SCP-Fankolumne

Drei-Hasen-Grätsche: "Endlich wieder Partystimmung in Paderborn"

Für Fan-Kolumnist Markus Lüttgens war der Sieg gegen Schalke die vorläufige Krönung des Aufwärtstrends beim SCP07, doch die wahren Prüfungen kommen erst noch.

Andreas Ludwig (l.) ist seit der Erstauflage der Drei-Hasen-Grätsche im September 2019 mit dabei. Markus Lüttgens ist seit September 2022 als Kolumnist im Einsatz. | © Frank Beineke

03.10.2023 | 03.10.2023, 12:00

Er selbst bezeichnet sich als "Lipper mit Migrationshintergrund". Schließlich stammt Markus Lüttgens vom Niederrhein, ehe es ihn 2009 in den schnuckeligen Leopoldshöher Ortsteil Bexterhagen verschlug. Von dort aus ist es nicht weit nach Bielefeld, doch um Arminia macht Markus Lüttgens lieber einen großen Bogen. Er hat sein Herz an den SC Paderborn verloren. Lüttgens wechselt sich mit Andreas Ludwig als Autor unserer Fankolumne "Drei-Hasen-Grätsche" ab.

Liebe blau-schwarze Gemeinde,

nachdem der mehr als durchwachsene Saisonstart des SC Paderborn 07 auch für uns Fans eine zähe Angelegenheit war, herrschte am vergangenen Freitag endlich wieder ausgelassene Partystimmung in unserem Wohnzimmer, der Home-Deluxe-Arena.

Der überzeugende 3:1-Erfolg gegen Schalke 04 - unser erster Pflichtspielsieg gegen die Knappen überhaupt - entschädigte für so manche dürftige Leistung in den ersten Saisonspielen und ließ die Kritiker auf den Rängen, die ihrem Unmut zwischenzeitlich schon mit Pfiffen Luft gemacht hatten, verstummen.

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Ob das nun die endgültige Trendwende war und es für unseren SCP in der Tabelle weiter nach oben geht, muss sich aus meiner Sicht erst noch zeigen. Denn ich tue mich etwas schwer, die Leistung vom Freitag richtig einzuordnen.

Es war sicherlich ein gutes Spiel unserer Mannschaft, vielleicht sogar das bisher beste in dieser Saison. Aber Schalke war auch erschreckend schwach, vor allem in der zweiten Halbzeit. Die Entlassung von Trainer Thomas Reis zwei Tage vor dem Spiel, die ich im Vorfeld durchaus als schlechtes Omen gewertet hatte (das Sprichwort "Neue Besen kehren gut" trifft im Fußball oft zu), verpuffte völlig.

Und so wurde die Rückkehr von Ron Schallenberg in seine Heimat für ihn und seine Kollegen zum Debakel. Beim ersten Auftritt an alter Wirkungsstätte von den eigenen Fans mit Bechern beworfen zu werden, das hatte sich unser Ex-Kapitän sicher ganz anders vorgestellt.

Mit fitten Stürmern zeigt die Formkurve nach oben

Doch zurück zum SCP: Unabhängig vom Spiel am Freitag ist ein klarer Aufwärtstrend zu erkennen. Sowohl spielerisch als auch von den Ergebnissen her. Sieben Punkte aus drei Spielen nach der Länderspielpause sind eine gute Ausbeute.

Markus Lüttgens wohnt zwar ziemlich nah an Bielefeld, ist aber eingefleischter SCP-Fan. - © Frank Beineke
Markus Lüttgens wohnt zwar ziemlich nah an Bielefeld, ist aber eingefleischter SCP-Fan. | © Frank Beineke

Ein Grund dafür ist meiner Meinung nach, dass wir jetzt etwas auf dem Platz haben, was uns zu Beginn der Saison gefehlt hat: eine durchschlagskräftige Offensive. Mit einem Adriano Grimaldi, der immer besser in Form kommt, und einem Felix Platte, bei dem im Moment auch die Gesundheit mitspielt, haben wir vorne zwei echte Waffen.

Dazu kommt ein Florent Muslija, der derzeit in Topform ist und nicht nur im Abschluss stark ist, sondern sich auch in jeden Zweikampf wirft. Er ist der Unterschiedsspieler in unserer Mannschaft. Die Frage ist nur, wie lange das noch so bleibt.

Ich kann mir kaum vorstellen, dass er seinen im Sommer 2024 auslaufenden Vertrag bei uns verlängert. Mit seinen aktuellen Leistungen dürfte er bei vielen höherklassigen und zahlungskräftigeren Vereinen auf dem Zettel stehen. Das Transferfenster im Winter wäre also die letzte Chance, ihn gewinnbringend zu verkaufen. Sportlich wäre der Verlust allerdings nicht zu kompensieren.

Kwasnioks Mut wird gegen Magdeburg belohnt

An dieser Stelle muss ich auch bei unserem Cheftrainer Lukas Kwasniok ein wenig Abbitte leisten. Nachdem ich und mein Kollege Andreas seine Arbeit zu Beginn der Saison durchaus kritisch kommentiert haben, trifft er aktuell gute und teilweise auch mutige Entscheidungen.

Damit meine ich vor allem das Spiel in Magdeburg, bei dem ich die Startaufstellung zunächst gar nicht glauben wollte. Tobias Müller und Marco Schuster von der Bank in die Abwehrkette und vorne ein Dreiersturm mit Debütant Ilyas Ansah, Grimaldi und Platte - das war schon sehr überraschend.

In der WhatsApp-Chatgruppe unserer Stadiontruppe sagte ich vor dem Spiel: "Damit wird Kwasniok entweder zum Helden oder zum Deppen des Abends." Aber sein Mut wurde belohnt. Magdeburg war anscheinend auch von dieser Aufstellung überrascht, und nach einer starken Vorstellung unserer Mannschaft verhinderte nur ein Aussetzer unserer Abwehr kurz vor Schluss einen verdienten Auswärtssieg.

Die nächsten Spiele werden zur Bewährungsprobe

Insgesamt zeigt die Formkurve also nach oben und damit in die richtige Richtung. Wie nachhaltig dieser Trend ist, wird sich aber vor allem in den nächsten beiden Spielen zeigen. Zunächst müssen unsere Jungs an diesem Sonntag in Braunschweig antreten.

Die Partie gegen die kriselnden Löwen, die ohne ihren verletzten Torjäger Anthony Ujah offensiv erschreckend schwach sind, sieht auf dem Papier nach einer leichten Aufgabe aus. Doch Trainer Jens Härtel ist als Freund einer kompakten Defensive bekannt, und gegen tief stehende Gegner haben wir uns bisher immer schwer getan. Dann wartet das Heimspiel gegen den FC St. Pauli. Und der steht derzeit nicht zufällig ungeschlagen auf Tabellenplatz eins.


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