Doch am Freitagabend stimmte beides. Mit einem 2:0 (1:0)-Erfolg beim 1. FC Nürnberg beendete das Team von Trainer Lukas Kwasniok die Negativserie von zuvor sechs sieglosen Spielen in Folge. Ausgerechnet im Frankenland, in dem es für die Ostwestfalen sonst nie etwas zu holen gibt.
Dabei profitierten die Gäste vom VAR, der gleich zwei Nürnberger Treffer (zurecht) wieder einkassierte. „Das war irgendwie die Geschichte des Spiels. Wir hatten sicher das Quäntchen Glück auf unserer Seite“, sagte SCP-Coach Kwasniok. Dessen Team war mit zwei Startelfänderungen in die Partie gegangen. Sebastian Klaas und Laurin Curda ersetzten Marco Pledl und Calvin Brackelmann.
Kwasniok stellte wieder auf eine Vierer-Abwehrkette um. Und auch dank diverser Fehler auf beiden Seiten entwickelte sich vor den 27.939 Zuschauern im Max-Morlock-Stadion eine unterhaltsame erste Hälfte, in welcher die Gäste die bessere Mannschaft war. Chance Nummer eins verbuchte allerdings der 1. FC Nürnberg. SCP-Keeper Pelle Boevink hatte in Minute zwei Glück, dass sein böser Ballverlust an der Torauslinie unbestraft blieb.
Conteh stellt einen Bundesliga-Rekord auf
Dann trat Adriano Grimaldi in Aktion. Zunächst scheiterte Paderborns Sturm-Routinier per Kopfball an FCN-Torhüter Carl Klaus (6.). Dann konnte Grimaldi eine Bilbija-Flanke aus kurzer Distanz mit der Fußspitze zum 0:1 (10.) einnetzen, weil sich Klaus und Innenverteidiger Finn Jeltsch nicht einig waren.
Sirlord Conteh hätte die Führung anschließend ausbauen müssen. In der 26. Minute scheiterte der SCP-Angreifer, der kurz zuvor mit 36,93 km/h einen Geschwindigkeitsrekord für die 1. und 2. Liga aufgestellt hatte, nach Grimaldi-Vorarbeit per Drehschuss. In Minute 29 traf Conteh nach Assist von Raphael Obermair den Außenpfosten.
Der Chancenwucher schien sich umgehend zu rächen. Okunuki netzte zum vermeintlichen 1:1 (31.) ein, hatte beim Zuspiel von Can Uzun aber eine Schuhlänge im Abseits gestanden. Der Ausgleich wäre schmeichelhaft gewesen, doch in der 45. Minute hatten die Gäste gleich vier Mal großes Glück.
Uzun schießt sich selbst an
Bei einer Dreifachchance scheiterte FCN-Stürmer Lukas Schleimer zunächst an Boevink, ehe sein Nachschuss von Marcel Hoffmeier geblockt wurde. Das Leder landete bei Uzun, der den glänzend reagierenden Boevink ebenfalls nicht überwinden konnte. Bei der anschließenden Ecke fischte Paderborns Torwart dann einen Kopfball von Jannes Horn von der Linie.
Nürnberg brachte zur Pause mit Joseph Hungbo einen neuen Offensivakteur, der gleich mächtig Betrieb machte und in Minute 51 einen Elfmeter rausholte. Hoffmeier hatte ihn an der Strafraumgrenze zu Fall gebracht. Torjäger Can Uzun trat zum Strafstoß an, scheiterte zunächst an Boevink, verwertete aber den Abpraller (55.). Doch da sich Uzun bei seinem ersten Versuch selbst angeschossen und damit den Ball zweimal berührt hatte, wurde der Treffer nicht anerkannt.
Nürnbergs Trainer ist verzweifelt
Stattdessen stand es nach gut einer Stunde 0:2: SCP-Abwehrchef Visar Musliu köpfte eine Obermair-Ecke ein (61.). Der Treffer nahm den Hausherren den Wind aus den Segeln. Zudem fehlte den Clubberern weiter das Matchglück. So sollte auch ein Musliu-Eigentor nicht zählen, weil Schleimer zuvor im Abseits gestanden hatte (70.).
SCP-Joker David Kinsombi verpasste auf der Gegenseite nach Flanke von Robert Leipertz das 0:3 (82.), ehe die Gäste noch eine elfminütige Nachspielzeit über die Bühne bringen mussten. Auch das sollte an diesem Abend gelingen. Paderborn hatte sich endlich einmal wieder mit einem Sieg belohnt.
„Das größte Problem ist, dass wir die entscheidenden Duelle nicht für uns entscheiden - sowohl offensiv als auch defensiv“, ärgerte sich Nürnbergs Trainer Cristian Fiél. „Wir hatten das Glück, so ehrlich muss man sein. Aber das muss man sich auch erarbeiten“, resümierte derweil SCP-Akteur Aaron Zehnter, der als gebürtiger Franke quasi einen Heimsieg feiern konnte.