SCP-Splitter

Ein Paderborner Verteidiger patzt, Platte ärgert seinen Ex-Trainer

SCP-Akteur Jasper van der Werff ist trotz des 1:0-Erfolges in Kaiserslautern sichtlich bedröppelt. Paderborns Siegtorschütze hält sich nicht an den Wunsch seines ehemaligen Coaches. Und Lukas Kwasniok lobt seinen Trainerkollegen.

SCP-Verteidiger Jasper van der Werff vertändelte gegen FCK-Stürmer Terrence Boyd (l.) kurz vor der Pause den Ball und wurde zur Halbzeit ausgewechselt. | © picture alliance/dpa

Frank Beineke
14.08.2022 | 14.08.2022, 10:00

Ein Sieger ist traurig

Nach dem 1:0-Erfolg beim 1. FC Kaiserslautern gab es am Freitagabend im Lager des SC Paderborn natürlich jede Menge strahlender Gesichter. Jasper van der Werff aber schlich ein wenig traurig und sichtlich bedröppelt durch die Katakomben des Fritz-Walter-Stadions. Grund: Der SCP-Verteidiger hatte eine schlechte erste Hälfte gespielt und wurde zur Halbzeit ausgewechselt.

So hatte sich van der Werff in der 44. Minute einen kapitalen Patzer geleistet, der zum Glück für die Gäste folgenlos blieb. Der 23-jährige Schweizer hatte im Spielaufbau den Ball verstolpert. FCK-Angreifer Terrence Boyd schnappte sich das Spielgerät und ging aufs SCP-Tor zu, scheiterte aber mit seinem viel zu schwachen Schuss an Paderborns Keeper Jannik Huth.

SCP-Coach Lukas Kwasniok reagierte und brachte zur Pause Abwehrroutinier Uwe Hünemeier für van der Werff. Grund für den Wechsel war nicht nur die erwähnte Szene aus Minute 44. "Jaspers Entscheidungsfindung mit dem Ball war diesmal generell einfach fahrig. Dabei liegt darin sonst seine Stärke", urteilte Kwasniok. "Und dafür habe ich ja einen Uwe Hünemeier auf der Bank, um ihn in solchen Momenten zu bringen", ergänzte Paderborns Trainer.

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Die Personalentscheidung zahlte sich aus. "Hüne hat extrem stabil gespielt", lobte Kwasniok. Womöglich muss van der Werff nun um seinen Startelfplatz im Heimspiel gegen Holstein Kiel (Samstag, 20. August, 13 Uhr) bangen. "Mal sehen, wie wir es lösen", sagte der SCP-Coach, betonte aber zugleich: "Auch Hüne weiß: Jasper gehört die Zukunft. Wir müssen ihn jetzt nur wieder stabiler bekommen."

Der Joker sticht

Und noch bei einem weiteren Wechsel bewies Lukas Kwasniok ein gutes Händchen. In der 77. Minute brachte er Richmond Tachie für Sirlord Conteh. Fünf Minuten später sollte der Neuzugang von Borussia Dortmund II mit einer starken Aktion den Siegtreffer initiieren. Tachie setzte sich auf der rechten Seite gleich gegen zwei Lauterer durch und flankte nach innen, wo Julian Justvan per Direktabnahme zunächst an FCK-Keeper Andreas Luthe scheiterte, ehe Felix Platte per Abstauber zum 0:1 (82.) vollstreckte.

"Es freut mich für Richmond. Und ich sage ja immer: Wir brauchen alle", erklärte Paderborns Trainer. Dennoch muss sich Tachie wohl erst einmal weiterhin mit der Jokerrolle begnügen. "Wir wissen, was er kann. Aber es ist nicht so einfach, an Sissi Conteh vorbeizuziehen", so Kwasniok.

Kwasniok lobt seinen Kollegen

Es war ein zähes Ringen und verdammt harte Arbeit, ehe der SCP in der besagten 82. Minute endlich das erlösende Tor erzielen konnte. Denn Gastgeber Kaiserslautern verteidigte erst recht nach der Roten Karte, die FCK-Linksverteidiger Hendrick Zuck in Minute 50 gesehen hatte, mit einer immens großen Leidenschaft.

"Sie spielen eine Art 90er-Jahre-Fußball 2.0. Und das meine ich nicht despektierlich, sondern anerkennend", urteilte SCP-Coach Lukas Kwasniok und fügte mit Blick auf seinen Lauterer Trainerkollegen an: "Das war ein unheimlich fleißiges Verteidigen von allen Spielern. Das ist beste Dirk-Schuster-Schule."

Deshalb ist sich Kwasniok sicher, dass FCK-Trainer Dirk Schuster perfekt zu Lautern passe. "Es ist eine richtige Symbiose: Dirk liebt diese Spielweise. Die Mannschaft ist bereit, diesen Weg zu gehen. Und die Fans honorieren es. Hier auf dem Betzenberg werden sich alle Gegner schwertun", so Paderborns Coach.

Schusters Wunsch bleibt ungehört

Dirk Schuster weiß nur allzu gut um die Qualitäten von Felix Platte. Als Cheftrainer des SV Darmstadt 98 hatte er den Stürmer einst selbst eineinhalb Jahre lang unter seinen Fittichen gehabt. Und so betrieben beide vor dem FCK-Heimspiel gegen Paderborn ein wenig Smalltalk. "Ich habe Felix gebeten, er solle es heute mal etwas langsamer angehen lassen. Leider hat er sich nicht daran gehalten", berichtete Schuster.

Denn in der 82. Minute stand Platte halt da, wo ein Torjäger stehen muss, um den Siegtreffer für die Gäste zu erzielen. "Felix zählt sicher nicht zu den Blindesten in der Liga", urteilte Lauterns Coach mit Blick auf seinen Ex-Schützling.

Kwasniok verzichtet auf Heimatbesuch

Eben jener Dirk Schuster zeigte sich trotz der 0:1-Niederlage seines Teams in Gönnerlaune. So gab der FCK-Trainer seinen Schützlingen zweieinhalb Tage frei. Die Paderborner Spieler können sich immerhin über einen freien Sonntag freuen, ehe am Montagnachmittag der Start in die neue Trainingswoche erfolgt. Auf das Auslaufen und das Spielersatz-Training am Samstag aber wollte Lukas Kwasniok nicht verzichten.

Der SCP-Coach entschied sich aber nicht nur deshalb gegen die eigentlich naheliegende Option, das Gastspiel in der Pfalz dafür zu nutzen, um nach der Partie bei seiner Familie im nur 100 Kilometer entfernten Karlsruhe vorbeizuschauen. "Ich fahre immer mit der Mannschaft nach Hause. Aus meiner Sicht gehört sich das so als Trainer", betonte Kwasniok.

Ritter und Schallenberg im Privatduell

Ron Schallenberg und Marlon Ritter kennen sich bekanntlich aus gemeinsamen Paderborner Zeiten. Das hinderte beide aber nicht daran, sich am Freitagabend ein hammerhartes Privatduell zu liefern. Zunächst war Ritter am Zug: Der Ex-Paderborner in Diensten des 1. FC Kaiserslautern holte in der 36. Minute Schallenberg rüde von den Beinen, nachdem ihm Sekunden zuvor ein Foulpfiff verweigert worden war. Ritter sah völlig zurecht die Gelbe Karte.

Schallenberg hatte sich das besagte Foul aber offenbar gut gemerkt. Denn als Ritter in der 63. Minute auf Höhe der Mittellinie nach vorne marschierte, wurde er von Schallenberg humorlos umgesenst. Und auch Paderborns Kapitän sah folgerichtig Gelb.


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