Fans sind verrückt auf den SCP
Zugegeben, der SC Paderborn hatte auch 3.814 Freikarten an Corona-Helden verteilt. Doch mit 9.652 Zuschauern war die Benteler-Arena am Sonntag beim 2:2 gegen den Karlsruher SC endlich mal wieder gut gefüllt. Zudem herrschte eine so lang vermisste Fußball-Atmosphäre, denn die aktive Fanszene sorgte nach dem Wegfall der Maskenpflicht erstmals wieder für organisierten Support.
Zur Rückkehr gab es hierbei kurz vor dem Anpfiff eine farbenfrohe Choreografie. Unter dem Motto "I can't get you out of my head" wurde auf der Südtribüne eine riesige Comicfigur in Zwangsjacke entrollt. Diese soll wohl dokumentieren, wie verrückt sie auf den SCP sind und wie sehr sie während der Corona-Pandemie leiden mussten.
Eine kleine Spitze gegen den künftigen Stadionnamen konnten sich Paderborns Fans unterdessen nicht verkneifen. So entrollten sie kurz vor dem Anpfiff der zweiten Halbzeit ein weiteres Banner mit der Aufschrift: "Unser Home Deluxe ist das Hermann-Löns-Stadion".
Pfeifkonzert für den Schiedsrichter
Während die Spieler beider Teams nach dem Abpfiff von ihren Fans gefeiert wurden, wurde das Schiedsrichter-Gespann um Referee Christof Günsch (Marburg) mit einem gellenden Pfeifkonzert in die Kabine verabschiedet. Paderborns Fans waren angesichts der Roten Karte, die Uwe Hünemeier in der 47. Minute gesehen hatte, sauer. Und dann gab Günsch auch noch den Karlsruher Treffer zum 1:2, nachdem sich der Video-Assistant-Referee eingeschaltet hatte.
Allerdings lagen Schiedsrichter und VAR in beiden Szenen richtig. "Ich habe die Szene noch nicht im Fernsehen gesehen, aber es war durchaus eine Rote Karte", kommentierte SCP-Coach Lukas Kwasniok den Platzverweis und fügte an: "Die Gesamtleistung des Schiedsrichters geht in Ordnung." Das sah sein Trainerkollege aus Karlsruhe genauso. "Der Schiedsrichter hat sehr, sehr anständig gepfiffen", urteilte Christian Eichner.
Ein Foul sorgt für Rudelbildungen
Vermutlich hing die Reaktion der Fans aber auch mit einer Szene aus der Nachspielzeit zusammen. Da nämlich verhinderte KSC-Kapitän Jerome Gondorf im griechisch-römischen Stil mit einem taktischen Foul an Marcel Mehlem den finalen Paderborner Konter. Die Zuschauer und die Beteiligten auf dem Feld und an der Seitenlinie tobten, doch Gondorf sah nur Gelb. Und auch das war völlig in Ordnung.
Anschließend aber bewies der Referee wenig Fingerspitzengefühl, denn diverse Paderborner sahen für ihre Reaktion aufs Gondorf-Foul ebenfalls noch die Gelbe Karte. Von den Spielern erwischte es Kai Pröger. Zudem zeigte der Schiedsrichter Günsch zwei Mal Gelb gegen die Bank. "Eine Gelbe hat zur Abwechslung mal wieder mein Co-Trainer gesehen", sagte SCP-Coach Lukas Kwasniok mit Blick auf Frank Fröhling, der damit bereits auf fünf Verwarnungen kommt. Eine Spielsperre musste der Paderborner Assistenzcoach anders als bei den Spielern aber schon nach der vierten Gelben absitzen.
"Und dann hat es wohl meinen Chef erwischt, auch wenn wir uns da nicht ganz sicher sind", erklärte Kwasniok und blickte Richtung Sport-Geschäftsführer Fabian Wohlgemuth. Dieser hatte die Coaching-Zone verlassen, um die Streithähne Gondorf und Pröger zu trennen und die Gemüter zu beruhigen. Doch sein "Friedenseinsatz" wurde offenbar ebenfalls mit Gelb geahndet.
