Öfter mal was Neues: Paderborns Trainer und der gewagte Matchplan in Magdeburg

Magdeburg. Der ein oder andere Fan des SC Paderborn dürfte am Freitagabend mulmige Gefühle gehabt haben, als die Aufstellung für das Zweitliga-Gastspiel beim 1. FC Magdeburg präsentiert wurde. Eine Dreierkette mit Marco Schuster, Tobias Müller und Marcel Hoffmeier? Eine Offensivreihe mit Felix Platte, Adriano Grimaldi und Ilyas Ansah? Konnte das gutgehen? Es konnte. Die überraschenden personellen und taktischen Umstellungen sollten fruchten. Und der SCP schrammte beim 1:1 in Magdeburg nur hauchdünn am dritten Saisonsieg vorbei. SCP-Coach Lukas Kwasniok hatte sich als gewiefter Taktikfuchs wieder einmal etwas einfallen lassen und seine Startelf auf fünf Positionen verändert. Wäre sein Matchplan in die Hose gegangen, hätte er seinen Kritikern reichlich Munition geliefert. Doch davon lässt sich Paderborns Cheftrainer weder beirren noch beeinflussen. "Wir handeln aus Überzeugung", betonte Kwasniok nach dem verdienten Remis. "Wenn ich behaupten würde, ich hätte die Paderborner Aufstellung vorhergesehen, würde ich die Unwahrheit sagen", meinte Magdeburgs Coach Christian Titz. Vor allem das SCP-Sturmtrio sollte die Hausherren überraschen. Adriano Grimaldi stand erstmals in der Startelf. Der 18 Jahre junge Ilyas Ansah feierte gar sein Zweitliga-Debüt. Und Felix Platte komplettierte eine Paderborner Angriffsreihe, deren Protagonisten zwischen 1,90 Meter und 1,94 Meter groß sind. Muslija überzeugt in ungewohnter Rolle "Wir wollten vorne drei physisch starke Spieler haben", erklärte Kwasniok. Die drei Türme im Sturm sollten dem Gegner im Angriffspressing wehtun, Platte und Ansah auf den Außenbahnen Gas geben. Grimaldi machte derweil Bälle fest und erzielte in der 34. Minute die Paderborner Führung. Es war eine Co-Produktion der neuformierten Angriffsreihe, denn für die Vorbereitung sorgten Ansah und Platte. "Ein riesiges Kompliment an die drei da vorne. Sie sind gerade in der ersten Hälfte unheimlich marschiert und haben die Spieleröffnung des Gegners gut unterbunden. So war es für uns hinten auch einfacher, das zu verteidigen", lobte SCP-Innenverteidiger Tobias Müller, der ebenfalls überraschend in die Startelf gerückt war und an alter Wirkungsstätte stark aufspielte. Auch der Schachzug, Florent Muslija als linken Schienenspieler aufzubieten, sollte sich auszahlen. "Flo hat eine bravouröse Leistung gezeigt", urteilte Paderborns Trainer, der diesmal auf etatmäßige Achter und Zehner verzichtete. Vom gewohnten Ballbesitzfußball war gegen spielstarke Magdeburger auch deshalb nur wenig zu sehen. Doch letztlich war der SCP unterm Strich die zielstrebigere Mannschaft mit den besseren Torchancen. Schon 23 Spieler durften von Beginn an ran Die Gäste versäumten es allerdings, das 2:0 nachzulegen. Zu allem Überfluss ließen sie sich in der 85. Minute auskontern, so dass Magdeburgs Joker Luc Castaignos den 1:1-Endstand markieren konnte. Der FCM-Stürmer gewann dabei das Laufduell gegen den gerade erst eingewechselten Jannis Heuer. "Dabei hat Jannis eigentlich richtig Dampf im Hintern", wunderte sich Kwasniok. Dessen Team knackte bei der Gesamt-Laufdistanz zum zweiten Mal in Folge deutlich die 120-Kilometer-Marke, nachdem die Laufwerte zu Saisonbeginn zumeist recht schwach gewesen waren. "Wir haben in der Länderspielpause hart gearbeitet. Das sieht man jetzt auch. Wir sind auf einem ordentlichen Weg", konstatierte Paderborns Keeper Jannik Huth. Mit Debütant Ilyas Ansah standen in dieser Saison nun schon 23 (!) verschiedene Spieler in den Anfangsformationen des SCP. "Das zeigt einfach die Kaderbreite", sagte Lukas Kwasniok. Doch letztlich dokumentiert dies vor allem, dass die Paderborner noch immer in einem Findungsprozess sind. Das ist auch dem Chefcoach bewusst. "Es liegt jetzt an uns, aus der Breite nach und nach die Spitze zu ermitteln", erklärte Kwasniok. Dann würden auch die Zweifler unter den Fans keine mulmigen Gefühle mehr haben.

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