SCP-Fankolumne

Drei-Hasen-Grätsche: "Umsonst ins Stadion? Zu schön, um wahr zu sein!"

Unser Fan-Kolumnist Markus Lüttgens freute sich beim Paderborner Torfestival gegen Braunschweig vor allem für einen Spieler. Das "Düsseldorfer Modell" in Sachen freier Eintritt sieht er unterdessen eher kritisch.

Andreas Ludwig (l.) ist seit der Erstauflage der Drei-Hasen-Grätsche im September 2019 mit dabei. Markus Lüttgens ist seit September 2022 als Kolumnist im Einsatz. | © Frank Beineke

02.05.2023 | 02.05.2023, 10:41

Er selbst bezeichnet sich als "Lipper mit Migrationshintergrund". Schließlich stammt Markus Lüttgens vom Niederrhein, ehe es ihn 2009 in den schnuckeligen Leopoldshöher Ortsteil Bexterhagen verschlug. Von dort aus ist es nicht weit nach Bielefeld, doch um Arminia macht Markus Lüttgens lieber einen großen Bogen. Er hat sein Herz an den SC Paderborn verloren. Er wechselt sich mit Andreas Ludwig als Autor unserer Fankolumne "Drei-Hasen-Grätsche" ab.

Liebe Fans des SC Paderborn 07,

in meiner letzten Kolumne habe ich prophezeit, dass uns in dieser Saison noch einige Highlights erwarten. Und offensichtlich hat das auch die Mannschaft gelesen und am vergangenen Freitag gegen Braunschweig spektakulär abgeliefert.

Ein auch in der Höhe verdienter 5:1-Heimsieg sorgte dafür, dass alle SCP07-Fans gut gelaunt in das lange Wochenende starten konnten. Besonders gefreut habe ich mich für einen Spieler: Dennis Srbeny hat seine lange Torflaute beendet - und das gleich mit einem Doppelpack.

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Es ist ihm zu wünschen, dass dies der viel zitierte Brustlöser war, der ihn aus seinem lang anhaltenden Formtief befreit. Wenn es so kommt, gebe ich gerne zu, dass ich mich geirrt habe. Denn ich hätte vor dem Spiel nicht gedacht, dass Dennis bei uns noch einmal die Kurve kriegt.

Das fehlende Selbstvertrauen aufgrund der geringen Einsatzzeiten war ihm in den letzten Wochen auf dem Platz anzumerken. Zögerlich, inkonsequent und manchmal sogar schwerfällig wirkten einige seiner Aktionen auf mich. Er war nur ein Schatten des Dennis Srbeny, der schon viele wichtige Tore geschossen hat. Es wäre schön, wenn er im Saisonendspurt wieder zu alter Form zurückfindet. Denn dann kann er der Mannschaft helfen.

Sponsoren sind keine Wohltäter!

Unser Konkurrent Fortuna Düsseldorf hat in der vergangenen Woche mit einem revolutionären Vorschlag bundesweit für Schlagzeilen gesorgt. Im Rahmen eines Pilotprojekts sollen die Zuschauer in der kommenden Saison bei drei Spielen kostenlos ins Stadion kommen. Langfristig will der Verein den freien Eintritt sogar für alle Ligaspiele anbieten.

Markus Lüttgens wohnt zwar ziemlich nah an Bielefeld, ist aber eingefleischter SCP-Fan. - © Frank Beineke
Markus Lüttgens wohnt zwar ziemlich nah an Bielefeld, ist aber eingefleischter SCP-Fan. | © Frank Beineke

Kostenlos ins Stadion? Das klingt auf den ersten Blick natürlich sensationell, und spontan ist man geneigt zu sagen: Tolle Idee! Doch wenn ich weiter darüber nachdenke, bin ich gar nicht mehr so begeistert von dieser Idee.

Denn natürlich müssen die wegfallenden Zuschauereinnahmen kompensiert werden - durch Sponsoren. Das hat Düsseldorf auch klar kommuniziert. Nun sind diese Sponsoren Unternehmen, die dem Verein das Geld nicht aus reiner Großzügigkeit geben, sondern damit auch wirtschaftliche Interessen verbinden.

Machtverlust der Fans droht

Man könnte sie auch Investoren nennen, und die werden von vielen Fußballfans, vor allem aus der organisierten Szene, eher kritisch gesehen. Das zeigte sich zuletzt bei den Protesten in den Fankurven gegen die Investorensuche der DFL. Wenn Sponsoren die Eintrittsgelder der Fans bezahlen, verlieren Letztgenannte an Macht, während die Kommerzialisierung des Profifußballs weiter voranschreitet.

Und nicht alle Sponsoren kommen bei den Fans gut an. Dazu muss man nicht nur auf den FC Bayern München und den Fall Qatar Airways schauen. Auch bei uns in Paderborn gibt es nicht wenige, die das Engagement eines Glücksspiel- und Sportwettenunternehmens mit Blick auf die Gefahren der Spielsucht aus nachvollziehbaren Gründen kritisch sehen.

Wird ein Protest gegen unliebsame Sponsoren oder Entwicklungen im Stadion noch uneingeschränkt möglich sein? Auch wenn er sich gegen die Interessen der Sponsoren richtet? Oder werden diese den Verein mit dem Argument unter Druck setzen, dass sie nicht für Leute bezahlen wollen, die sie offen kritisieren?

Kein Modell für Paderborn

Solange die Zuschauer mit ihren Eintrittsgeldern einen wesentlichen Teil zu den Einnahmen des Vereins beitragen, können sie zu Recht verlangen, bei wichtigen Entscheidungen des Vereins gehört oder beteiligt zu werden. Mit dem Wegfall der Eintrittsgelder entfällt diese Grundlage.

Beim SC Paderborn ist diese Diskussion allerdings sehr theoretisch. Geschäftsführer Martin Hornberger hat bereits erklärt, dass er sich nicht vorstellen kann, wie der Verein entsprechende Sponsoren finden soll. Da bin ich bei ihm. Paderborn ist ein ganz anderer Wirtschaftsstandort als Düsseldorf.

Hinzu kommt: Die Düsseldorfer mussten sich etwas einfallen lassen, um die mickrige Auslastung ihres Stadions in die Höhe zu treiben. Nur einmal war die dortige Arena in dieser Saison ausverkauft, bei neun der bislang 14 Heimspiele waren die Ränge nicht einmal zur Hälfte gefüllt.

Karten könnten knapp werden

Ganz anders in Paderborn, wo sich der Zuschauerzuspruch sehr erfreulich entwickelt. Mit aktuell 12.034 Zuschauern im Schnitt steuert der Verein auf einen Zweitliga-Vereinsrekord zu. Selbst gegen Gegner wie Rostock oder Braunschweig kamen zuletzt mehr als 12.000 beziehungsweise 13.000 Zuschauer in die 15.000 Zuschauer fassende Home-Deluxe-Arena.

Sollte es auch hier freien Eintritt geben, dürfte die Nachfrage das Angebot schnell übersteigen. Wenn dann, wie in Düsseldorf geplant, bisherige Dauerkarteninhaber und Vereinsmitglieder bevorzugt und die restlichen Plätze verlost werden, dürften neue Fans schnell das Nachsehen haben.


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