Wucht schlägt Finesse: SCP-Spieler scheitern am schnörkellosen FCK

Paderborn. Ballbesitz-Fetischist Pep Guardiola hätte am Freitagabend in den ersten 30 Minuten des Zweitliga-Duells zwischen dem SC Paderborn und dem 1. FC Kaiserslautern seine helle Freude an der Darbietung der Hausherren gehabt. Der SCP ließ Ball und Gegner laufen, der FCK kam kaum ans Spielgerät. Nach einer Viertelstunde hatten die Gastgeber einen Ballbesitz-Anteil von 93 Prozent. Doch am Ende stand Paderborn mit leeren Händen da, denn effiziente Lauterer feierten einen 2:1 (0:0)-Sieg. "In den ersten 30 Minuten hat nichts darauf hingedeutet, dass wir als Verlierer vom Platz gehen. Es war das zweite Spiel in Folge, in dem wir den Gegner in der ersten halben Stunde klar dominiert haben", sagte SCP-Coach Lukas Kwasniok nach Spielschluss. Doch während seine Schützlinge ihre Überlegenheit beim Gastspiel in Düsseldorf immerhin noch in eine 1:0-Führung umgemünzt hatten, sollte sich die spielerische Dominanz gegen den FCK als brotlose Kunst erweisen. "Wenn du so überlegen bist, macht es schon Sinn, ein Tor zu erzielen oder ein zweites Tor nachzulegen", erklärte Kwasniok. Allerdings hielt sich die Anzahl der klaren Torchancen gegen Kaiserslautern in Grenzen. Richtig gute Einschussmöglichkeiten hatten lediglich Filip Bilbija (7.) und Sebastian Klaas (29./61.). Paderborn fehlt der Punch Dabei hatten es die Hausherren zumindest vor der Pause schon deutlich besser gemacht als im ersten Heimauftritt der Saison, als das SCP-Spiel beim 1:1 gegen Osnabrück viel zu statisch gewesen war. Doch unterm Strich mangelt es dem Paderborner Ballbesitzfußball derzeit an der nötigen Effizienz. "Uns fehlt noch der letzte Punch", urteilte Kapitän Jannik Huth. Eben jenen Punch hatten die zunächst rein destruktiven Gäste aus der Pfalz, die nach 30 Minuten peu à peu die Offensive entdeckten, um den SCP dann zwischen der 45. und 65. Minute vor enorme Probleme zu stellen. Letztlich entschied hierbei die Wucht und Lufthoheit von FCK-Stürmer Ragnar Ache die Partie. Der eine Million Euro teure Neuzugang von Eintracht Frankfurt bereitete mit einem brandgefährlichen Kopfball, den SCP-Keeper Huth mit einem Reflex parierte, das Abstaubertor von Marlon Ritter (59.) vor, um dann selbst eine Maßflanke von Richmond Tachie zum 0:2 (65.) einzuköpfen. Zwei SCP-Youngster patzen Eine Co-Produktion von Florent Muslija und Joker Adriano Grimaldi sorgte zwar in Minute 73 für den 1:2-Anschlusstreffer, doch anschließend biss sich der SCP wieder seine Zähne am Lauterer Bollwerk aus. Und so setzte sich die Schnörkellosigkeit der Gäste gegen die Spielkunst der Hausherren durch. Die Lauterer Lufthoheit und die Tatsache, dass es bei Kopfballduellen zum ein oder anderen Mismatch kommen kann, hatten die Paderborner vorher einkalkuliert. "Darum wollten wir unbedingt die Flanken unterbinden. Aber das haben wir leider nicht geschafft", ärgerte sich Kwasniok. Ausgerechnet Senkrechtstarter Laurin Curda gab bei beiden Gegentoren keine gute Figur ab. Vor dem 0:1 ließ er sich von Tymoteusz Puchacz vernatzen. Vor dem 0:2 leistete sich der 21-jährige Neuzugang aus Balingen einen Ballverlust. Anschließend verlor SCP-Youngster Mattes Hansen (19) das entscheidende Duell gegen Tachie. Bangen um Bilbija "Das ist ein Preis, den wir hier in Paderborn zahlen müssen. Wir haben junge Spieler auf dem Feld, die mit ihren Aufgaben wachsen müssen. Das tun sie. Und wir werden noch ganz viel Freude an den Jungs haben", erklärte der SCP-Coach und fügte an: "Wir müssen weiter an Spielreife gewinnen." Dies gilt auch für den Rest der Mannschaft, die vor allem in Sachen Durchschlagskraft zulegen muss. Umso bitterer ist die Knieverletzung, die Filip Bilbija am Freitag in der ersten Hälfte erlitten hatte. Womöglich hat sich der SCP-Neuzugang einen Innenbandriss zugezogen. Dabei werden seine Qualitäten im Eins gegen Eins und seine Läufe in die Tiefe dringend benötigt. Denn von der Torgefahr der vergangenen Saison sind die Paderborner weit entfernt, während Pep Guardiolas Manchester City die Komponenten Ballbesitz und Effizienz in Perfektion zusammenführt. Der SCP aber erinnert momentan eher an die deutsche Nationalmannschaft unter Hansi Flick.

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