"Wir sind beschissen worden": Lauterns Trainer wettert nach 0:1 gegen SCP

Paderborn. Mit einem Topspeed von 36,6 km/h ist Sirlord "Sissi" Conteh auch offiziell der schnellste Spieler der 2. Fußball-Bundesliga. Spätestens seit Freitagabend weiß auch Hendrick Zuck vom 1. FC Kaiserslautern um die Sprintqualitäten des Paderborner Stürmers. In der 49. Minute spurtete Conteh nämlich in beeindruckender Manier an Lauterns Linksverteidiger vorbei. Zuck wusste sich nur noch mit einer Notbremse zu helfen und sah Rot. Und der SC Paderborn feierte am Ende einen verdienten 1:0 (0:0)-Erfolg auf dem Betzenberg. "Wir wissen um diesen Turbo, den Sissi in sich hat. Da brauchst du als Gegenspieler schon ein Moped, um hinterherzukommen", sagte SCP-Coach Lukas Kwasniok nach Spielschluss über die Szene, die zwar nicht zu einem Paderborner Torerfolg geführt hatte, aber die Gemüter erhitzte. Was war passiert? SCP-Akteur Marvin Pieringer hatte Conteh auf die Reise geschickt. Zuck hatte zwar einen Meter Vorsprung, verlor aber das Laufduell gegen den pfeilschnellen Paderborner, um ihn dann mit einem klaren Trikotzupfer zu Fall zu bringen. "Wir sind beschissen worden" Schiedsrichter Matthias Jöllenbeck entschied zunächst auf Elfmeter, sah sich dann die Szene nach Hinweis des Video-Assistant-Referees Pascal Müller aber auf dem Monitor an. Ergebnis: Jöllenbeck verlegte den Tatort außerhalb des Sechszehners, so dass der SCP nur einen Freistoß bekam. Und Zuck sah die Rote Karte. Letztlich war das korrekt, wenngleich bei dieser Zentimeter-Entscheidung auch ein Elfmeterpfiff kein Fehler gewesen wäre. Kaiserslauterns Trainer Dirk Schuster war dennoch auf 180. Er hatte nämlich zuvor ein Vergehen von Conteh gesehen. "Er sagte selbst auf dem Platz, dass er zuerst gezogen hat. Dann sind wir beschissen worden, das muss man so sagen. Mir fällt es brutal schwer, diese Niederlage zu akzeptieren", wetterte Schuster. Doch wenn überhaupt, dann hatte Conteh nur minimal an Zucks Trikot gezupft. "Ich war schon ein wenig überrascht von Dirks Aussage. Dieses leichte Gezupfe gibt's von Lautern über 90 Minuten", erklärte Kwasniok. Paderborns Chefcoach wäre allerdings die ursprüngliche Entscheidung des Referees weitaus lieber gewesen. "Ich hätte mir Gelb und Elfmeter gewünscht. Denn nach einer 1:0-Führung wären für uns vielleicht die Räume größer geworden", sagte Kwasniok und fügte an: "So aber veränderte sich nicht viel. Lautern hat weiter mit acht Mann verteidigt. Sie hatten halt nur nicht mehr so viel Entlastung." Der Platzverweis macht es nicht leichter In der Tat wurde es für den SCP nach der Roten Karte nicht einfacher. Die ohnehin hitzige Atmosphäre auf dem Betzenberg erreichte ihren Siedepunkt, weil die gut 33.000 FCK-Fans nun jede Abwehraktion ihrer Mannschaft frenetisch bejubelten, um zugleich Gegner und Schiedsrichter gnadenlos auszupfeifen. Und die Leidenschaft, mit der die Hausherren verteidigten, nahm ebenfalls noch einmal zu. "Wir haben auch nach dem Platzverweis kaum Lücken gefunden. Aber wir haben uns weder von vergebenen Chancen noch vom Publikum beeindrucken lassen", urteilte SCP-Sportchef Fabian Wohlgemuth. "Und wir hatten dann diesen einen Moment", ergänzte Lukas Kwasniok und meinte damit die spielentscheidende Szene aus der 82. Minute. Paderborn genießt den Moment Joker Richmond Tachie setzte sich auf der rechten Seite durch. Der omnipräsente Julian Justvan, der an diesem Abend zusammen mit Marcel Hoffmeier bester Paderborner war, scheiterte per Direktabnahme an FCK-Keeper Andreas Luthe. Doch SCP-Torjäger Felix Platte stand goldrichtig und drosch das Leder aus kurzer Distanz zum 0:1 in die Maschen. "Wir haben es uns am Ende auch verdient, weil wir nie locker gelassen haben und stets drangeblieben sind", resümierte Julian Justvan, dessen Team zumindest am Samstag noch immer Zweitliga-Tabellenführer war. "Wir genießen den Moment. Mal schauen, wie lange es hält", kommentierte Justvan Paderborns Platz an der Sonne. "Darauf kann man sich nichts einbilden", erklärte Siegtorschütze Felix Platte, der in seinem vierten Liga-Saisonspiel zum vierten Mal traf. Auch wenn er mit einem Topspeed von 33,12 km/h nicht ganz so schnell ist wie sein Teamkollege "Sissi" Conteh.

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