Ein "Murmeltor" sorgt für Paderborner Glücksgefühle

Paderborn. Beim SC Paderborn lief am Freitagabend im Heimspiel gegen Zweitliga-Aufsteiger SV Wehen Wiesbaden wahrlich nicht alles rund. Die Fehlerquote war gerade in der ersten Hälfte nach dem 0:1-Rückstand in Minute 22 extrem hoch. Offensivakteur Niclas Nadj fiel hierbei mit einigen völlig missglückten Pässen besonders negativ auf. Der 22-Jährige war zugleich aber auch das beste Beispiel für den Einsatzwillen und die Leidenschaft, die am Ende noch zu einem glücklichen, aber sicherlich nicht unverdienten 2:1 (0:1)-Heimsieg führten. Und so war es wohl kein Zufall, dass ausgerechnet der emsige Zehner den Siegtreffer erzielte. "Es fühlt sich sehr schön an, auch wenn es ein Murmeltor war", sagte Nadj anschließend mit einem breiten Grinsen im Gesicht. Der gebürtige Hamburger hatte in der 61. Minute nach einem Traumpass von Sebastian Klaas aus neun Metern abgezogen. Sein Schuss wurde von Wehens Innenverteidiger Marcus Mathisen abgefälscht, so dass der Ball über Gästekeeper Florian Stritzel hinweg ins Tor segelte. Es war der erste Zweitligatreffer des sympathischen SCP-Akteurs, der im Januar 2023 vom Regionalligisten Weiche Flensburg an die Pader gewechselt war. "Wenn ich ein Killer wäre, hätte ich noch ein, zwei Tore mehr gemacht", sagte Nadj angesichts weiterer Einschussmöglichkeiten, die er in den Minuten 7, 21 und 53 vergeben hatte. Unterm Strich kam er auf fünf Torschüsse, 15 Zweikämpfe und satte 11,3 Kilometer in 80 Minuten Einsatzzeit. Der Lohn für starke Trainingsleistungen "Der Junge gibt immer alles. Niclas war nur etwas unglücklich in seinen Aktionen", urteilte SCP-Coach Lukas Kwasniok. Dieser hatte seinen fleißigen Mittelfelddribbler erstmals in dieser Saison in die Anfangsformation beordert. Zuvor hatte Nadj ganze 14 Zweitliga-Minuten gegen Kaiserslautern sowie zwei Startelf-Einsätze in der Regionalliga-Reserve absolviert. "Niclas hatte in der Länderspielpause seine vielleicht besten beiden Trainingswochen, seitdem er hier ist. Er hatte sich diesen Einsatz absolut verdient", erklärte Kwasniok. "Vor zwei Wochen war ich noch weit weg. Jetzt stand ich in der Startelf", sagte Nadj. Dieser hat mit Florent Muslija, Sebastian Klaas, David Kinsombi, Robert Leipertz, Max Kruse und Filip Bilbija äußerst namhafte Konkurrenten. Doch da die drei Letztgenannten gegen Wehen Wiesbaden fehlten und Kinsombi in keiner guten Verfassung ist, erhielt er nun eine Bewährungschance. "Fußball ist ein Tagesgeschäft. Und jeder Spieler im Kader wird gebraucht", so Nadj. Mit seinem Fleiß und Einsatzwillen bewarb er sich für weitere Einsätze. Dass er Fehler minimieren und in vielen Situationen bessere Entscheidungen treffen muss, dürfte ihm aber auch bewusst sein. Doch exakt dies gilt derzeit auch für den Großteil seiner Teamkollegen. "Wir sind in jeder Sekunde gewillt, zu zeigen, was wir können. Man kann uns das Herzblut nicht absprechen. Aber manchmal tun wir uns schwer", erklärte der 22-Jährige. Familienessen statt Siegtor-Party Dies war auch am Freitagabend der Fall. Doch diesmal hatte der SCP das nötige Quäntchen Glück, das sich die Hausherren aufgrund einer äußerst engagierten zweiten Hälfte auch verdient hatten. "Wenn man viel arbeitet, wird man auch belohnt. Wir haben schon bessere Spiele gemacht, aber verloren. Da war es brotlos. Heute waren wir kämpferisch und vielleicht auch ein bisschen abgewichster", sagte Nadj. Zugleich lobte er das Publikum: "Die Fans waren unfassbar wichtig. Wir haben die Zuschauer in der zweiten Halbzeit mitgenommen." Der Siegtorschütze hofft nun, dass sein Team durch den ersten Heimdreier mehr Sicherheit und Stabilität gewinnt. "Leichtigkeit und Selbstvertrauen kommen nur durch Erfolgserlebnisse zurück", sagte Nadj, der seinen Zweitliga-Premierentreffer nicht mit einer großen Party feiern sollte. Der 22-Jährige genoss den besonderen Abend lieber im Familienkreis. "Ich gehe jetzt mit meiner Freundin und ihren Eltern ganz entspannt etwas essen", erklärte Nadj und trottete erschöpft, aber glücklich Richtung Kabine.

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