Auch SCP-Kapitän Ron Schallenberg sah übrigens den Gelben Karton, weil er sich in der 50. Minute lautstark darüber beschwert hatte, dass KSC-Akteur Marc Lorenz für ein böses Foul an Kai Pröger nicht vom Platz geflogen war. Das wäre auch durchaus vertretbar gewesen. Insofern sind die Pfiffe der Paderborner Fans für den Unparteiischen dann doch nicht so verwunderlich.
Ein Ständchen für Leo
Vor dem Spiel hatten die Fans auf der Südtribüne ein Geburtstagsständchen angestimmt. Damit gratulierten sie Leopold Zingerle beim Aufwärmen zum Geburtstag. Der SCP-Ersatzkeeper wurde am Sonntag 28 Jahre alt. Zudem gab es beim Heimspiel gegen den KSC Glückwünsche für einen schier unersetzlichen Mitarbeiter der SCP-Geschäftsstelle. So feierte auch "Mr. Ticketing" Michael Püttmann am Sonntag sein Wiegenfest.
Kilian sorgt für Kölner Party
Ein Ex-Paderborner in Diensten des 1. FC Köln erlebte am Samstag im Bundesliga-Heimspiel gegen den FSV Mainz 05 eine Achterbahnfahrt der Gefühle. So fälschte FC-Innenverteidiger Luca Kilian einen Schuss des Mainzers Jonathan Burkardt zum 0:1 (14.) ab, ehe sein Team in der 52. Minute sogar das 0:2 kassierte. Dennoch sollte den Kölnern noch ein 3:2-Heimsieg gelingen, bei dem Kilian in der 82. Minute nach einer Ecke zum Siegtreffer abstaubte.
Im 47. Bundesligaspiel war es für ihn das erste Tor. „Wir haben diese Woche darüber gequatscht, dass ausgerechnet jetzt ein guter Zeitpunkt wäre für mein erstes Bundesliga-Tor. Umso schöner, dass es so ein wichtiges war. Es gibt anscheinend einen Fußballgott“, erklärte der 22-Jährige, der vom FSV Mainz 05 an den 1. FC Köln ausgeliehen ist.
Bei Mainz lief es für ihn überhaupt nicht, doch unter seinem alten Trainer Steffen Baumgart, der ihm in Paderborn in der Bundesliga-Saison 2019/20 zum Durchbruch verholfen hatte, blüht Kilian wieder auf. Der Premierentreffer hat für den einstigen SCP-Erfolgscoach nun aber Folgen. "Ich habe mal gesagt, dass ich der Mannschaft ein Essen zahle, wenn Luca mal ein Tor macht", berichtete Baumgart und fügte frotzelnd an: "Daher Glückwunsch! Aber Holzfuß bleibt Holzfuß." Zum Hintergrund: Der FC-Coach hatte Kilian unlängst scherzhaft als "Holzfuß" betitelt, nachdem dieser im Training am einem Lupfer-Versuch gescheitert war.
Die Rückkehr nach Mainz wird dem jungen Innenverteidiger übrigens mit hoher Wahrscheinlichkeit erspart bleiben. So ist es wohl nur noch eine Frage der Zeit, bis die Kölner ihre Kaufoption ziehen und Kilian für rund zwei Millionen Euro fest verpflichten. Im Sommer 2020 war der aus Dortmund stammende Abwehrspieler für 2,5 Millionen Euro aus Paderborn nach Mainz gewechselt.
Michel setzt den Schlusspunkt
Und noch ein weiterer ehemaliger Spieler des SC Paderborn feierte am Samstag eine Torpremiere. So erzielte Sven Michel seinen ersten Treffer für den 1. FC Union Berlin. Der 31-Jährige, der in diesem Winter vom SCP zum Erstligisten aus Köpenick gewechselt war, hatte sich dabei ebenfalls einen perfekten Zeitpunkt ausgesucht, denn Michel traf vor 74.667 Zuschauern im ausverkauften Olympiastadion ausgerechnet im Stadtderby gegen die Hertha.
So markierte der langjährige SCP-Publikumsliebling in der 85. Minute kurz nach seiner Einwechslung aus 16 Metern den 4:1-Endstand. Im achten Einsatz war es sein erstes Tor für die Eisernen und zugleich sein insgesamt sechster Bundesliga-Treffer.